Das Wichtigste in Kürze
- In Murcia unterhält Spanien eine Hochleistungs-Landwirtschaft. Möglich auch dank Wasser aus dem Tajo.
- Der Fluss führt immer weniger Wasser. Die Dürre-Jahre setzten den Ernten in der südostspanischen Region zu.
- Meerentsalzungsanlagen sind bisher erst ein Teil der Lösung. Deren Kapazität müsste gesteigert werden.
Murcia schmückt sich heute mit dem Übernamen «Früchte- und Gemüsegarten Europas». Möglich wurde dieser Aufstieg dank eines 300 Kilometer langen Kanals. Er führt seit den frühen 1980er Jahren Wasser vom Oberlauf des Tajo in den Süden. Damit dort Felder und Plantagen bewässert werden können. In Murcia hat das zu einem eigentlichen Boom geführt, obschon vom Tajo deutlich weniger Wasser kam, als ursprünglich versprochen worden war. Die Experten hatten sich verschätzt.
Murcia wuchs dennoch, wurde produktiver und setzte sich in der Gemüse- und Früchteproduktion landesweit an die Spitze. Tomaten, Peperoni, Auberginen, Salate oder Zitronen, Grapefruit, Orangen, Aprikosen: alles kommt aus der Hochleistungslandwirtschaft von Murcia.
Je nach Produkt wird mehr als nur einmal pro Jahr geerntet. Die grössten Märkte sind Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Italien. Aber Murcia exportiert viel mehr. Insgesamt hat die Region Kunden in 88 Ländern.
Die Dürre-Jahre aber waren schwierig für Murcia und bremsten die Produktion. Vom Tajo kam noch weniger Wasser. In Murcia haben darum praktisch alle Bauern Tröpfchen-Bewässerung eingerichtet. Das Wasser wird in einer Rohrleitung direkt zu den Pflanzen geführt und dort tröpfchenweise abgegeben. So werden Einsparungen von bis zu 30 Prozent möglich.
Von mediterran auf subtropisch
Keine andere Region Spaniens hat so konsequent umgestellt auf sparsameren Wassergebrauch. Dennoch gab es Ernteverluste wegen des Wassermangels. Und man arbeitet bereits daran, die Produktion auf subtropische Früchte umzustellen: Der Klimawandel lässt kaum eine andere Wahl.
Trotz aller Anstrengungen hat Murcia weitere schwierige Jahre vor sich. Kaum jemand rechnet mit einer Umkehr des Trends zur Erwärmung. Das Wasser dürfte weiter knapp bleiben.
Zwar will noch niemand davon reden in Murcia, aber der Kanal, der über drei Jahrzehnte lang Wasser vom Tajo brachte, könnte in den kommenden Jahren immer häufiger trocken bleiben. Und auch die Lösung über Meerwasser ist nicht so einfach, wie man sich das allenfalls vorstellen möchte.
Spanien hat zwar die grösste Meerwasserentsalzungsanlage Europas. Sie steht in Torrevieja, etwa 70 Kilometer von der Stadt Murcia entfernt. Der Bau blieb aber wegen politischer Querelen trotz Trockenheit jahrelang blockiert.
Jetzt funktioniert die Anlage erst auf halber Kraft, kann also erst die Hälfte des Wassers liefern, die möglich wäre. Grund: Die Stromleitung, die volle Kraft liefert, wird erst diesen Sommer fertig, drei Jahre nach der Eröffnung der Anlage.