Schweizer Jugendliche spielen zusammen mit minderjährigen Flüchtlingen Franz Schuberts «Winterreise». Sie inszenieren das Musiktheater in der Alten Reithalle in Aarau auf ungewöhnliche Art und Weise.
SRF News: Um was geht es beim Stück «Winterreise»?
Peter-Jakob Kelting: Die «Winterreise» ist ja eine der bekanntesten Kompositionen der deutschen Romantik von Franz Schubert. Sie ist ein wunderbares Dokument für ein Lebensgefühl der Fremdheit und Einsamkeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Dieses Stück wird in der Alten Reithalle in Aarau konfrontiert mit unserer Gegenwart, mit heutigen Fremdheitsgefühlen, zum Beispiel von Flüchtlingen.
Bei «Winterreise» ist der Name Programm. Ihr nehmt das Publikum wirklich auf eine Reise mit in der Alten Reithalle?
Das ist richtig. Die Alte Reithalle wird ja ab Juni umgebaut, so dass man sie künftig ganzjährig bespielen kann. Im Moment ist sie wie ein Kühlschrank. Die Reise geht so, dass die Zuschauer zunächst an einem Ort sind, dann aber den Platz wechseln und einen Parcours durch die ganze Reithalle machen.
Man geht aber eigentlich ja nicht ins Theater, um zu frieren.
Die Zuschauer werden mit Decken, Tee, Suppe und Glühmost versorgt. Das Ganze dauert eine Stunde ungefähr. Das hält man gut aus.
Die Aufführung ist eine Zusammenarbeit mit dem Jugendorchester Freiamt und mit minderjährigen Asylsuchenden, die alleine in die Schweiz kamen. Drei Viertel der Darsteller sind Jugendliche. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Collectif Barbare, die Künstlergruppe, die das initiiert hat, hatte grundsätzlich die Idee ein klassisches Stück zu nehmen und dieses gegenwärtig umzusetzen. Deswegen haben sie zu den Jugendlichen im Freiamt und zum Netzwerk Asyl Kontakt aufgenommen.
Wie lief die Zusammenarbeit unter den Jugendlichen?
Immer wenn Jugendliche zusammen sind, sind die Barrieren schnell überwunden. Man hat zusammen ein Projekt gemacht. Das ging extrem reibungslos und war schön. Die Jugendlichen konnten Kontakt miteinander aufnehmen und Vorurteile abbauen.