Die Statistiken des Schweizerischen Bergbahn-Verbandes reden eine deutliche Sprache. Die Frequenzen der Seilbahnen gehen vor allem im Winter Jahr für Jahr zurück. Die Saison wird immer kürzer und jeden neuen Gast müssen die Tourismusdestinationen zuerst der Konkurrenz abjagen. Dieser Verdrängungskampf schlägt auf die Rendite.
In diesem wirtschaftlichen Umfeld steht die österreichisch-schweizerische Doppelmayr-Garaventa-Gruppe. Seit der Fusion im Jahr 2002 ist sie der Weltmarktführer im Seilbahnbau - 800 Millionen Euro Jahresumsatz, gegen 15'000 Bahnanlagen auf der ganzen Welt, 380 der 2500 Angestellten arbeiten in den drei Schweizer Niederlassungen Goldau, Uetendorf und Sitten.
Doppelmayr-Garaventa trotzt der Krise
«Wir geben uns Rechenschaft, dass der Skibetrieb kein Wachstum mehr generiert», sagt Peter Baumann, beim grossen Bahnbauer zuständig für Verkauf und Entwicklung. «Aber noch machen wir in der Schweiz rund 80 Prozent des Umsatzes mit Revisionen und dem Ersatz alter Bahnen.» So rechnet der erfahrene Seilbahnbauer mit einem sehr guten Geschäftsjahr 2016. «Wir haben einen Stau bei der Erneuerung der Anlagen. Wenn alle geplanten Bahnen finanziert und gebaut werden, gibt's das beste Jahr in der Geschichte.» Und zuweilen gibts ja auch prestigeträchtige Grossaufträge - wie eine spektakuläre, weltrekordlange Seilbahn in einem Tourismusgebiet von Vietnam.
Wenn Seilbahnen zu Nahverkehrs-System werden
Allerdings richtet sich das Doppelmayr-Mutterhaus im österreichischen Vorarlberg schon seit einigen Jahren auf weitere Geschäftsfelder aus - und da stehen Nahverkehrssysteme im Vordergrund. Bahnen am Boden und Gondelbahnen in der Luft, die nicht mehr nur Wintersportler und Wanderfamilien transportieren, sondern eben Pendlerströme. «Da sehen wir ein grosses Potenzial», rechnet Peter Baumann.
So hat zum Beispiel der bolivianische Staatspräsident mit einem Federstrich beschlossen, in der Hauptstadt La Paz ein Seilbahn-System auf drei Linien mit 1400 Gondeln zu errichten. Nach 28 Betriebstagen hatte das neue Nahverkehrsmittel die erste Million Passagiere befördert. «So urbane Systeme funktionieren in Schwellen- und Entwicklungsländern. In der industrialisierten Welt mit all ihren Vorschriften glauben wir weniger daran», so Peter Baumann.
Werkplatz Schweiz hat grosse Vorteile
Peter Baumann glaubt auch daran, dass die Schweizer Werke Bestand haben, auch wenn nahezu die Hälfte der Produktion in alle Welt exportiert wird. «Wir haben hier ein gewaltiges Wissen und die Fachkräfte. Und wir halten, was wir versprechen.» Diese Qualitäten seinen im Ausland sehr begehrt. Und dazu sei es möglich, hierzulande zu Weltmarktpreisen zu produzieren, bekräftigt Peter Baumann und führt das Beispiel eines Oberwalliser Stahlbauers an. «Er ist extrem produktiv. Und was er liefert, das stimmt bis zum letzten Schraubenloch.» Da könne man sehr wohl mithalten. Nur sollte sich unser Land nicht mit unnötigen Gesetzen und Vorschriften das Leben schwer machen.