Ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir dieses Spiel gewinnen und uns qualifizieren. Denn für den Frauenfussball in der Schweiz wäre es teuer, wenn wir 2023 in Australien nicht dabei wären.
Allein diese Aussage von Nati-Coach Nils Nielsen unterstreicht, wie viel am Dienstag im WM-Playoff-Spiel gegen Wales auf dem Spiel steht. Betrachtet man nur das kleine Bild, geht es um die 4. Teilnahme eines Schweizer Frauen-Nationalteams an einer grossen Endrunde nach der WM 2015 und den Europameisterschaften 2017 und 2022.
Im Kopf des scheidenden Nielsen ist aber auch das grosse Bild. Und ein Verpassen der WM 2023 in Australien und Neuseeland hätte kurzfristig, vor allem aber mittel- und längerfristig schlechte Auswirkungen auf den Frauenfussball in der Schweiz.
Entsprechend akribisch bereitet der dänische Trainer seine Spielerinnen auf den Showdown im Letzigrund vor. Gedanken an seinen Abschied haben (noch) keinen Platz: «Vielleicht kann ich nach dem Spiel emotional sein. Aber aktuell kann ich überhaupt nichts anderes im Kopf haben als das Spiel. Ich freue mich, dass wir die Chance haben, etwas Grosses zu erreichen», so Nielsen.
Letzigrund als Glücksfall
Die Schweiz steigt als Favoritin in das Duell mit Wales, das die 1. Playoff-Hürde am vergangenen Donnerstag gegen Underdog Bosnien und Herzegowina nur mit Müh und Not meisterte. Was das Personal angeht, kann Nielsen mit Ausnahme der angeschlagenen Lara Marti und Nina Stapelfeldt aus dem Vollen schöpfen, spielerisch sollte die SFV-Auswahl den Waliserinnen überlegen sein.
Mittelfeldakteurin Coumba Sow verrät dann auch schon das Rezept, wie man die Britinnen knacken kann: «Wir müssen den Ball in unseren Reihen zirkulieren lassen, damit wir nicht ständig in Zweikampf-Duelle involviert werden.» Helfen soll dabei auch der Naturrasen, den die Nati im Vergleich zum Kunstrasen klar bevorzugt. Entsprechend glücklich sind Trainer und Spielerinnen, dass die so wichtige Partie im Letzigrund stattfindet und nicht beispielsweise in Thun oder Biel, wo die Nati in der Vergangenheit auch schon auflief.
Sieg nach 90 oder 120 Minuten nötig
Die Ausgangslage vor dem Playoff-Showdown ist nicht ganz unkompliziert. Was klar ist: Gewinnt die Schweiz gegen Wales nach 90 oder 120 Minuten, ist die Qualifikation zur WM 2023 sicher. Sollte sich die Schweiz aber erst im Penaltyschiessen durchsetzen, droht wegen eines sonderbaren Modus ein weiteres Stechen. Von den 3 europäischen Playoff-Siegern qualifizieren sich nämlich nur 2 direkt für die WM 2023.
Das heisst: Gewinnen die Schweizerinnen nach Penaltyschiessen und Irland und Island erreichen gleichzeitig einen Sieg innerhalb von 120 Minuten, müsste die Nati ein internationales Playoff-Turnier im Februar 2023 in Austrailien und Neuseeland bestreiten.
Nein!
Nielsen hat vollstes Vertrauen in seine Schützlinge. An einen möglichen Penalty-Krimi verschwendet der Däne vor seinem letzten wichtigen Spiel als Nati-Coach keine Gedanken. Auf die Frage, ob er in den letzten Tagen Elfmeterschiessen trainieren liess, antwortet Nielsen trocken: «Nein!»