Immer mehr Schülerinnen und Schüler, eine Pensionierungswelle sowie zusätzliche Schullektionen: Im Kanton Bern spitzt sich der Mangel an Lehrpersonen zu. Bei der Erziehungsdirektion spricht man von einer «Verschärfung». Im letzten Sommer konnten 20 Stellen nur besetzt werden, weil 30 Studierende der Pädagogischen Hochschule einsprangen.
Die zuständige Regierungsrätin Christine Häsler präsentiert nun Massnahmen gegen den Mangel an Lehrpersonen. Für das Schuljahr 2019/2020 sind unter anderem folgende Neuerungen vorgesehen:
- Ab einem Pensum von 40 Prozent erhalten Berufseinsteiger zur Unterstützung eine Mentorin oder einen Mentor.
- Lehrpersonen dürfen noch mehr arbeiten. So ist es neu möglich, dass der maximale Beschäftigungsgrad von 105 Prozent überschritten wird.
- Das Image des Berufs soll gestärkt werden.
- Es wird eine Reservegruppe von Lehrkräften für Stellvertretungen gebildet – unter anderem mit pensionierten Lehrpersonen.
Die Pädagogische Hochschule Bern lanciert ab August 2019 zudem ein Pilotprojekt. Das sieht vor, dass das dritte Studienjahr in zwei Jahren absolviert wird und die Studierenden parallel zum Studium zu 40 bis 60 Prozent an einer Schule angestellt sind.
Lehrerverband will Lektionen ausfallen lassen
Schon Anfang Woche meldete sich der Berufsverband der Lehrkräfte besorgt zu Wort. «Die Bildungsqualität der Berner Schulen ist gefährdet», steht in einer Mitteilung. Der Verband empfiehlt, wenn nötig Lektionen ausfallen zu lassen. «Der Beruf ist im Kanton Bern vor allem aus finanzieller Sicht unattraktiv», sagt Franziska Schwab von Bildung Bern. Sie spricht die im Vergleich zum schweizerischen Schnitt tiefen Löhne an. «Aber auch die Betreuung neuer Lehrkräfte muss besser werden.»
Das Problem der tiefen Löhne sei erkannt, sagt die zuständige Regierungsrätin Christine Häsler. «Wir müssen nur den richtigen finanziellen Zeitpunkt abwarten», sagt sie und spricht die Sparbemühungen des Kantons an. Doch wann wird der richtige Zeitpunkt kommen? «Das kann ich nicht sagen», sagt Christine Häsler. «Doch ich verspreche: Die Politik diskutiert das Thema immer wieder.»