- Die Schweiz hat gewählt und das in historischem Ausmass. Der Wahlsonntag stand im Zeichen der Grünen, der Frauen und eines Linksrutsches.
- Bereits lanciert ist die Debatte über einen Bundesratssitz für die Grünen.
- Alle Resultate zu den Wahlen finden Sie hier.
Der Ticker ist abgeschlossen
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19:59
Verabschiedung
Hiermit beenden wir die Berichterstattung zu den nationalen Wahlen im Liveticker. Wir halten Sie aber weiterhin auf srf.ch/news auf dem Laufenden. Wir danken Ihnen für die Aufmerksamkeit.
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19:47
Sollen die Grünen einen Bundesratssitz erhalten?
Laut SRF-Bundeshauskorrespondent Gion-Duri Vincenz sprechen zwei Argumente dagegen:
- Die Abwahl von Bundesräten hat in den letzten 15 Jahren zweimal sehr viel Unruhe in den Schweizer Politbetrieb gebracht.
- Auch die SP oder die SVP mussten lange auf eine angemessene Vertretung im Bundesrat warten.
Sein Fazit: Die Grünen müssen ihr historisches Resultat von gestern bei den nächsten Wahlen bestätigen. Erst dann wackelt ein FDP-Bundesratssitz.
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19:31
«Grüne kommen frühestens 2023 in den Bundesrat»
Mit dem historischen Wahlsieg der Grünen ist eine Vertretung im Bundesrat in Reichweite gerückt. Politologe Adrian Vatter nimmt Stellung.
SRF News: Braucht es eine neue Zauberformel? «Ich glaube, es braucht in der Tat eine neue Zauberformel, denn die bestehende Zauberformel rechnet sich arithmetisch nicht mehr. Das heisst: Es braucht für die beiden grössten Parteien zwei Sitze und die kleineren Parteien je einen Sitz.»
Also eine Zauberformel «Grün.0»? «Wenn wir so wollen: Ja, einer der Sitze für die kleineren Parteien wäre dann für die Grünen.»
Wer soll den Sitz räumen? Rücktritte sind kaum zu erwarten. «Wenn wir uns die Geschichte des Bundesstaates anschauen, dann sehen wir, dass die Katholisch-Konservativen und die Sozialdemokraten beide etwa 30 Jahre warten mussten, die SVP auch etwa 12 Jahre. Das heisst: Man müsste mindestens einmal eine Bestätigung dieses Resultates erwarten können, bis man dann wirklich ernsthafte Diskussionen darüber führen kann.»
Wann hat die Schweiz ihr erstes, grünes Bundesratsmitglied? «Ich denke, frühestens nach einer Bestätigungswahl und nach einer Vakanz der FDP. Also frühestens 2023.»
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18:59
Les Enfers JU – keine Hölle, sondern ein paradiesischer Ort für die Grünen
Das kleine jurassische Dorf Les Enfers ist die grünste Gemeinde in der Romandie. Die Grüne Partei hat dort am Sonntag 36.5 Prozent der Stimmen für sich gewonnen.
Das ist der höchste Wähleranteil für die Grünen in der gesamten Westschweiz und der dritthöchste auf nationaler Ebene. Nur in Oltingen BL und in Onsernone TI haben die Grünen mit 38.4 Prozent und 36.9 Prozent noch höhere Wähleranteile verbucht.
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18:37
Politologen überrascht über Triumph der Grünen in der Romandie
Von den zusätzlichen 17 Sitzen im Nationalrat eroberte die Ökopartei sieben in Westschweizer Kantonen. In Genf wurden sie sogar stärkste Partei. «In Genf und Waadt, wo die Grünen seit Jahren etabliert sind, haben wir zwar Sitzgewinne erwartet», sagte Georg Lutz, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Lausanne und Direktor des Forschungszentrum Fors, am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Auch hätten die Politologen damit gerechnet, dass die Grünen in den anderen Kanton Wähleranteile hinzugewinnen würden. «Die Nationalratssitze, welche die Grünen in den Kantonen Freiburg, Neuenburg und Wallis erobert haben, sind hingegen eine Überraschung», sagte der Politikwissenschaftler.
