Als Carlos Alcaraz am frühen Dienstagmorgen Marin Cilic im Achtelfinal in 5 Sätzen niedergerungen hatte, war klar: In Flushing Meadows würde es einen neuen Grand-Slam-Champion geben.
Neben dem Spanier Alcaraz (ATP 4) haben sich auch der Norweger Casper Ruud (ATP 7), der Amerikaner Frances Tiafoe (ATP 26) und der Russe Karen Chatschanow (ATP 31) für die Halbfinals qualifiziert. Die Duelle am Freitag lauten Chatschanow - Ruud und Alcaraz - Tiafoe.
Einer dieses Quartetts wird am Sonntag die begehrte Trophäe in die Höhe stemmen. Es steht aber bei allen noch mehr auf dem Spiel als «nur» der Siegercheck über 2,6 Millionen Dollar.
Alcaraz: Hewitts Altersrekord wackelt
Es gehen einem langsam die Superlative aus ob der verblüffenden Leistungen des spanischen Wunderkindes. Der über 5 Stunden dauernde Fünfsätzer im Viertelfinal gegen Jannik Sinner war wie Tennis von einem anderen Stern. Alcaraz ist der jüngste Grand-Slam-Halbfinalist seit Landsmann Rafael Nadal im Jahr 2005. Sollte sich der Schützling von Juan Carlos Ferrero im «Big Apple» die Krone aufsetzen, würde er mit 19 Jahren, 4 Monaten und 7 Tagen Lleyton Hewitts bisherigen Rekord für die jüngste Weltnummer 1 (20 Jahre, 8 Monate und 26 Tage) pulverisieren.
Ruud: Auch ihm winkt die Nummer 1
Er ist der einzige des Quartetts, der bereits über Halbfinal-Erfahrung an einem Grand-Slam-Turnier verfügt. Der Norweger stand vor 3 Monaten bei den French Open im Endspiel, gewann dort gegen Sandkönig Nadal aber bloss 6 Games. In seinem Halbfinal gegen Chatschanow ist Ruud zu favorisieren. Gelingt ihm gar der ganz grosse Coup, würde er zur ersten norwegischen Weltnummer 1 der Geschichte – und das noch vor seinem 24. Geburtstag.
Tiafoe: Beendet er das Warten der Amerikaner?
Auf ihm ruhen die Hoffnungen einer ganzen Nation. Seit dem US-Open-Titel von Andy Roddick 2003 warten die Tennisfans in den USA auf den nächsten Durchmarsch eines Amerikaners. Selbst die Halbfinal-Quali Tiafoes hat eine historische Dimension: Seit 16 Jahren ist kein US-Spieler mehr so weit gekommen in Flushing Meadows. Die grosse Erwartungshaltung bringt auch eine Menge an Druck mit sich. Doch mit seinem Achtelfinal-Erfolg über Nadal hat Tiafoe bewiesen, dass er das Zeug zum Champion hat.
Chatschanow: Der lachende 3. Russe
Wenn man vor dem Beginn des Turniers über russische Mitfavoriten sprach, fielen vor allem 2 Namen: Daniil Medwedew und Andrej Rublew. Chatschanow war eher weniger hoch im Kurs. Doch während sich Titelverteidiger Medwedew im Achtel- und Rublew im Viertelfinal verabschiedet haben, ist Chatschanow noch immer dabei. Der letzte seiner 4 ATP-Titel liegt schon fast 4 Jahre zurück. Doch vielleicht nutzt ausgerechnet der 26-Jährige aus Moskau in New York die Gunst der Stunde.