Ein ehemaliger Bankdirektor, eine Lehrerin, eine erst 43-jährige Kindergärtnerin. Das sind drei Opfer im Kanton Zürich der international tätigen Enkeltrick-Mafia. Ihr Vorgehen: Die hochdeutsch sprechenden Kriminellen durchsuchen systematisch Schweizer Telefonverzeichnisse nach alt klingenden deutschen Vornamen wie Erika, Klaus oder Rita.
«Kennst Du mich nicht mehr», versucht der Anrufer das Opfer zu verwirren, in ein Gespräch zu verwickeln. «Wenn ein Opfer die vermeintlich echte Stimme eines Bekannten zu erkennen glaubt, stehen die Chancen für den Täter gut, dass es zu einer Straftat kommt», sagt Ermittler Peter Bächer von der Kantonspolizei Zürich.
Massive Zunahme
2016 registrierte die Kantonspolizei eine Schadensumme von bisher 773‘ 000 Franken und 337 Versuche. Das sind über ein Viertel mehr Versuche als in der Vorjahresperiode. In 22 Fällen kamen die Täter zum Erfolg. Dazu kommt jedoch eine Dunkelziffer, die gemäss einer österreichischen Studie ein Mehrfaches davon betragen dürfte. Grund ist die Scham der meisten Opfer, dass sie auf den Trick reingefallen sind. «Es trifft einen tief in der ganzen Identität. Als ob einen der Boden unter den Füssen weggezogen wird», erzählt Opfer Rita gegenüber SRF Schweiz Aktuell.
Prävention vermehrt im Internet
Präventiv-Botschaften der Polizei erreichen potentielle Opfer kaum. Niemand glaubt, auf das Vorgehen der Täter reinzufallen. Als neuen Ansatz, um vermehrt Angehörige von älteren Opfern zu erreichen, schaltet die Kantonspolizei am 21. Februar 2017 die Internetseite „Telefonbetrug.ch“ auf. Zudem werde die Zusammenarbeit zwischen Staatsanwaltschaft, Ermittlern und Präventionsfachleuten intensiviert.