Im Herbst 2014 trifft sich die Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission des Basler Parlaments mit der Spitze der Industriellen Werke Basel (IWB). Es geht an der Sitzung auch um die Frage, wie genau man das Trinkwasser analysieren soll. Dies zeigen Recherchen von Radio SRF.
Kritiker werfen den IWB vor, sie schauten zu wenig hin. Man müsste die Analyse verschärfen. Der damalige Kommissionspräsident, Michael Wüthrich, erinnert sich: «Meine Begründung damals war, dass wir von Deponien und Produktionsstandorten umgeben sind. Wir entnehmen unser Trinkwasser aus dem Rhein: Was, wenn dort oder an den Entnahmestellen Verunreinigungen sind? Das müssen wir wissen.»
«Es geht um die Gesundheit der Basler»
Die IWB hatten bei der Trinkwasser-Analyse damals seit Jahren eine Untergrenze: Man ging nur solchen Stoffen nach, welche eine Schwelle überschritten – konkret waren das 100 Nanogramm pro Liter. Alles andere liess sie damals links liegen.
Und das gefiel den Kritikern gar nicht: «Es gibt Millionen von Stoffen, welche vorhanden sein könnten. Und für einen Teil davon gibt es Grenzwertvorschriften. Bei hochtoxischen Stoffen muss man handeln. Darum ging es mir damals: es geht um die Gesundheit der Basler», sagt der ehemalige Kommissionspräsident Wüthrich.
Wasseranalyse wurde Chefsache
Über was genau an dieser Sitzung 2014 gestritten wurde, ist aufgrund des Kommissionsgeheimnisses geheim. Aber: Ein paar Monate nach der Sitzung senkte die IWB ihre Untergrenze, suchte neu auch nach Stoffen bis zu 25 Nanogramm. Für Kritiker, aber auch für verschiedene Experten, noch immer eine zu hohe Schwelle. Das Problem sei, dass es immer noch zu viele Stoffe gebe, welche quasi unter dem Radar fliegen würden. Denn die Messmethode ist nicht hochpräzis. Abweichungen nach unten, aber auch nach oben um bis zu hundert Prozent sind nicht ausgeschlossen.
Zwei Jahre später gab es ein geheimes Treffen zwischen Politikern, Experten und den Verantwortlichen der IWB. Das Thema Wasseranalyse wird an diesem runden Tisch zur Chefsache: Der zuständige Regierungsrat Christoph Brutschin nahm ebenfalls an der Sitzung teil. Der Trinkwasserversorger IWB soll dazu gebracht werden, zumindest ab und zu in der Analyse noch tiefer zu gehen.
Nun, wo die IWB den Stoff gefunden haben, hat das Unternehmen die Wasser-Entnahme aus dem Rhein sofort gestoppt. Das Wasser nimmt man nun aus der Wiese und man hat mit dem Hersteller Bayer Kontakt aufgenommen, damit das Ethyl-Dimetyhl-Carbamat nicht mehr in den Rhein gelangt. Seither habe man den Stoff nicht mehr im Trinkwasser gemessen.
Mit Risiko leben
So weit so gut. Aber es gibt immer noch weitere chemische Stoffe, welche auch in sehr tiefer Konzentration im Trinkwasser vorkommen, bei denen man aber nicht weiss, was es genau sei, so der Chef der Wasseranalyse bei den IWB, Richard Wülser: «Es sind nur wenige Substanzen, welche noch nicht identifiziert sind. Aber aufgrund der Konzentrationen und ersten Hinweisen haben wir dort keinen Handlungsbedarf.»
Es sei nicht ausgeschlossen, dass man auch in Zukunft chemische Stoffe finde, welche man lieber nicht im Trinkwasser hätte. Etwas, womit man in einer Region leben müsse, die nicht zuletzt auch von der chemischen Industrie lebt.