Weiterhin falle auf, dass die Sitzgewinne der Grünen in der Romandie nicht primär auf Kosten der SP, sondern des bürgerlichen Lagers zustande gekommen seien, sagte Lutz. Von allen Westschweizer Kantonen verloren die Sozialdemokraten nur in Genf einen Sitz. Somit hat das linksgrüne Lager in der Romandie kräftig zugelegt.
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18:17
Der neu gewählte Nationalrat ist städtischer geworden
Stammten vor vier Jahren noch 128 Nationalrätinnen und Nationalräte aus Städten, sind es nun 141. Damit ist die Stadtbevölkerung in der grossen Kammer klar übervertreten.
Gemäss Bundesamt für Statistik (BSF) leben in den Städten rund 63 Prozent der Wohnbevölkerung. Trotzdem stammen nun über 70 Prozent der Nationalrätinnen und Nationalräte aus der Stadt, wie eine Auswertung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergeben hat.
Die Zahl der Abgeordneten, die im ländlichen Gebiet wohnen, ist mit 27 unverändert geblieben. Hier stimmt das Verhältnis etwas besser: 13 Prozent der Parlamentarierinnen und Parlamentarier vertreten rund 16 Prozent der ländlichen Wohnbevölkerung.
Im politischen Alltag hat die Unterscheidung grosse Bedeutung. Städtische Parlamentarierinnen und Parlamentarier vertreten oft andere Interessen als jene aus ländlichen Gebieten.
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17:57
Deutlich weniger Auslandschweizer gingen wählen
Dass Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, nicht mehr per E-Voting gewählt werden kann hat Folgen gezeigt: Wie die Auslandschweizerorganisation ASO mitteilt, hat die Stimmbeteiligung der sogenannten Fünften Schweiz im Vergleich zu 2015 markant abgenommen. Damals konnten vier Kantone (Basel-Stadt, Genf, Luzern und Neuenburg) ihren im Ausland lebenden Stimmberechtigten einen E-Voting-Kanal anbieten.
So ist zum Beispiel in Basel-Stadt die Stimmbeteiligung von 26 Prozent im Jahr 2015 auf 19 Prozent gesunken (-6.8). Noch klarer sei der Rückgang im Kanton Luzern wo die Beteiligung von 32.1 Prozent (2015) auf 23.4 Prozent sank. Und in Genf waren es sogar 10.4 Prozentpunkte weniger. Die ASO spricht deshalb von einer Diskriminierung der im Ausland lebenden Schweizer Stimmberechtigten.
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17:43
Mehr Frauen im Nationalrat: Wird sich jetzt die Politik ändern?
Politologin Sarah Bütikofer: «Man kann nicht erwarten, dass sich der Umgangston oder die Politik im Allgemeinen fundamental verändern. Auch Frauen sind in erster Linie Politikerinnen und vertreten die Positionen ihrer Parteien. Es lässt sich aber durchaus beobachten, dass Vorstösse, die von Politikerinnen und Politikern eingebracht werden, mit der eigenen Lebensrealität zu tun haben. Zudem sind sie geprägt von den Organisationen und Verbänden, denen man nahe steht.»
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17:27
Grüne sind in 80 Gemeinden die wählerstärkste Partei
Diese Zahl hat sich gegenüber 2015 mehr als verzehnfacht. Damals lag die Partei erst in sechs Gemeinden auf dem ersten Platz. Besonders in der Romandie konnten die Grünen punkten.
Beachtenswert sind auch die Wähleranteile der Grünen in den 25 grössten Städten der Schweiz:
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17:16
Jung und grün
Die grünen Parteien konnten vor allem bei den jungen Wählerinnen und Wählern punkten. Wenig überraschend – wird doch die Klimabewegung im Wesentlichen von jungen Erwachsenen getragen.
