Täglich melden sich bei der Zürcher Opferberatungsstelle Castagna Krippenleiter, Lehrerinnen oder Präsidenten von Sportvereinen. Ihre Anfragen drehen sich um sexuelle Grenzüberschreitungen in ihren Organisationen. Aus den Anfragen ergaben sich 2017 89 konkrete Fälle. Doch wie reagieren, wenn zum Beispiel ein geschätzter Kollege beschuldigt wird?
Zwar hätte in den letzten Jahren eine Sensibilisierung stattgefunden, doch Geschäftsleiterin Regula Schwager stellt immer wieder dasselbe fest: Die Institutionen sind überfordert. «Sie reagieren bei Verdacht auf sexuelle Ausbeutung falsch.» Sei es, dass sie auf eigene Faust Ermittlungen anstellen oder - im Gegenteil - den Vorfall bagatellisieren oder verleugnen. Castagna empfiehlt deshalb, in jedem Fall sofort Unterstützung bei einer spezialisierten Fachstelle zu holen.
Ein neues Themenheft von Castagna soll aufklären und Orientierung bieten. Es zeigt zum Beispiel auf, wie es überhaupt zu sexuellen Übergriffen in einer Institution wie einem Sportverein oder einer Kirche kommen kann. Und was die Folgen sind - für die Opfer, aber auch für die Organisationen.