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Spielzeug wird immer noch zu Hungerlöhnen produziert
Aus Espresso vom 21.11.2019. Bild: Solidar Suisse
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Überstunden und Ausbeutung «Es gibt kaum faires Spielzeug von grossen Herstellern»

Noch immer schuften Arbeiter in chinesischen Fabriken für einen Hungerlohn. Auch 2019 ist die Situation prekär.

Es ist die Zeit der Wunschzettel der Kinder: Lego-Feuerwache, eine Barbie von Mattel, ein Spiel von Hasbro oder ganz aktuell eine Eiskönigin von Disney. Hergestellt werden all diese Spielsachen in China. Solidar Suisse beobachtet die Situation in chinesischen Spielzeugfabriken seit fünf Jahren. Kleinste Fortschritte seien zwar zu sehen, es reiche aber noch bei weitem nicht, hält das Arbeiterhilfswerk in seinem Toys Report 2019 fest.

«Espresso»-Redaktorin Martina Schnyder sprach mit Simone Wasmann, Kampagnenverantwortliche für faire Arbeit in Asien bei Solidar Suisse.

Simone Wasmann

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Die Kampagnenverantwortliche für faire Arbeit in Asien ist seit 2015 bei Solidar Suisse tätig. Die NGO macht Entwicklungsarbeit und Kampagnen zur Sensibilisierung in der Schweiz.

SRF: Welche Fortschritte gibt es für die Wanderarbeiter in chinesischen Fabriken?

Simone Wasmann: Vor allem wenn wir langfristig zurückschauen, hat sich die Länge der Arbeitstage etwas verkürzt. Früher waren 14 Stunden die Norm, heute sind es noch 11 Stunden, sechs Tage pro Woche. Der Mindestlohn ist zwar gestiegen über die Jahre, allerdings muss man sagen, bedeutet dies teuerungsbereinigt ein Null-Anstieg.

Das sind Mini-Fortschrittchen, und die Lebensumstände dieser Wanderarbeiter sind immer noch höchst prekär. Wo sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf?

Beim Lohn. Der Grundlohn muss ein Existenzlohn sein. Es kann nicht sein, dass die Arbeiter Überstunden leisten müssen in dem Masse, wie es jetzt ist, um überhaupt überleben zu können. Ein angemessener Lohn wirkt sich auch direkt auf die Lebensumstände aus. So könnten sich Arbeiterinnen und Arbeiter ein Zimmer oder eine Wohnung leisten und müssten nicht mehr in Schlafsälen leben, welche von der Fabrik zur Verfügung gestellt werden. Gerade für Frauen ist das wichtig, sie sind häufig Gewalt und sexueller Belästigung ausgeliefert.

Schauen wir noch etwas weiter zurück. Seit 2001 beobachtet die chinesische NGO China Labor Watch die Situation in chinesischen Spielzeugfabriken, seit 2015 arbeitet Solidar Suisse mit ihr zusammen. Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Wenn man auf die letzten 18 Jahre zurückschaut, hat sich schon einiges verbessert. Wenn wir aber nur auf die letzten fünf Jahre zurückschauen, als wir angefangen haben, ist vieles auch sehr viel schwieriger geworden. Dies hat sehr viel mit Staatspräsident Xi Jingping zu tun, welcher 2013 an die Macht kam. Seit ein paar Jahren herrscht Repression gegen Arbeitsrechtsorganisationen und unabhängige, gewerkschaftliche Organisationen. Unsere Investigationen sind dadurch sehr viel schwieriger geworden.

Was kann ich als Mutter oder Götti tun, damit ich faires Spielzeug kaufe?

Achten Sie auf Langlebigkeit und Material eines Spielzeugs, aber auch darauf, ob das Kind lange an einem Spiel Interesse hat. Probieren Sie alternative Geschenke aus: Schenken Sie einen Ausflug zum Beispiel. Gehen Sie an Tauschbörsen oder auf den Flohmarkt. Ein faires Spielzeug der grossen Hersteller ist praktisch unmöglich.

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