Am 23. Juni 1954 hat die Schweiz zum letzten Mal an einer WM oder EM ein K.o.-Spiel gewonnen. An diesem Tag schlug sie an der Weltmeisterschaft im eigenen Land in einem Vorrunden-Entscheidungsspiel Italien in Basel 4:1. Sie qualifizierte sich damit für die Viertelfinals – auch dies hat es seither nie mehr gegeben.
Und was für ein Viertelfinal das war in Lausanne: Hitzeschlacht, 5:7 gegen Österreich trotz 3:0-Führung nach 19 Minuten. Torreichstes Spiel der WM-Geschichte.
Totalausfall im 2006 oder aber haarscharf daneben
Seither verlor die Schweiz an den beiden grossen Endrunden-Turnieren 5 K.o.-Spiele in Folge – stets im Achtelfinal. 2-mal davon im Penaltyschiessen, 1-mal in der Verlängerung. Sie schoss in insgesamt 540 Minuten ein einziges Tor.
Wir rollen die anhaltende unrühmliche Pleitenserie der Nati in der K.o.-Phase nochmals auf.
- WM 1994 in den USA
Das Pech begleitete die Schweizer schon in der Vorbereitung auf das 0:3 gegen Spanien. Sie mussten nach der Vorrunde von der West- an die Ostküste reisen. 6 Stunden Flug, 3 Zeitzonen. Von San Francisco nach Washington. Dann gab Alain Sutter wegen eines gebrochenen Zehs kurz vor dem Anpfiff Forfait.
Und im Spiel schlug sich auch noch der niederländische Schiedsrichter Mario van der Ende auf die Seite des Gegners. Das frühe 0:1 durch Hierro war irregulär. Der Spanier hatte seinen im Offside stehenden Teamkollegen Sergi angespielt, doch dieser nahm den Ball nicht an, Van der Ende liess weiterlaufen, Hierro übernahm wieder und erzielte den Treffer.
- WM 2006 in Deutschland
Bei der Niederlage gegen die Ukraine war es mehr als Unvermögen, das zum Ausscheiden führte. Noch heute spricht man vom schlechtesten WM-Spiel der Geschichte. Trainer Köbi Kuhn wechselte 3 Minuten vor dem Penaltyschiessen Alex Frei aus, den besten Schützen. Die Strafe folgte auf dem Fuss.
Die Schweizer blamierten sich in einer Weise, wie es zuvor an einer WM noch nie geschehen war. Kein Schuss ging rein. Marco Streller züngelte und schob den Ball dem Torhüter in die Hände. Tranquillo Barnetta schoss an die Latte, Ricardo Cabanas zielte halbhoch und scheiterte am Keeper.
- WM 2014 in Brasilien
Das 0:1 gegen Argentinien war wieder eher Pech geschuldet. Weniger beim Fehlpass von Stephan Lichtsteiner in der 118. Minute, der Lionel Messi und Torschütze Angel di Maria den Siegtreffer ermöglichte.
Umso mehr dafür 3 Minuten später, als Blerim Dzemaili den Ball aus vier Metern mit dem Kopf an den Pfosten setzte, von wo der Ball zurücksprang an Dzemailis linkes Knie und von dort ins Out flog. Hätte es Dzemaili extra so machen müssen, er hätte es bestimmt in 1000 Versuchen nicht geschafft.
- EM 2016 in Frankreich
Das fussballerisch beste Turnier einer Schweizer Mannschaft endete mit einem lapidaren Fehlschuss ihres besten Spielers. Mehr Ironie geht nicht. Granit Xhaka, Mastermind und Metronom im Schweizer Team, traf im Penaltyschiessen gegen Polen als einziger von zehn Schützen nicht.
Xhaka lief als zweiter Schweizer an – und drosch den Ball mit dem linken Vollrist einen halben Meter am linken Pfosten vorbei.
- WM 2018 in Russland
Das 0:1 gegen Schweden hatte seinen Ursprung 10 Tag zuvor im Sieg gegen Serbien. Da hatten die Schweizer ihr emotionales Highlight. Sie waren danach nicht mehr auf den Punkt bereit. Pleiten, Pech und Pannen spielten in St. Petersburg nur eine untergeordnete Rolle.
Und doch darf man sich die Frage stellen: Was wäre selbst an diesem so misslungenen Nachmittag möglich gewesen, hätte Manuel Akanji den unplatzierten, entscheidenden Schuss von Emil Forsberg für Torhüter Yann Sommer nicht unhaltbar abgelenkt?