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Flexibel und selbstbestimmt: Die «neuen Freiwilligen» sind da
Bild: SRF / Anna Wepfer
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Flexibel und selbstbestimmt: Die «neuen Freiwilligen» sind da

In unserer modernen Gesellschaft hat die klassische Freiwilligenarbeit einen schweren Stand. Aber: Die digitalere, flexiblere Lebensweise ist auch ein Motor für moderne Formen des Engagements. Die Sendung «Doppelpunkt» zeigt Projekte, die das angestaubte Image der Freiwilligenarbeit aufpolieren.

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«Dank der Digitalisierung leben wir in einem goldenen Zeitalter der Freiwilligkeit», sagt der Sozialpsychologe Jakub Samochowiec vom Gottlieb Duttweiler Institut. Ein Beispiel dafür ist die Online-Forschungsplattform «Zooniverse». Hier engagieren sich 200 Millionen Freiwillige aus der ganzen Welt, um wissenschaftliche Projekte zu unterstützen. Die Freiwilligen müssen sich dabei zu nichts verpflichten, können sich beteiligen, wann, wo und wie lange sie wollen.


Unverbindlich ist Trumpf

Laut Samochowiec ein zukunftsträchtiges Modell, denn das Bedürfnis nach unverbindlichen, kurzfristigen Engagements wachse. Dem trägt auch die App «Five up» Rechnung, die Ende März 2019 auf den Markt kommt. Sie will die Freiwilligenarbeit in der Schweiz umfassend vernetzen auf einer Art Freiwilligen-Jobportal.

Nicht nur langfristige Engagements in fixen Strukturen sollen so vermittelt werden, sondern auch Kürzest-Einsätze im informellen Kreis. «Die Freiwilligenarbeit muss sich der Zeit anpassen, alles andere ist eine Vogel-Strauss-Taktik: Kopf in den Sand und wegschauen», sagt die App-Initiantin Maximiliane Basile.


Nicht bloss Gratis-Mitarbeiter

Gleichzeitig fördert die App auch das freiwillige Engagement ausserhalb bestehender Organisationen, etwa in der Nachbarschaft oder in einer Gruppe befreundeter Eltern. Auch das entspreche den aktuellen Trends, sagt Samochowiec: «Die neuen Freiwilligen wollen nicht mehr einfach vorgegebene Arbeiten ausführen. Sie sind nicht einfach Gratis-Arbeitskräfte, sondern wollen mitreden und mitgestalten.»

Ein Beispiel für diesen Trend ist der Bioladen «Die Frischlinge» in Zürich – der erste, der mit einem Mitgliedersystem funktioniert. Die ganze Aufbauarbeit haben fünf junge Leute in ihrer Freizeit geleistet. Eigene Ideen in die Realität umzusetzen, sei eine grosse Motivation, sagt Mitgründer Jonas Walther. «Man kann sich dabei aber auch übernehmen. Gerade in der Freiwilligenarbeit besteht auch die Gefahr eines Burn-outs.»


«Die Organisationen müssen sich bewegen»

Sozialpsychologe Jakub Samochowiec blickt zuversichtlich in die Zukunft der Freiwilligenarbeit in der Schweiz. «Ich gehe davon aus, dass sich die Menschen immer begeistern lassen und sich für Dinge engagieren wollen, die ihnen wichtig sind», sagt er. Das sieht auch Thomas Hauser so, Geschäftsleiter der Freiwilligenorganisation «Benevol». Die bestehenden Organisationen müssten ihre Strukturen dafür aber überdenken und modernisieren.