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«Meine Überlebenschancen sind im einstelligen Prozentbereich»
Aus Rehmann vom 18.05.2020.
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Rehmann «Meine Überlebenschancen sind im einstelligen Prozentbereich»

Martin (40) wird 2012 Krebs mit geringen Überlebenschancen diagnostiziert. Doch er verfällt nicht in eine lange Schockstarre, sondern kämpft erhobenem Hauptes dagegen an, nimmt an Triathlons teil, reist um die Welt und macht anderen Betroffenen Mut.

Im Jahr 2012 erhält der damals 32-jährige Martin die Diagnose Pankreas-Karzinom ACC. Diese Form von Krebs entsteht im Pankreas, besser bekannt als Bauchspeicheldrüse, und gehört zu den schwerwiegenden Krebsarten mit einer geringen Überlebenschance. Sie ist im einstelligen Prozentbereich, wie Martin erzählt. Die meisten Menschen sterben innerhalb von drei Jahren daran.

Mit Bloggen das schwere Schicksal verarbeiten

Martin steht damals gerade vor seinem Doktortitel und geniesst das Studentenleben in Barcelona, als er plötzlich starke Bauchschmerzen bekommt. Die Ärzte stellen zuerst eine Entzündung an der Bauchspeicheldrüse und drei Monate später Krebs fest. «Ich begann, meine persönlichen Emotionen aufzuschreiben und später als Blog online zu veröffentlichen», sagt Martin. Ihm hilft das Schreiben, um mit der schweren Diagnose klarzukommen.

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Ein Triathlon trotz Krebserkrankung

Dann kommt die Chemotherapie: «Es fühlte sich wie ein 24/7-Hangover an», erzählt Martin. In dieser Zeit kommt ihm die auf den ersten Blick abstruse Idee, bei einem Triathlon teilzunehmen. Nach der Anmeldung hat er nun ein Ziel vor Augen, was ihm einen extremen Motivationsschub gibt. Und tatsächlich steht er drei Monate nach der Chemotherapie an der Startlinie seines ersten Triathlons.

Die Chemotherapie fühlte sich wie ein 24/7-Hangover an.

Von dieser Meisterleistung berichtet Martin später sogar an einem TedX-Talk. Seine Botschaft macht Mut. Doch was Martin nicht weiss: Während er diesen Talk aufnimmt, hat der Krebs bereits Ableger in der Leber gebildet. Dieser Rückfall wirft Martin in ein grosses Loch.

Anderen Mut machen

Wie konnte das passieren obwohl er alles gegen hat, fragt er sich. Doch auch dieses Mal rappelt er sich auf, gründet den Verein «My Survival Story MSS» und reist damit um die Welt, um «Krebs-Geschichten» einzufangen und zu veröffentlichen: «Wir versuchen die Geschichten so zu erzählen, dass sie für andere Menschen neue Perspektiven eröffnen.»

Man gewöhnt sich an die Rückfälle.

2018 und 2019 erleidet Martin zwei weitere Rückfälle. Heute sagt er: «Man gewöhnt sich daran.»

Martin setzt sich dafür ein, dass im Internet nicht nur die Erfolgsgeschichten geteilt, sondern eben auch die Schwierigkeiten, die so eine Erkrankung in sich birgt, angesprochen werden: «Wir sollten online eine ehrlichere Kommunikation haben.»

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

Heute helfen Martin Meditation, gesunde Ernährung und viel Sport. «Der Krebst hat eine gewisse Chronik entwickelt, aber er ist nicht mehr gleich aggressiv wie am Anfang.» Das ist ein aussergewöhnlicher Krankheitsverlauf, den sich auch die Ärzte nicht ganz erklären können. Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Krankheit durch den gesunden und bedachten Lebensstil Martins verbessert hat.

Focus on the process, not the result.

Das Leben nimmt er Tag für Tag, weil es sowieso anders kommt als geplant und er lebt nacht dem Motto: «Focus on the process, not the result.»

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