Die Basler Fasnacht gilt als Gralshüterin des Basler Dialekts. Schnitzelbänkler und Zeedel-Dichter geben sich Mühe, dass ihr Baseldeutsch korrekt ist. Nun aber muss sich ausgerechnet das Fasnachts-Comité, das oberste Gremium der Fasnacht, gegen den Vorwurf verteidigen, es trage zu wenig Sorge zum Dialekt.
Es geht um das diesjährige Fasnachts-Motto. Es heisst: «Mer mache dicht» und thematisiert das Ladensterben in Basel. Kritiker, die sich in den Leserbriefspalten der Zeitungen äussern, monieren: Der Ausdruck «dicht machen» sei ein Germanismus. Stattdessen müsste es auf Baseldeutsch heissen: «Mer mache zue».
Adrian Kunz vom Basler Fasnachts-Comité verteidigt jedoch das Motto: «Es ist Baseldeutsch. Gepflegtes, gesprochenes Baseldeutsch, wie man es im Alltag spricht.»
Adrian Kunz sagt: Das Comité sei sich bewusst gewesen, dass der Ausdruck «dicht machen» ein Grenzfall sei, habe sich jedoch bewusst für ihn entscheiden. Der Grund: «Mer mache zue» hätte nicht gepasst zum Thema Ladensterben. «Ein Ladenbesitzer macht jeden Abend seinen Laden zu, aber dicht macht er ihn nur einmal im Leben.»
Das Fasnachts-Motto ist Baseldeutsch. Gepflegtes, gesprochenes Baseldeutsch, wie man es im Alltag spricht.
Stellt sich noch die Frage, was jener Mann zum Thema sagt, der in Basel als Dialekt-Papst gilt: Alt-Ständerat Carl Miville. Er findet, das Motto sei zwar nicht Baseldeutsch aus dem Baseldeutsch-Wörterbuch, aber der Ausdruck «dicht machen» habe sich im Dialekt etabliert. Aus diesem Grund könne er gut mit dem Motto leben.
Es gibt Dialekt-Tabus
Einig sind sich aber alle Beteiligten, dass nicht jedes hochdeutsche Wort, das sich allmählich im Dialekt einnistet, als Fasnachts-Motto akzeptabel wäre. Adrian Kunz vom Fasnachts-Comité nennt das Wort «Träppe», das vor allem Jugendliche immer häufiger statt dem Dialekt-Wort «Stäge» verwenden.
Aber wer weiss: Vielleicht ist auch «Träppe» in Zukunft im Dialekt derart gebräuchlich, dass es irgendwann in einem offiziellen Fasnachts-Motto auftaucht.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)