Wie schon 2010 scheiterte die Schweiz im WM-Viertelfinal an Deutschland. Und wie damals war das Team von Patrick Fischer als Favorit angetreten. Und weil diverse Topspieler der «Bubble»-WM in Riga fern geblieben sind, war die Gelegenheit auf eine Medaille oder gar auf den ganz grossen Gold-Coup so günstig wie selten. Das sahen auch die Medien so.
- Das wird den Schweizern lange wehtun (Tages-Anzeiger)
«Der Stachel sitzt. (...) Auf dem Papier mag das 2:3 nach Penaltyschiessen gegen Deutschland einfach eine weitere Niederlage der Schweiz in einem WM-Viertelfinal sein. (...) Das Aus ist nicht ungewöhnlich – aber ungewöhnlich schmerzhaft. Es muss und wird das Schweizer Eishockey noch extrem beschäftigen.
Eine Mannschaft, die sich nun vorwerfen lassen muss, die Gunst des Moments nicht genutzt zu haben. Die Lücke zu den Besten punkto Qualität war an einer WM nie so klein wie 2021 in Riga. Deshalb war und ist die Enttäuschung nach einem Aus im Viertelfinal selten so gross gewesen.»
- Sträflich gescheitert (NZZ)
«Die Türe zur dritten Medaille seit 2013 stand weit offen. Ein schwächerer Gegner als dieses biedere Deutschland hat sich den Schweizern in einem Eishockey-WM-Viertelfinal noch nie entgegengestellt.
Und auch sonst war die Chance einmalig: Es sind kaum Stars in die ‹Bubble› nach Riga gereist; die Gelegenheit dazu, erstmals in der Geschichte Weltmeister zu werden, war günstig. Das macht das Scheitern, diese unnötige Niederlage gegen den Erzrivalen Deutschland, umso bitterer. (...) Es ist eine sträflich verpasste Chance.»
- Charaktertest verloren/Reifeprüfung nicht bestanden (Schaffhauser Nachrichten/Linth-Zeitung)
«Eins muss festgehalten werden: Deutschland gewann diesen Viertelfinal nicht unverdient. Die Partie verlief so ganz und gar nicht so, wie sich Patrick Fischer und seine Mannen das vorgestellt hatten. Die Deutschen legten das spielerische Element und die spielerische Klasse der Schweizer über weite Strecken lahm.»
Ein Rückschlag, aber kein Weltuntergang
Die Schweiz hat vor allem in der Vorrunde konstant starke Leistungen abgerufen. Auf den 0:7-Ausrutscher gegen Schweden reagierte die SIHF-Auswahl mit einem 8:1 gegen die Slowakei.
Umso bitter fanden es einige Medien, dass ausgerechnet im Viertelfinal die Stilsicherheit fehlte, welche das Fischer-Team gerade gegen die nominell schwächeren Teams in der Gruppenphase ausgezeichnet hatte. Mit Konsequenzen für Fischer und Co. sei aber nicht zu rechnen.
- Schwacher Auftritt nach starker Vorrunde (Blick)
«Die Schweiz hat eine starke Vorrunde gespielt, Punkt. Mehr aber nicht. Der lamentable Auftritt im Viertelfinal hinterlässt Spuren, zu den schon ausführlich dokumentierten bitteren Pleiten gegen diesen Gegner gesellt sich eine weitere.
Die Momentaufnahme? Die Mannschaft hat ihr Ziel nicht erreicht. Es gibt kein Edelmetall. Das ist ein Rückschlag, aber kein Anlass, das gesamte Programm zu hinterfragen.»
- «Abstürzende Adler» – die besten Schweizer seit 1998 sind gescheitert (Watson)
«Wer böse gesinnt ist, sagt jetzt, hinterher, wenn alles klar ist: Es war Leichtsinn. Es war Hybris. Aber das ist eine ungerechte, unfaire Beurteilung. Patrick Fischer und seine Jungs haben alles richtig gemacht.
Dieses Scheitern ist ganz einfach einer Laune der Hockey-Götter geschuldet. Es ist ein Scheitern, das weh tut. Aber es ist ein Scheitern, das keine Konsequenzen nach sich zieht. Wir müssen nichts ändern. Wir brauchen nur ein bisschen mehr Glück.»
Jubel bei den Deutschen
Ganz anders natürlich die Stimmungslage bei den Deutschen, die um die erste WM-Medaille seit 1953 kämpfen werden. Vor allem der entscheidende Penalty von Marcel Noebels liess die Herzen der Deutschen höher schlagen.
- Dieser Zauber-Penalty bringt uns in den Halbfinal (bild.de)
«Wie cool ist der denn!? Marcel Noebels (29) schiesst unsere Eishockey-Jungs bei der WM in Lettland in den Halbfinal. Nach dem 3:2 nach Penaltyschiessen gegen die Schweiz träumt Deutschland von der ersten deutschen WM-Medaille seit 68 Jahren (Silber 1953).»
- Deutschland feiert Briefmarken-Tor (sport1.de)
«68 Jahre ist es her, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft eine Medaille holte, nun ist das nächste Edelmetall in Reichweite. Marcel Noebels hatte mit seinem Siegtreffer dafür gesorgt, dass die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ihren Erfolg von 2010 wiederholen konnte. ‹Das war ein Tor, von dem man eine Briefmarke macht›, meinte Bundestrainer Toni Söderholm zum aussergewöhnlichen Siegtreffer von Noebels.»