Agnes Meyer ist Oberärztin. Sie arbeitet unter anderem bei der Sprechstunde für Migranten und Migrantinnen der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern. In der Sprechstunde werden Asylsuchende psychiatrisch abgeklärt und je nachdem weiterverwiesen.
Agnes Meyer hat für die Abklärung meistens einen Dolmetscher zur Seite. Muss sie die Patienten aber für eine längere Therapie weiterverweisen, fangen die Probleme an.
«Das Hauptproblem ist die Sprache. Niedergelassene Psychiater können meistens die Sprache der Asylsuchenden nicht und bekommen auch keinen Dolmetscherdienst bezahlt.» Und Psychiater, welche beispielsweise Arabisch sprechen, gibt es kaum – oder wenn, dann sind sie ausgelastet.
Psychotherapie in sieben Sprachen
Überlastet ist auch Abduallah Suker. Er kommt aus dem Irak und arbeitet als Psychiater mit eigener Praxis in Bern. Er und seine Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun. Sie sprechen sieben Sprachen und können sich so auch öfters in der Muttersprache der Patienten unterhalten. Abdullah Suker behandelt deshalb viele Asylsuchende, auch aus anderen Kantonen.
Es besteht ein Mangel an muttersprachlicher Psychotherapie.
Für ihn ist klar: «Es besteht ein Mangel an muttersprachlicher Psychotherapie. Oft können sich asylsuchende Patienten nur in der Muttersprache ausdrücken und da der Psychiater die Problematik und Symptome meist nur über die Sprache erfassen kann, hängt häufig fasst alles davon ab.»
Schwierig: Türkische Dolmetscher bei kurdischen Patienten
Ambulante Psychotherapien sowie Begutachtungen mit Einbezug von Dolmetschern findet Suker eher «problematisch». Einerseits, weil es zu Übersetzungsfehlern kommen kann. Andererseits aber auch, weil Dolmetscher oft aus ähnlichen Kulturkreisen wie die Patienten stammten.
«Die Dolmetscher können den Problemen und deren Aufarbeitung nicht gerecht werden. Dies kann auch zu neuen Konflikten führen, wenn beispielsweise ethnische Konflikte aus den Herkunftsländern mitschwingen.» Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn bei einem kurdischen Patienten ein türkischer Dolmetscher eingesetzt wird.
Mehr interkulturelle Dolmetscher?
Beim Kanton Bern hat man das Sprachproblem erkannt: Regula Untergger, Vorsteherin des Sozialamts bei der Gesundheits-und Fürsorgedirektion sagt, im Rahmen der neuen Asylstrategie sei die Sprachproblematik auch ein Thema. Ihr Vorschlag: «Wir könnten uns beispielsweise vorstellen, mehr Leute als interkulturelle Übersetzer auszubilden.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)