Es werde bestimmt ein spezielles Jahr, sagt Sandy Maendly und blickt in das leere Stade de Genève. «Ich werde sicher jede Minute auf dem Platz geniessen.» Die 33-jährige Mittelfeldspielerin will Ende Saison ihre lange und erfolgreiche Karriere beenden. Zuerst aber strebt sie mit dem Nationalteam die WM-Qualifikation an.
Die Genferin wird dies bei jenem Verein tun, wo sie bereits von 2004 bis 2006 gespielt hatte. Mit dem Unterschied, dass 15 Jahre später alles anders ist. Grösser. Professioneller. Besser. «Chênois hat eine lange Geschichte und grosse Bedeutung für den Frauenfussball in Genf. Deshalb wollten wir den Namen als Zusatz zu Servette unbedingt behalten», sagt Maendly.
Als ich mit Fussball angefangen habe, hätte ich nie geglaubt, dass ich irgendwann dieses Trikot tragen könnte.
Sie ist stolz, eine Servetienne zu sein, denn als Genferin sei es ein Traum, für den Klub zu spielen. «Als ich mit Fussball angefangen habe, hätte ich nie geglaubt, dass ich irgendwann dieses Trikot tragen könnte.»
Als Neunjährige tritt Maendly dem FC Grand-Lancy bei. Trainiert wird mehrheitlich auf einem Sandplatz. Das habe beim Grätschen wehgetan, sie aber letztlich wohl auch stärker gemacht, sagt Maendly und lacht.
Umziehen in der Schiri-Garderobe
Es war noch die Zeit, da sie als Mädchen in einem reinen Jungsteam spielte und sich in der Schiedsrichtergarderobe umziehen musste. Dennoch hat sie nur gute Erinnerungen: «Die Kollegen waren immer lieb zu mir und haben mir geholfen. Es war wirklich eine gute Zeit.»
Von Grand-Lancy schaffte es Sandy Maendly auf die grosse Fussballbühne. Von Chênois wechselte sie mit nicht einmal 20 Jahren zu den Young Boys, verbesserte sich nicht nur fussballerisch, sondern lernte auch Deutsch – und ist deshalb heute eine gefragte Interviewpartnerin in der Deutschschweiz.
Grosse Erfolge in Italien
Danach zog es die Mittelfeldspielerin, die auf dem Platz mit ihrem Kampfgeist und unbändigen Willen auffällt, 2011 für fünf Jahre nach Italien. Maendly spielte zuerst für Torres auf Sardinien, dann zwei Jahre für Verona. Und wurde je drei Mal italienische Meisterin und Superpokal-Siegerin.
Der erste Meistertitel mit Torres 2012 sei für sie wohl der speziellste und grösste Erfolg der Karriere. Nach einem einjährigen Abstecher zurück in die Schweiz zum FC Neunkirch und dem Doublegewinn folgte ein einjähriges Engagement in Madrid, ehe sie 2018 wieder zu Servette stiess und massgeblich am Aufstieg in die höchste Spielklasse beteiligt war.
Die EM als Karriere-Krönung?
Einzig das Kapitel Nationalteam ist noch unvollendet. Daran möchte die 79-fache Internationale in ihrer letzten Saison weiterschreiben. Nachdem sie die WM 2015 wegen einer Kreuzbandverletzung verpasst hatte, legte sie bis im Frühjahr 2019 eine Pause ein, ehe sie vom neuen Nationaltrainer Nils Nielsen regelmässig wieder aufgeboten wurde.
Mittlerweile zählt sie zu den erfahrenen Nationalspielerinnen. «Ich werde alles dafür geben, um nächstes Jahr nach England reisen zu können. Es gibt nichts Schöneres, als mit der Teilnahme an einer Europameisterschaft die Karriere zu beenden», sagt Maendly. Es wäre das Happy End im allerletzten Kapitel ihrer Karriere.