Erster Halt: Zug
Die Reise der Wahlfahrt beginnt am Montag im Kanton Zug. Dort treffen SRF 1-Moderator Michael Brunner und SRF 1-Produzentin Radka Laubacher auf Wählerinnen und Wähler: Selbständig Erwerbende, Angestellte, und Personen in Rente.
Zug ist ein Kanton mit rekordhohen Mieten. Rund 130 000 Menschen aus 128 Länder leben hier. Einer von ihnen ist Daniel Weber. Er ist 68 Jahre alt und gelernter Elektroeicher und ehemaliger Mitarbeiter bei Landis und Gyr. Die Mieten im Kanton beschäftigen auch ihn. In seiner Nachbarschaft wurden Wohnungen renoviert und für über CHF 9 000 im Monat vermietet. Für Zug sei das nichts Aussergewöhnliches, meint der Pensionär. Es gäbe Wohnungen im Kanton, da bezahle man 15 000 bis 20 000 Franken. Pro Monat.
Luthern: Das Tal der Gesetzlosen
Der zweite Stopp auf der SRF 1 - Wahlfahrt ist das «Tal der Gesetzlosen». Luthern, ein Dorf mit 1262 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Luthertal im Kanton Luzern. Man lebt dort in und mit der Natur. Doch auch in Luthern leidet diese. Der Frühling war, wie an vielen anderen Orten in der Schweiz, zu trocken.
Das Dorf ist bäuerlich geprägt. Landwirtschafts- und Klimavorlagen der letzten Jahre aus Bundesbern hatten im Ort keine Chance. «Die Initiativen haben frontal gegen die Landwirtschaft geschossen», sagt Schafbauer Beat Huber. Natürlich habe er die Vorlagen abgelehnt. Auch wenn Luthern als Tal der Gesetzlosen bezeichnet wird, heisst das keineswegs, dass die Menschen dort nicht politisch partizipieren würden. Isabelle Christen ist Fachspezialistin im Finanzwesen und sagt: «Ich gehe immer wählen und abstimmen. Es ist ein Privileg mitreden zu können.»
Dritter Halt in Basel: «Wir sind multikulturell»
Rund 170 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Stadt Basel, der dritte Halt auf der SRF 1 - Wahlfahrt. Der Ausländeranteil beträgt 37 Prozent. Während viele Deutschschweizer Kantone 2014 die Masseneinwanderungs-Initiative befürworteten, also die Zuwanderung bedeutend eingrenzen wollten, sagten zwei Drittel der Stimmberechtigten in Basel «Nein» zu diesem Begehren.
Thomas Fischer kommt aus Basel und hat sein Leben lang dort in der Pharmaindustrie gearbeitet. Die Masseneinwanderungsinitiative hat er befürwortet. Dass Basel Fachkräfte aus dem Ausland braucht, ist ihm sehr bewusst. Angelo Gallina ist Laufbahnberater. In seinem Boxkeller können sich die Jugendlichen sportlich betätigen. Er sagt: «Wenn Basel keine Grenzgänger und Ausländer hätte, könnte die Stadt dicht machen.» Fehdi Benbella ist Rapper und in Basel aufgewachsen. Einen Schweizer Pass besitzt er keinen. Die Unterscheidung in Schweizer und Ausländer stört ihn: «Man stirbt als Mensch und nicht als Marokkaner oder als Schweizer.»
Vierter Halt in Glarus: Zwischen Tradition und Fortschritt
Im Kanton Glarus dürfen 16-Jährige an der Landsgemeinde mitreden und abstimmen. 2021 setzte die Landsgemeinde ein Verbot von Öl- und Gasheizungen durch. Damals berichteten die Medien vom «Wunder von Glarus». Auf nationaler Eben hingegen stimmt der Kanton häufig bürgerlich ab.
Glarus hat im Jahr 2006 aus 25 Ortsgemeinden drei Gemeinden gemacht: Glarus Nord, Glarus Mitte, Glarus Süd. Ein solcher Entscheid wäre wohl an der Urne nicht durchgekommen, ist sich Kurt Reifler sicher. Reifler brachte damals den Antrag für die Gemeinden-Fusionierung an die Glarner Landsgemeinde. Die Landsgemeinde sehen viele Glarnerinnen und Glarner als die direkteste Form der Demokratie an. Andrea Looser, Englischlehrerin ist vor etlichen Jahren aus dem Kanton weggezogen. Die Landsgemeinde hat sie lange vermisst. «Ich hatte das Gefühl, meine Stimme zähle hier politisch mehr als in Städten wie Zürich oder Winterthur.»
Letzter Halt Radiostudio: Wer sollte in der Schweiz wählen können?
In einer grossen Debatte diskutiert SRF 1 - Moderator Michael Brunner mit Hörerinnen und Hörern diese Fragen:
- Sollen Ausländerinnen und Ausländer abstimmen und wählen dürfen? So wie im Kanton Neuenburg. Dort dürfen Ausländer ab 18 Jahren, die über eine Niederlassungsbewilligung verfügen und seit mindestens fünf Jahren im Kanton wohnhaft sind, bei kantonalen Abstimmungen teilnehmen.
- Sollen 16-Jährige abstimmen und wählen dürfen?
- Und sollte das Stimm- und Wahlrecht in der ganzen Schweiz obligatorisch sein? Im Kanton Schaffhausen gibt es eine Busse von sechs Franken, wer seinen Stimmausweis nicht abgibt.
Zu Gast in der Sendung ist Politologin Isabelle Stadelmann-Steffen, Professorin für Vergleichende Politik an der Uni Bern.