Einen Satz sagten Novak Djokovic und Carlos Alcaraz in ihren Medienkonferenzen nach den gewonnenen Viertelfinals exakt gleich: «Wenn du der Beste sein willst, musst du die Besten schlagen.» Und beide lassen vor ihrem Duell am Freitag keinen Zweifel: Sie wollen der Beste sein, und sie sehen sich gegenseitig als einen dieser Besten, die es zu schlagen gilt.
«Seit der Auslosung erwartete jeder diesen Halbfinal», ist sich Alcaraz bewusst. «Mich eingeschlossen. Und ich will diesen Match absolut.» Für einmal ist die oft strapazierte Bezeichnung des vorweg genommenen Finals zutreffend – egal, wer im anderen Halbfinal steht.
Es wird um viel gehen. Djokovic will mit seinem 23. Grand-Slam-Titel alleiniger Rekordhalter vor Rafael Nadal werden, Alcaraz möchte nach dem Sieg beim US Open erstmals auch in Roland Garros triumphieren und seine Position als Nummer 1 der Welt verteidigen. Gegeneinander gespielt haben sie erst einmal. Vor einem Jahr siegte Alcaraz auf dem Sand von Madrid im Tiebreak des dritten Satzes.
Seit der Auslosung erwartete jeder diesen Halbfinal, mich eingeschlossen.
«Ich habe Djokovic Millionen von Male am TV gesehen, in Halbfinals und Finals, wie er grosse Titel gewonnen hat», erinnert sich Alcaraz. «Jetzt selber in einem solchen Halbfinal gegen ihn anzutreten, ist ein wahr gewordener Traum.» Der junge Spanier steht in seinem zweiten Grand-Slam-Halbfinal, der Serbe in seinem 45. – womit er noch einen weniger erreicht hat als Roger Federer.
Erfahrung oder jugendliche Frische?
Könnte die Erfahrung der entscheidende Punkt sein? Alcaraz lacht. «Ich würde gerne glauben, meine Jugend sei entscheidend.» Djokovic sei «physisch ein Fels», betont «Carlitos». Er wisse, dass eine äusserst schwierige Aufgabe auf ihn warte.
Das erinnert mich an einen anderen Spanier.
Überwältigt wird er von dieser aber nicht sein. Auch Alcaraz hat mit seinen 10 Turniersiegen – darunter neben dem beim US Open mit jenen in Indian Wells, Miami und zweimal Madrid – zur Genüge bewiesen, dass auch er ein Mann für die grossen Momente ist.
Der unvermeidliche Vergleich mit Nadal
Das weiss auch Djokovic. «Er arbeitet hart, ist ein sehr kompletter Spieler und bringt eine gewaltige Intensität auf den Platz», meinte der 36-jährige Serbe anerkennend. Und mit einem Lächeln: «Das erinnert mich an einen anderen Spanier, der allerdings mit der linken Hand spielt.»
Er meint natürlich Rafael Nadal, den 14-fachen Champion in Paris. Es ist das höchstmögliche Lob für einen, der gerade eben dem Teenager-Alter entwachsen ist. Ein klarer Favorit ist in dem Duell der Generationen deshalb nicht auszumachen. Sicher ist nur eines: Das grösste Stadion in Roland-Garros wird am Freitag zum Bersten voll sein und vibrieren.