- Heute wählt die Schweiz ein neues Parlament. Grüne und GLP können auf deutliche Gewinne hoffen. Dies legt das letzte SRG-Wahlbarometer nahe.
- Der SVP drohen Verluste in mehreren Kantonen, sie dürfte aber klar stärkste Kraft im Parlament bleiben.
- Spannend ist die Frage, ob die CVP die Grünen auf Distanz halten kann. Die beiden Parteien dürften sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen an der 10-Prozent-Marke liefern.
Auf den Rechtsrutsch von 2015 könnte heuer ein Linksrutsch folgen. Das rot-grüne Lager legt laut dem letzten SRG-Wahlbarometer um 3 Prozentpunkte zu. FDP und SVP verlieren zusammen 3.3 Prozentpunkte. In der Mitte gibt es einen Linksrutsch, von dem insbesondere die GLP profitieren dürfte. Laut Wahlbarometer kann sie ihren Wähleranteil um 2.7 Prozentpunkte steigern.
Die Klima-Debatte ist der Motor dieser möglichen Verschiebungen nach links. Sie könnte aber auch den Rechtsbürgerlichen in die Hände spielen. In diesem Lager gibt es laut Michael Hermann, Leiter der Forschungsstelle Sotomo, nämlich Zeichen eines Öko-Überdrusses. So könnten FDP-Wähler zur SVP abwandern.
Buhlen um Bundesratssitz
Sind die parteipolitischen Verhältnisse neu gemischt, liegt laut Hermann ein Dreikampf um einen Bundesratssitz drin. Wenn die CVP einen Prozentpunkt verliert und die Grünen 3.6 Prozentpunkte gewinnen, beanspruchen voraussichtlich beide einen Bundesratssitz.
Die FDP könnte derweil unter die 15-Prozent-Marke schlittern – wobei ihr Minus im Fehlerbereich der Stichprobe liegt. Schlägt das effektive Wahlresultat zu Ungunsten der Freisinnigen aus, müssen sie allenfalls ihren zweiten Bundesratssitz rechtfertigen.
Bern und Ostschweiz als Knacknüsse für die SVP
Im Kanton Bern ist die SVP unter Druck. Dort gibt es in diesem Jahr einen Nationalratssitz weniger. Bei den Wahlen 2015 hatte die Partei vom Proporzglück profitiert.
Eng könnte es für die SVP auch in der Ostschweiz werden. In St. Gallen steht sie nach dem Rücktritt von Toni Brunner ohne Zugpferd da. Ihr 2015 dank Restmandaten erreichter fünfter Sitz könnte an Grüne oder GLP gehen. Auch im Kanton Thurgau bedrängt Grün die SVP.
In Graubünden droht der SVP einen ihrer zwei Sitze zu verlieren. Schliesslich könnte der SVP auch der einzige Ausserrhoder Nationalratssitz wieder abhanden kommen.
Generationenwechsel im Aargau
Im Aargau machen sich die Grünen Hoffnung angesichts des anstehenden Generationenwechsels in der siebenköpfigen SVP-Delegation. Auch die Aargauer CVP hofft auf ein zweites Mandat. Verteidigen muss die SVP auch den Urner Nationalratssitz, in diesem Fall gegen SP und CVP.
In Basel-Stadt dagegen ist der Sitz von Nationalrätin Sibel Arslan (BastA!), die in der Grünen Fraktion politisiert, hart umkämpft. Den Sitz holten die Grünen vor vier Jahren dank der Listenverbindung mit der SP. Die Bürgerlichen und die Mitte-Parteien – wenn auch ohne SVP – wollen ihn vereint zurückholen.
BDP muss um eigene Fraktion bangen
Unsicher ist die Lage für die BDP, die in Zürich und Graubünden Wähler verloren hat. Entsprechend stehen ihre Nationalratssitze in den beiden Kantonen in Frage. Eine Zitterpartie wird auch für die BDP Aargau erwartet. Möglicherweise geht der dortige BDP-Sitz an die EVP, mit der die BDP eine Listenverbindung eingegangen ist.
Für die BDP steht damit die eigene Fraktion in Frage. Zurzeit stellt sie sieben Nationalratsmitglieder. Für eine eigene Fraktion müssen sich mindestens fünf Mitglieder einer Kammer zusammenschliessen.