Samantha ist ein OS, ein Betriebssystem. Theodore ein Mann, ein Mensch. Die beiden sind verliebt und glücklich. Im Film «Her» von Spike Jonze funktioniert so eine Beziehung. Aber wäre das auch im richtigen Leben möglich? Oder, anders gefragt: Wann wird so eine Beziehung im richtigen Leben möglich sein; wann können wir uns in ein Betriebssystem verlieben?
Computer-Pionier Alan Turing war in den 1950er Jahren überzeugt, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, dass im 21. Jahrhundert die Maschinen tatsächlich denken können würden – dass wir also nicht mehr unterscheiden könnten, ob wir es bei einer (per Tastatur geführten) Konversation mit einem Menschen zu tun hätten oder mit einem Computer. Tatsächlich hat bis heute aber noch keine Maschine den sogenannten Turing Test, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen bestehen können.
Künstliche Intelligenzen begegnen uns zwar überall – sei es der Algorithmus, der uns Kaufvorschläge bei Amazon präsentiert oder die iPhone-Assistentin Siri – bloss sich in eine dieser künstlichen Intelligenzen zu verlieben, scheint weit hergeholt.
Maschinelles Lernen
Geht es nach Ray Kurzweil lag Turing mit seiner Prognose aber nur knapp daneben. Der Informatiker und Futurist Kurzweil geht davon aus, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, dass sich bis ins Jahr 2029 alle Prozesse des menschlichen Gehirns am Computer reproduzieren lassen – also auch Gefühle wie Liebe.
Kurzweil und seine Prognosen sind nicht unumstritten, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Mit manchen seiner Vorhersagen traf er ins Schwarze – etwa als er ankündigte, dass 1998 erstmals ein Computer den menschlichen Schachweltmeister besiegen werde (was 1997 tatsächlich geschah). Bei anderen Mutmassungen lag er weit daneben.
Allerdings: Google setzt auf Kurzweils Gespür und hat ihn 2012 zum «Director of Engineering» gemacht. In dieser Position forscht er nun unter anderem zu Fragen des maschinellen Lernens und der computerisierten Spracherkennung.
Keine Gefühle ohne Körper
Dank einem immensen Bestand an Nutzerdaten und Instrumenten wie dem «Knowledge Graph, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen» – einer Datenbank, in der hunderte von Millionen von Begriffen erfasst sind, ebenso wie die Milliarden von Verbindungen, die zwischen diesen Begriffen bestehen – hat Google tatsächlich eine Vorrangstellung beim Versuch, den Maschinen das Denken beizubringen.
Aber einige Forscher gehen davon aus, dass Rechenleistung und Datensätze alleine nicht genügen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, um Computer zu fühlenden Wesen zu machen. Erst wenn die Maschine auch einen Körper habe, könne sie Emotionen wirklich prozessieren. Als Beispiel dafür dienen Babies und Kleinkinder, die erst durch Berührungen ihrer Eltern, die sie tragen, streicheln und küssen, eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen können.
Kurzweil hat auch darauf eine Antwort: Er verweist auf Patente, die er angemeldet hat, die sowohl den Menschen wie auch den Computer das Gegenüber würden fühlen lassen. Oder, so Kurzweil weiter, Nanoroboter könnten direkt im Gehirn dafür sorgen, uns die vermeintliche Berührung eines Computer-Liebhabers spüren zu lassen.
Künstliche Intelligenzen für spezifische Aufgaben
Für Kurzweil ist der Film "Her" ein Meilenstein, was die Abbildung von künstlicher Intelligenz im Hollywood-Kino betrifft - ähnlich wie erst "The Matrix" eine realistische Vorstellung darüber gegeben habe, was Virtual Reality bedeute. Auch andere Wissenschaftler wie etwa der Physiker und Mathematiker Stephen Wolfram glauben, dass wir von einer künstlichen Intelligenz wie Samantha nicht mehr weit entfernt seien.
Wolfram geht aber nicht davon aus, dass eine solche Maschine wie Samantha gleich mehrere Rollen ausüben wird - persönliche Assistentin, Begleiterin, Liebhaberin, Lebenscoach - sondern sich nur einer spezifischen Aufgabe widmen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Er nennt eine Computer-Assistentin als Beispiel, die sich etwa nur um eingehende Emails kümmert und diese thematisch für einen sortiert. Und er glaubt, dass wir mit so einer Assistentin nicht mündlich kommunizieren werden - so wie Theodore im Film - sondern visuell, mit interaktiven grafischen Elementen, wie wir es heute schon von Computer und Smartphone kennen.
Warum noch arbeiten, wenn es künstliche Intelligenz gibt?
Bis es soweit ist, kann vielleicht eine Frage beantwortet werden, die der Film «Her» offen lässt: Warum müssen Menschen in einer Welt, in der hochentwickelte künstliche Intelligenzen wie Samantha existieren, immer noch arbeiten?
Theodore zum Beispiel schreibt von Berufes wegen die Briefe anderer Leute, die nicht über sein Geschick im Umgang mit Sprache verfügen. Warum kann das nicht einfach Samantha übernehmen, während Theodor gemütlich zu Hause auf der Couch sitzt? Ein Betriebssystem, das fühlt und liebt sollte doch auch imstande sein, einen herzergreifenden Liebesbrief zu schreiben.