Der ASE-Betrugsskandal füllt 448 Bundesordner voller Akten. Die Anklageschrift umfasst 192 Seiten Text, 592 Seiten sogar mit Anhängen. Dies lässt erahnen, wie gross dieser Fall für die Aargauer Justiz ist. Nach jahrelangen Ermittlungen beginnen nun am Montag die Verhandlungen vor dem Bezirksgericht Laufenburg.
Die Angeklagten:
- Hauptbeschuldigter ist der ASE-Geschäftsführer. Angeklagt ist er unter anderem wegen gewerbsmässigem Betrug, ungetreuer Geschäftsführung und Urkundenfälschung. Er ist kooperativ und geständig, seit 2012 in Haft und seit Februar 2015 im vorzeitigen Strafvollzug.
- Dem ASE-Verwaltungsratspräsidenten wird Misswirtschaft vorgeworfen. Er ist nicht geständig.
- Ein ehemaliges Direktionsmitglied der Basler Kantonalbank muss sich wegen Gehilfenschaft zu gewerbsmässigem Betrug verantworten. Der Mann weist jegliche Schuld von sich.
Den drei Männern wird vorgeworfen, mit einem Schneeballsystem rund 2000 Kunden um insgesamt 170 Millionen Franken gebracht zu haben. Dabei stand am Anfang der Traum vom schnellen Geld. Die ASE Investment AG im aargauischen Frick versprach den Kunden eine Rendite von rund 17 Prozent auf ihr eigenes Vermögen.
Die ASE – ein Luftschloss
Daraus wurde aber nichts: Verdient haben laut Anklageschrift lediglich die drei Beschuldigten. Millionen wirtschafteten sie demnach in ihre eigenen Taschen und am Steueramt vorbei, während die Kunden ihr Geld verloren. Zehntausende, teilweise gar Hunderttausende Franken.
Die ASE Investment AG hatte das Geld der Kunden verzockt. Aber anstatt die Verluste einzugestehen, versprach sie immer grössere Gewinne und überredete die Kunden, noch mehr Geld einzuschiessen. Ein Schneeballsystem, welches sechs Jahre lang funktionierte, dann aber 2012 zusammenbrach und aufflog.
Schaden für Basler Kantonalbank
Als Depotbank für die ASE-Kunden diente die Basler Kantonalbank (BKB). Damit trägt sie aus Sicht diverser Experten zumindest eine Mitschuld an den Machenschaften der externen Investment-Gesellschaft. Immerhin: Erst durch die Meldung eines Kunden der BKB flog der Fall überhaupt auf.
Der Kunde bemerkte eine Differenz zwischen dem Kontoauszug bei der Bank und den Angaben, die er von der ASE Investment erhalten hatte. Die Kantonalbank reichte darauf Anzeige ein und brachte die Behörden erst auf die Spur der ASE.
- Nach dem Auffliegen des Skandals 2012 informierte die Kantonalbank darüber, dass allein ihre Kunden bei ASE etwa 100 Millione Franken verloren hätten. Es gab eine Rüge der Finanzmarktaufsicht.
- 2014 einigten sich die BKB und viele ehemalige ASE-Anleger auf einen Vergleich: Die Kantonalbank bezahlte insgesamt rund 50 Millionen Franken. Einige wenige Kunden klagten die Bank aber an. Zudem schloss die Bank ihre Filiale in Zürich – diese hatte massgeblich im Geschäft mit ASE gewirkt.
- Gegen die BKB wurde auch Anzeige wegen Geldwäscherei eingereicht – das Verfahren liegt zur Zeit auf Eis, bis der Hauptprozess gegen die ASE-Verantwortlichen im Aargau erledigt ist.
- Laut Anklageschrift lagen der BKB schon vor 2012 Hinweise auf Unregelmässigkeiten bei der ASE vor. Der angeklagte Bank-Mitarbeiter habe diese Untersuchungen aber jeweils bewusst verschleppt.
Monster-Prozess im Aargau
639 Geschädigte haben sich als Privatkläger für den Strafprozess konstituiert. Sie dürften von ihrem verlorenen Geld wohl kaum noch viel sehen, wollen aber die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Für den Prozess sind sieben ganze Tage eingeplant. Das zuständige Bezirksgericht wich für die Verhandlung in einen grösseren Raum aus: Verhandelt wird der Fall im kantonalen Zivilschutz-Ausbildungszentrum in Eiken.
Informationen zum ersten Prozesstag finden Sie bei SRF im Laufe des Tages.