Bei den 18- bis 25-Jährigen sind die Grünen klar die stärkste Partei – ihr Wähleranteil liegt in dieser Altersgruppe bei 21 Prozent. Auch die Grünliberalen schneiden bei den Jungen überdurchschnittlich gut ab und liegen mit einem Wähleranteil von 14 Prozent hinter der SVP an dritter Stelle. Das zeigt die SRG-Nachwahlbefragung.
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17:12
Grüne haben am besten mobilisiert
Jetzt ist auch klar, wem die Grünen und die Grünliberalen für ihre grossen Sitzgewinne danken können: Den Politmuffeln und Neuwählern.
Die SRG-Nachwahlbefragung zeigt: Die beiden Parteien konnten als einzige mehr ehemalige Nichtwähler mobilisieren, als ihnen Wähler abhanden gekommen sind. 28 Prozent der aktuellen Grünen-Wählerinnen haben an den Wahlen vor vier Jahren nicht teilgenommen – bei den Grünliberalen sind es 26 Prozent.
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17:03
Ja zum grünen Bundesrat
60 Prozent der Wählenden sehen die Grünen oder die GLP in der Regierung. Das zeigt die SRG-Nachwahlbefragung. Besonders beachtenswert: die Haltung der CVP-Wählerinnen und -Wähler. Ihre Partei wird in der Bundesversammlung entscheidend für die Frage sein, ob ein Wechsel im Bundesrat mehrheitsfähig ist. 55 Prozent der CVP-Wählerschaft wünscht sich einen Bundesrat aus dem ökologischen Spektrum.
Bei der Frage, wer auf einen Sitz in der Landesregierung verzichten soll, unterscheidet sich die Antwort je nach Parteianhängerschaft stark. Gesamthaft finden 27 Prozent, die FDP müsse auf einen Sitz verzichten, 20 Prozent wollen der SVP einen Sitz wegnehmen. Nur 9 Prozent vertreten die Meinung, die CVP solle ihren einzigen Sitz im Bundesrat abgeben.
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16:52
Wann schaffen es die Grünen in den Bundesrat?
Parteipräsidentin Regula Rytz meldete am Sonntag erst vorsichtig den Anspruch auf einen Sitz im Bundesrat an, Fraktionschef Balthasar Glättli doppelte nun nach – und auch Christoph Nufer, der Leiter der SRF-Bundeshausredaktion, hält den Anspruch für berechtigt.
Die Frage ist laut Nufer allerdings: Wann kommt der grüne Bundesrat? Bei den Gesamterneuerungswahlen im kommenden Dezember eher nicht, ist Nufer überzeugt, denn das Parlament wähle nicht gerne Bundesräte im Amt ab.
Es könnte noch Jahre dauern, bis ein FDP-Bundesrat oder eine FDP-Bundesrätin zurücktrete: «Aber auch die SP und die SVP mussten jahrelang auf ihren ersten und zweiten Bundesratssitz warten.»
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16:37
Tiana Angelina Moser (GLP/ZH) zieht Kandidatur zurück
Marionna Schlatter, die Präsidentin der Zürcher Grünen, tritt zum zweiten Wahlgang für den Ständerat an. Sie hatte am Sonntag 95'142 Stimmen erhalten und lag damit deutlich vor ihrer Grünliberalen Konkurrentin Tiana Angelina Moser.
Damit die linksgrünen Stimmen gebündelt und nicht auf zwei Kandidatinnen verteilt werden, hat nun Moser ihre Kandidatur für den 2. Wahlgang zurückgezogen.
Schlatter belegte am Sonntag überraschend den vierten Platz hinter Daniel Jositsch (SP, bereits gewählt), Ruedi Noser (FDP) und Roger Köppel (SVP).
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16:29
1800 SVP-Wähler gaben SP-Nationalrätin Badran die Stimme
SP-Nationalrätin Jacqueline Badran ist klare Panaschierkönigin der Zürcher Nationalratswahlen. Das heisst, dass sie am häufigsten von Wählerinnen und Wählern anderer Parteien unterstützt wurde.
