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Kampf gegen Cyberkriminalität Luzerner Staatsanwalt fordert mehr Mittel

  • Erstmals hat die Luzerner Staatsanwaltschaft für 2018 diejenigen Delikte statistisch ermittelt, die mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien begangen wurden, der sogenannten Cyberkriminalität.
  • Zwei Drittel davon wurden sistiert, weil die Täter nicht ermittelt werden konnten.
  • Ein solcher Fall betrifft die Firma Frischfleisch AG in Sursee. Sie wurde anfangs Februar durch einen Hackerangriff lahmgelegt.

Forderungen an die Politik

Dies sei unbefriedigend, sagte Oberstaatsanwalt Daniel Burri am Dienstag an der Jahresmedienkonferenz der Luzerner Staatsanwaltschaft. Sie fordert deshalb von der Politik die Mittel, um Spezialisten im Kampf gegen diese neue Kriminalitätsform zu rüsten.

Burri ist überzeugt, dass mit der Digitalisierung auch die Cyberkriminalität zunehmen werde. Die Entwicklung sei besorgniserregend, sagte er. Polizei und Staatsanwaltschaft müssten einen Schritt vorwärts machen, damit Luzern nicht von der Cyberkriminalität überrollt werde.

Der Oberstaatsanwalt will zusammen mit der Kriminalpolizei ein entsprechendes Projekt starten und bis im Herbst dem Luzerner Regierungsrat den Bedarf aufzeigen. «Wir brauchen mehr Mittel und Möglichkeiten», sagte Burri.

Hackerangriff auf Unternehmen in Sursee

Burri schwebt vor, künftig spezialisierte Staatsanwälte auf die Cyberkriminellen anzusetzen. Die personellen Ressourcen sollen verstärkt, die Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei ausgebaut werden.

Handlungsbedarf sieht Burri aber auch bei der Infrastruktur. Die Spezialisten bräuchten Büros sowie die nötige Hard- und Software. Trotzdem werde es auch in Zukunft Fälle geben, bei denen die Täter nicht eruiert werden könnten.

Genau ein solcher Fall betrifft die Frischfleisch AG aus Sursee. Die Firma ist eine der grössten Fleischverarbeitungsbetriebe der Schweiz. Anfangs Februar wurde sie durch einen Hackerangriff lahmgelegt - mit fatalen Folgen.

Nicht alle Fälle werden angezeigt

Das ganze Computersystem fiel aus, sagt Verwaltungsrat Urs Kunz: «Bei uns funktionierte nichts mehr, wir konnten keine Mails mehr bearbeiten, aber auch keine Lieferscheine und das war schwierig.» Die IT-Abteilung musste alle Daten ab Sicherheitskopien wieder ins System laden. Das sei mühsam und zeitaufwändig gewesen. Gleichzeitig musste der Betrieb weiterlaufen.

Alle haben Angst vor solchen Angriffen, aber konkret werden will niemand.
Autor: Urs Kunz Verwaltungsrat der Frischfleisch AG, Sursee

Urs Kunz hat beim Kontakt mit den Kunden und den Lieferanten gemerkt, dass auch andere Betriebe schon Opfer von Cyberkriminellen geworden waren. «Aber lustigerweise will niemand konkret werden. Wir waren dagegen sehr offen gegenüber Kunden und Lieferanten.» Das habe sich bezahlt gemacht, sie hätten viel Solidarität erfahren. Offenbar hätten viele Angst vor so einem Fall.

Absolute Sicherheit gibt es nicht

Warum gerade seine Firma gehackt worden ist, das weiss Kunz nicht. Es seien auch keine Forderungen bei ihnen eingegangen. Aber er habe sich schon die Frage gestellt, warum gerade seine Firma gehackt worden war. «Wir wissen nicht, woher der Angriff gekommen ist, und es ist sehr schwierig dies nachzuverfolgen.»

Was soll ich bei der Polizei? Was will die Polizei in unserem System machen? Die kennen sich da doch überhaupt nicht aus.
Autor: Urs Kunz Verwaltungsrat der Frischfleisch AG, Sursee

Darum habe er sich auch nicht sofort bei der Polizei gemeldet. «Was soll ich bei der Polizei? Die kennen sich doch mit unserem System gar nicht aus.» Er wisse auch nicht, ob die Luzerner Polizei über Spezialisten für Cyberkriminalität verfüge.

Hacken kann man jedes System. Es kommt nur darauf an, wie gut das System ist und wie gut die Hacker.
Autor: Urs Kunz Verwaltungsrat der Frischfleisch AG, Sursee

Hacken könne man jedes System, sobald man am Internet angeschlossen ist. Trotzdem lege er Wert auf Computersicherheit. Seit zwei Jahren beschäftige die Firma externe Fachleute, um das System möglichst sicher zu machen.

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