Ab sofort müssen die starken Schwinger aus dem Nordwestschweizer Teilverband (NWSV) jede Chance nützen, um ihre Form zu finden. Auf möglichst hohem Niveau. Diesen Samstag auf dem Weissenstein bietet sich so eine Chance. Gäste aus Bern und aus der Ostschweiz werden anreisen, harte Gegnerschaft also, und es wird ganz genau beobachtet und analysiert werden, wie stark denn die Nordwestschweizer aktuell eigentlich sind.
Das war im bisherigen Saisonverlauf nur schwer zu erkennen. Und es dauert nur noch fünf Wochen bis zur Abrechnung, bis zur Verteilung der Eidgenössischen Kränze in Pratteln, auf Nordwestschweizer Verbandsgebiet.
Nur wenige ESAF-Kränze für Nordwestschweiz
Wie gut in den letzten Jahren gearbeitet wurde, diese Frage interessiert immer. Auch im Schwingsport. Im Anschluss an das Eidgenössische 2013 kam man bei den Nordwestschweizern zum Schluss: nicht gut. Es hatten in Burgdorf nur drei Kränze resultiert.
Und weil eben die Kranzbilanz so wichtig ist, wurden zwecks künftiger Verbesserung derselben deutlich mehr Trainingszusammenzüge durchgeführt, man zog einen Mentaltrainer bei, optimierte die Betreuung während des Wettkampfs – und prompt resultierten 2016 fünf Eidgenössische Kränze. Das ist für den zweitkleinsten Teilverband eine schöne Ausbeute. Drei Jahre später allerdings ging es wieder in die andere Richtung und die Nordwestschweizer mussten sich erneut mit nur drei Kränzen begnügen.
Was springt für die NWSV-Schwinger in Pratteln heraus?
Und jetzt rückt das Eidgenössische im Baselbiet immer näher. Wie die Bilanz dort ausfallen könnte, ist nicht einmal ansatzweise abzuschätzen. Das ist kein gutes Zeichen. Die drei Eidgenössischen Kranzgewinner von 2019 – Joel Strebel, Patrick Räbmatter und Andreas Döbeli – haben diesen Sommer schon starke Wettkämpfe gezeigt, sind aber bei anderer Gelegenheit deutlich unter den Erwartungen geblieben.
Von den jungen Aspiranten auf einen Eidgenössischen Kranz haben Lars Voggensperger und Adrian Odermatt seit dem letzten Eidgenössischen nicht nur das Coronajahr 2020 verloren, sondern wegen ihres Militärdienstes auch noch den Sommer 2021. Lukas Döbeli war ausserdem lange verletzt, und so sind auch diese drei potentiellen «Neueidgenossen» nicht dort, wo sie unter besseren Voraussetzungen sein könnten.
Die Zeit wird knapp. Um Stabilität auf demjenigen Niveau zu finden, das es für den Kranzgewinn beim Saisonhöhepunkt brauchen wird, bleiben den Nordwestschweizern drei grosse Wettkämpfe: Kurz vor dem Eidgenössischen auf der Schwägalp, eine Woche davor beim eigenen Teilverbandsfest und diesen Samstag auf dem Weissenstein. Dem Solothurner Hausberg, der für die Gastgeber auch schon zum Schicksalsberg geworden ist.
Vor drei Jahren verletzte sich der Nordwestschweizer Teamleader Nick Alpiger beim eigenen Bergfest, trat dann beim Eidgenössischen in Zug trotzdem an, musste aber den Wettkampf nach vier Gängen abbrechen, weil die Verletzung vom Weissenstein wieder aufgebrochen war.
Auf dem Weissenstein wird der Ernstfall geprobt
Das war bitter für Alpiger. Und für die Nordwestschweizer Bilanz, die durch den Verlust eines sicheren Kranzgewinners sogleich um 25 Prozent schlechter ausfiel. In einem kleinen Teilverband tragen die einzelnen Leistungsträger viel mehr Verantwortung für das Ergebnis der Abrechnung. Nick Alpiger war in der Vorbereitung auf diese Saison erneut verletzt, war deshalb auch noch nicht konstant stark und muss nun erst noch wegen einer Fingerblessur auf den Weissenstein verzichten.
Es braucht immer auch Glück. Gut ist allerdings, wenn man möglichst wenig von diesem unberechenbarsten aller Faktoren abhängig ist. Deshalb ist es so wichtig, sich in harten Kämpfen zu stählen. Genau dafür ist der Weissenstein die perfekte Bühne. Es gilt, Erkenntnisse und im Idealfall Selbstvertrauen zu gewinnen, als Einzelathleten und als Team. Bevor dann in fünf Wochen abgerechnet wird. Erfahrungsgemäss besonders schonungslos beim gastgebenden Teilverband.