Unterstützung erhielt Badran aus allen politischen Lagern, vor allem von Wählerinnen und Wählern der Grünen und der GLP. Aber auch knapp 3000 FDP- und rund 1800 SVP-Wähler gaben Badran ihre Stimme. Von ihren 109'992 Stimmen stammen rund 30'000 aus andern Parteien.
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16:24
Ein Promi zu sein nützte nicht viel
Von Milieuanwalt Valentin Landmann über Bob-Olympiasieger Erich Schärer (beide für die SVP in Zürich) bis zu den Sportler-Gattinnen Valérie Favre Accola (SVP/GR) und Nadja Günthör (SVP/BE) reichte diesmal die Palette der Prominenten, die sich um einen Nationalratssitz bewarben. Gereicht hat es fast niemandem. Ebenso scheiterten die Biersommelière aus dem Aargau, Berner Moderatorin oder der parteilose Bergbauer Armin Capaul, der die Hornkuh-Initiative lanciert hatte.
Nur zwei Personen aus dem erweiterten Kreis der «Promis» haben es in den Nationalrat geschafft: Toni Brunners Lebenspartnerin Esther Friedli (SVP/SG) und Benjamin Giezendanner (SVP/AG), der Sohn von alt Nationalrat Ulrich Giezendanner.
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16:04
Mehr Frauen im Parlament: Kommt jetzt die Elternzeit?
«Die Chancen sind gestiegen», sagt Lukas Golder, Politikwissenschaftler GFS Bern. «Die Chancen sind gestiegen, dass Themen, die nicht links oder rechts verortbar sind, vom neuen Parlament vorwärts gebracht werden.»
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15:36
Auch die Bauern prägen das neue Parlament
Auch wenn mit Armin Capaul, dem Vater der Hornkuh-Initiative, der wohl bekannteste Landwirt nicht gewählt wurde: Die Bauern werden auch im neuen Parlament ein Wort mitreden. Ihre Vertretung wird in der neuen Legislatur praktisch gleich gross sein wie im bisherigen Parlament, wie der Schweizer Bauernverband mitteilt. Dieser wird 29 Mitglieder des Nationalrates und drei Mitglieder des Ständerates an die Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier einladen. Im alten Parlament waren es 30 Mitglieder aus beiden Räten gewesen.
Und es könnten noch mehr werden: In einigen Kantonen bestehe nämlich die Chance, dass Vertreter der Bauern im Rahmen der zweiten Wahlgänge noch in den Ständerat gewählt werden. Zudem könnten Personen aus der Landwirtschaft noch in den Nationalrat nachrücken.
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15:15
Ein Notgroschen für Abgewählte
Da ist zunächst einmal die Enttäuschung über die Abwahl – und dann vielleicht die Angst vor der Zukunft: denn jene Volksvertreter, die nicht mehr ins Bundeshaus zurückkehren, stehen nun vor der Frage, was sie ohne die Parlamentarierentschädigung von rund 130'000 bis 150'000 Franken jährlich machen. Das kann zu Engpässen führen – und dafür gibt es die Überbrückungshilfe. Maximal zwei Jahre lang wird diese an Personen entrichtet, die noch nicht das Pensionsalter erreicht haben.
Es sind jeweils nur etwa drei bis sieben Ausgeschiedene, die eine solche Hilfe beantragen, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA ermittelt hat. Denn dies ist schambesetzt – und ausserdem muss die betroffene Person ihre finanzielle Situation gegenüber den Behörden detailliert offenlegen.
Allerdings könnte bald Schluss sein mit den Überbrückungshilfen: die Räte müssen darüber beraten, ob sie abgeschafft werden – also jene Parlamentarier, die es ins Bundeshaus geschafft haben.
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14:56
Ein weiterer grüner Triumph
Der gestrige Tag hat nicht nur die Wählerinnen und Wähler der Öko-Parteien gefreut – sondern auch die Fans des Fussballclubs St. Gallen.