- Der Solothurner Kantonsrat hat sich gegen 20 Tage Vaterschaftsurlaub für Kantonsangestellte ausgesprochen.
- Der Vorschlag aus den Reihen der Grünen scheiterte deutlich.
- Eine Kommission soll nun aber prüfen, ob die heute geltenden 2 Tage noch zeitgemäss sind.
- Mit 2 Tagen Vaterschaftsurlaub gehört Solothurn zu den knausrigen Kantonen. Mit 20 Tagen wäre er zum Spitzenreiter geworden.
«Es ist an der Zeit, dass wir nicht nur den Müttern, sondern auch den jungen Vätern eine gewisse Zeit gewähren, in der sie zu 100 Prozent da sein können, um zu ihren neugeborenen Kindern eine Beziehung aufzubauen», begründete Daniel Urech (Grüne) seinen Vorstoss für 20 Tage Vaterschaftsurlaub.
Unterstützt wurde Urech von seiner Partei und der SP: «Die Zeiten sind auch in der Schweiz vorbei, wo sich ein halbes Dutzend meist weibliche Verwandte um die junge Mutter und ihr Neugeborenes geschart haben und sich um das Wohl aller gekümmert haben», meinte Parteisprecherin Karin Kälin.
Viele Kantone gewähren 5 Tage
Mit 20 Tagen Vaterschaftsurlaub würde der Kanton Solothurn neuer Spitzenreiter vor dem Kanton Jura, wo derzeit 12 Tage gewährt werden, warnte André Wyss (EVP) im Namen der Mitte-Fraktion. Damit werde über das Ziel hinausgeschossen und der Druck auf die Privatwirtschaft erhöht, kritisierten auch FDP und SVP.
Wie halten es Kantone und Städte mit dem Vaterschaftsurlaub?
Kanton Solothurn | 2 (wird überprüft) |
Kanton Aargau | 3 |
Aarau | 20 |
Baden | 10 |
Grenchen | 5 |
Olten | 5 |
Solothurn | 2 |
Wohlen | 2 |
Mit 71 zu 26 Stimmen lehnte der Kantonsrat die Verlängerung des Vaterschaftsurlaubs für Solothurner Staatsangestellte auf 20 Tage klar ab. Ganz vom Tisch ist das Thema damit aber noch nicht.
Gibt es trotzdem mehr Urlaub?
Die bisher gewährten zwei Tage Vaterschaftsurlaub seien im Vergleich zu anderen Kantonen zu wenig, sagte Susanne Koch Hauser (CVP) als Präsidentin der Finanzkommission. Sie schlug vor, dass sich das Parlament nicht auf eine konkrete Anzahl Tage festlegt und stattdessen die Diskussion über die Länge des Vaterschaftsurlaubs der GAV-Kommission überlässt.
Dieser Vorschlag wurde von der Regierung unterstützt. Finanzdirektor Roland Heim (CVP) sagte, dass in der GAV-Kommission derzeit sämtliche Berechtigungen für Urlaubstage überprüft würden. Deshalb solle dort gleichzeitig auch über den Umfang des Vaterschaftsurlaubes diskutiert werden.
Zu teuer
Der Vaterschaftsurlaub für Solothurner Kantonsangestellte werde aber auch in Zukunft sicher nicht 20 Tage betragen, meinte Heim. Das würde dem Kanton jährliche Mehrkosten von bis zu 350'000 Franken verursachen.
Der Vorschlag, dass der Vaterschaftsurlaub von der GAV-Kommission überprüft werden soll, wurde vom Parlament mit 51 zu 47 Stimmen knapp angenommen. Kritiker warnten, die GAV-Kommission könne den Vaterschaftsurlaub (via Gesamtarbeitsvertrag) eigenhändig verlängern, das Parlament habe dann später (via Staatspersonalgesetz) nichts mehr zu sagen.