Früher waren die Bauern überzeugt, dass Bartgeier ihr Futter selber erlegen und hatten sie aus Angst um ihre Tiere ausgerottet. Es gingen gar Gerüchte um, dass besonders gefährliche und grosse Vögel kleine Kinder davontrügen. Das war vor rund hundert Jahren. Später aber realisierte man: Der Geier ernährt sich von Aas.
Ab 1986 gab es deshalb erste Versuche, das Tier im Alpenraum wieder anzusiedeln. Mittlerweile gibt es in Europa rund 40 Zuchtstationen, die bisher über 200 Jungvögel auswildern konnten.
Goldauer Kompetenzzentrum
Auch der Natur- und Tierpark Goldau ist seit rund 20 Jahren Teil des europäischen Bartgeier-Netzwerkes. In dieser Zeit hat er 16 Bartgeier aufgezogen, von denen fast alle ausgewildert wurden. Die restlichen gingen an andere Zuchtstationen.
Obwohl sich der Bartgeier mittlerweile auch in der Natur fortpflanzt, braucht es die Zuchtstationen weiterhin. Die Population in den Alpen geht auf gerade mal 40 Gründertiere zurück, weshalb Inzucht-Gefahr besteht. Man müsse aufpassen, welche Tiere man wo aussetzt, sagt Martin Wehrle, Cheftierarzt des Tierparks. Ausserdem schade es dem Nachwuchs, wenn sich die ausgesetzten Tiere mit zu nahem Verwandten fortpflanzten.
Hier könne man mit der neuen Zuchtstation Abhilfe schaffen. «Sie bietet Platz für sechs Bartgeierpaare. So können wir hier auch Paare von frischer Abstammung aufnehmen», erklärt Wehrle.
Das neue Gehege musste her, weil das bisherige alt und spröde wurde. Der Holzbau kostete rund 430'000 Franken, bezahlt wurde er durch Stiftungsgelder und Privatspender.
SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr; sda/schl; gotl