Die Ausganglage
England kann, Schottland muss. Während die «Three Lions» nach dem 1:0 im Startspiel gegen Kroatien befreit aufspielen können, stehen die «Bravehearts» nach dem 0:2 gegen Tschechien bereits gehörig unter Druck. Mit einem weiteren Erfolg könnte England für den Achtelfinal planen, die Schotten wollen das mit aller Macht verhindern.
Das Zeichen
Vor dem Anpfiff wird die Rivalität beider Teams für einige Sekunden ruhen. Schottische und englische Spieler werden gemeinsam auf die Knie gehen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Dabei dürfte es erneut einige Buhrufe der bis zu 22'500 Zuschauer im Wembley gegen die in Grossbritannien umstrittene Geste geben. «Bitte respektieren Sie die Spieler, wenn sie niederknien», hiess es in einem Statement des englischen Fussball-Verbands FA.
Die historische Komponente
114 Mal standen sich die beiden Teams schon gegenüber, am 30. November 1872 bestritten sie das erste Länderspiel in der Geschichte des Fussballs. Aus historischer Sicht hielten die Schotten meist gut mit, 41 Duelle gewannen sie, 48 gingen an England. Dennoch sind die «Three Lions» am Freitag klar favorisiert.
Das Traumtor beim letzten EURO-Duell
1996 gewann England an der Heim-EM in der Vorrunde gegen Schottland mit 2:0. In Erinnerung blieb vor allem dieses Traumtor des englischen «Enfant terrible» Paul Gascoigne.
Die politische Komponente
Nach dem Brexit wird in Schottland schon seit längerem wieder emotional über eine mögliche Trennung vom Vereinigten Königreich diskutiert. Die regierende Schottische Nationalpartei (SNP) strebt nach 2014 ein zweites Unabhängigkeitsreferendum und die anschliessende Rückkehr zur Europäischen Union an. Der britische Premierminister Boris Johnson lehnt ein erneutes Referendum jedoch kategorisch ab.
Kritiker in Schottland werfen Johnsons Regierung in Westminster wiederum vor, sie kümmere sich hauptsächlich um England und vernachlässige andere Landesteile. Nicht nur deshalb wäre ein Sieg gegen den «Auld Enemy», noch dazu im Wembley, für alle Schotten das Grösste.
Die Stimmen
Wir müssen alles investieren, damit wir bereit sind für das Spiel. Es ist eine grosse Herausforderung. Wir müssen uns fokussieren, um unser Ziel zu erreichen.
Wenn Schottland das erste Tor gelingt, ist alles möglich. Die Rivalität beider Länder ist riesig. Bei so einem Spiel holt jeder die letzten Reserven aus sich heraus.
Das wird eines der grössten Spiele in unserer Karriere. Es wird ein hartes Spiel. Schottland ist gefährlich in vielerlei Hinsicht.
Wir haben keine Angst, wir sind nicht beunruhigt. Wir alle, auch unsere Fans zu Hause, müssen daran glauben, dass wir sie schlagen können.