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Schimmlige Wand mit Warnzeichen davor.
Legende: Solchen Schimmelbefall kennt man höchstens aus Kellern im Altbau. imago

Schimmelbelastung «Dauernder Husten ist ein Warnzeichen»

Es gibt unzählige Schimmelarten. Manche von ihnen machen krank. Doch Schimmelsporen sind nicht das einzige gesundheitliche Risiko in feuchten Räumen, erklärt Allergologe Günter Menz.

Zur Person

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Legende: SRF

Günter Menz ist Facharzt für Pneumologie und Allergologie am Zentrum Pneumologie/Allergologie der Hochgebirgsklinik Davos.

SRF News: Bei welchen Symptomen denken Allergologen an Schimmelpilze als Auslöser?

Günter Menz: Der Betroffene hat einen länger anhaltenden Schnupfen und eine Bronchitis, oft mit Reizhusten, seltener Husten mit Auswurf. Das Problem ist, dass Schimmelpilz-Sporen sehr klein sind, zehnmal kleiner als Pollen. Sie gelangen deshalb anders als Pollen direkt in die kleinen Bronchien und Bronchiolen. Die viel grösseren Pollen dagegen bleiben normalerweise erst einmal eher im Nasenbereich hängen und machen zuerst dort Symptome. Deshalb haben Pollenallergiker zunächst Schnupfen, und erst später sind auch die tieferen Atemwege betroffen. Dauernder Husten ist also ein Warnzeichen.

Es gibt unzählige Pilzarten. Machen alle krank?

Nur wenige können tatsächlich krank machen. Die Arbeit eines Allergologen ist da auch immer ein bisschen Detektivarbeit. Man muss beispielsweise schauen, wann die Symptome auftreten, denn es gibt Sporen von Schimmelpilzen, die sehr häufig und saisonal belastend sind.

Fünf häufige krankmachende Schimmelarten

Alternaria Outdoor-Pilz in organischen Abfällen, Sporenflug im Sommer
CladosporiumOutdoor-Pilz, Schwarzer Schimmel, z. B. im Mauerwerk, Sporenflug im Sommer
PenicilliumIndoor-Pilz in Lebensmitteln und organischen Stoffen, auch Kompost oder Getreide, Sporenflug ganzjährig, vor allem im Herbst
MucorIm Kompost und auf Lebensmitteln oder bei Feuchteschäden in Räumen, grauer bis gelblich-grauer Schimmel
AspergillusIndoor-Pilz, z. B. in schlecht gewarteten Klimaanlagen, Biomüll oder Kompost

Eine medizinisch sehr wichtige Gattung ist Aspergillus. Man weiss, dass Aspergillus ganz verschiedene Krankheitsbilder auslösen kann – wie stark sie sind, ist abhängig vom Immunstatus der Person.

Schimmel kommt auch in schlecht gewarteten Klimaanlagen vor.
Autor: Günter Menz

Menschen reagieren also individuell verschieden auf Pilzsporen?

Bei Menschen mit einer Grunderkrankung wie Krebs oder AIDS oder speziellen Therapien wie Chemotherapien kann der Kontakt mit Aspergillus eine sehr schwere, lebensgefährliche Infektion auslösen, die invasive Aspergillose. Beim gesunden Menschen dagegen sind Pilze praktisch nie Infektionserreger.

Ein anderes Thema sind Allergiker, die ja ein überempfindliches Immunsystem haben. Hier löst der Kontakt mit Schimmel Krankheitsbilder aus wie Asthma oder im schlechtesten Fall eine allergische bronchopulmonale Aspergillose. Auch Asthmatiker oder Menschen mit cystischer Fibrose sind dafür besonders anfällig.

Fluch des Pharao

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Als 1922 das Grab des Pharaos Tut-Anch-Amun geöffnet wurde, starben in den folgenden Wochen mehrere der beteiligten Forscher. Alle hatten die gleichen Symptome, wahrscheinlich, weil sie im Grab enorme Mengen an Schimmelsporen eingeatmet hatten. Heute wären sie sofort mit Cortison behandelt worden – und hätten ihre Alveolitis wohl überlebt.

Wie häufig ist ein durch Schimmel ausgelöstes Asthma?

Asthma entsteht selten allein wegen Schimmelpilz. Die meisten Betroffenen sind Atopiker, also prädisponiert für eine Allergie und haben auch bereits eine Reihe anderer Sensibilisierungen wie gegen Tierhaare oder Pollen. Dass jemand nur auf Schimmelpilz reagiert, ist sehr selten.

Bei Pilzsporen macht die Dosis auch das Gift.

Bei einer ständigen Belastung durch Wohnschimmel ist das wie das berühmte Glas, das langsam überläuft.

Anders verhält es sich bei einer massiven Exposition. Dann kann sich eine Alveolitis, eine Entzündung der Lungenbläschen, entwickeln – eine sehr schwere Erkrankung, die man auch als «Fluch des Pharao» kennt. Dazu muss die Exposition aber schon extrem sein – beispielsweise, wenn man ohne Mundschutz einen nassen, vergammelten Keller betritt, der über lange Zeit zugeschlossen war, und dann dort viele Stunden drin arbeitet.

Topfpflanzen sind eine bedeutsame Quelle für Schimmelpilze in der Wohnung.
Autor: Günter Menz

Man denkt bei Schimmel daheim üblicherweise an Schimmelstellen an Wänden oder Fenstern. Was ist zum Beispiel mit Blumentöpfen?

Topfpflanzen sind tatsächlich eine bedeutsame Quelle für Schimmelpilze in der Wohnung. Als Allergologen müssen wir da richtiggehend als Anwalt der Patienten auftreten und sagen: Raus damit! Auch wer viel Biomüll in der Wohnung aufbewahrt, sollte das besser nicht tun.

Der Hype ums ideale Raumklima

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Aus dem Gefühl heraus, dass trockene Luft schadet, sind Luftbefeuchter im Winter sehr beliebt. Doch die sind überflüssig, mitunter sogar schädlich, zeigt dieser Text.

Schimmel gedeiht besonders gut in Räumen ab einer Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent. Sind feuchte Räume also ungesund?

In feuchten Wohnungen hat es generell ein gesundheitlich ungünstiges Mikroklima. Für Allergiker besteht dann besonders die Gefahr, dass sie sensibilisiert werden – aber viel grösser als Schimmel ist da das Risiko wegen der Milben …

… die fühlen sich ja auch in feuchten Räumen besonders wohl.

50 Prozent der Allergiker sind auch Hausstauballergiker, und allergische Kinder reagieren sogar zu 80 Prozent auf Milben. Wenn Kinder also dauernd Infekte haben, muss man auch mal an Allergien denken. Denn die Symptome unterscheiden sich nicht von einem Infekt.

Wozu raten Sie dann, wenn man im Winter zu unangenehm trockenen Schleimhäuten neigt? Luftbefeuchter sind es ja offensichtlich nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ich persönlich bin Fan davon, lokal nachzuhelfen, wenn man sich wegen trockener Luft nicht wohlfühlt – mit Nasenrachenduschen oder Nasensprays mit einfacher physiologischer Kochsalzlösung beispielsweise.

Das Gespräch führte Helwi Braunmiller

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