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Technik Goldrausch im Weltall

Die Rohstoffe auf der Erde sind endlich, sie sind knapp, und sie sind teuer. Warum also nicht einfach ins All ausschwärmen und die gigantischen Rohstoff-Vorkommen von Asteroiden nutzen? US-Firmen arbeiten bereits daran, die Idee aus Science-Fiction-Romanen Realität werden zu lassen.

Für manche sind Asteroiden die Goldminen der Zukunft. Optimisten sagen schon für 2050 voraus, dass es Tankstellen im All geben wird, die vom Wasser eines Asteroiden gespeist werden. Wenn das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten wird, hätte man die Bestandteile für Raketentreibstoff. Dann könnten Astronauten auf dem Weg zum Mars mit ihrem Raumschiff an einen Asteroiden andocken und die Tanks auffüllen. Sie könnten auch Trinkwasser, Gebrauchswasser und Sauerstoff für die Lebenserhaltung aufnehmen. So wären Raumfahrtmissionen zu viel weiter entfernten Zielen möglich als heute.

Gibt man nochmal 50 Jahre drauf, ist man schon im Jahr 2100. Dann schwärmen vielleicht spezielle Raumschiffe zu metallreichen Asteroiden aus, um sie einzufangen. Sie bringen die Brocken in die Umlaufbahn des Mondes, wo sie von Astronauten erreicht werden können und Bergarbeiter-Roboter die wertvollen Metalle abbauen. In speziellen Kapseln könnten sie dann zur Erde transportiert werden.

«Zurzeit macht es noch keinen Sinn, Material zurück zur Erde zu bringen», sagt Alan Harris, der sich für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR mit dem Thema beschäftigt hat, «aber das könnte sich ändern, wenn die Rohstoffe auf der Erde dereinst knapp und die Gewinnung im Weltraum so billig wird, dass sie sich lohnt».

Ein riesiges Geschäft winkt

Asteroiden versprechen ein riesiges Geschäft. Etwa 9000 erdnahe Asteroiden, die grösser als 150 Meter im Durchmesser sind, umkreisen die Erde. Sie haben alles, was wir brauchen: Wasser, alle möglichen Metalle, Mineralien, Kohlenstoffverbindungen.

Manche der Himmelskörper bestehen aus mehr Platin, als je auf der Erde abgebaut wurde. Ein Kilo Platin ist derzeit rund 37´350 Franken wert, mehr als Gold. Das Technologie-Magazin «Wired» rechnet vor, dass ein Asteroid von 500 Metern Durchmesser etwa 130 Tonnen Platin beherbergen könnte. Das ergibt einen Marktwert von knapp 4,9 Milliarden Franken.

Künftige Asteroiden-Missionen

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Legende: Nasa

Hayabusa 2 (Launch 2014)

Die Jaxa-Sonde wirft einen Lander auf einem Asteroiden ab.

OSIRIS-Rex (Launch 2016)

Nasa-Sonde, die eine Asteroiden-Probe nehmen und zur Erde bringen soll.

ARM (Launch 2018)

Erste Mission, um einen Asteroiden einzufangen. Er soll in den Orbit des Mondes gebracht und von Nasa-Astronauten untersucht werden (Bild oben).

Firmen wie Planetary Resources haben deshalb grosses Interesse daran, dass Realität wird, was bisher nur in Science-Fiction möglich war. Das US-Unternehmen hat sich als erstes explizit dem Schürfen auf Asteroiden verschrieben. Wie ernst es ihm damit ist, zeigen einige der Investoren und Berater von Planetary Resources: Neben dem Google-Gründer Larry Page und Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt sind auch der «Alien»- und «Avatar»-Regisseur James Cameron oder der Weltraumtourist Charles Simonyi an Bord. Die Gründer des Unternehmens gehören zu den Dinosauriern der privaten Weltraum-Industrie in den USA. Viele der Mitarbeiter sind ehemalige Nasa-Ingenieure.

Theoretisch ist es machbar

Dass die Asteroiden-Ausbeutung theoretisch möglich wäre, hat 2012 eine Machbarkeitsstudie gezeigt. Das Institut für Weltraumforschung Keck hat sie für die Nasa durchgeführt. Die US-amerikanische Raumfahrtbehörde will mit der Asteroid Redirect Mission ARM 2018 eine Raumsonde ins All schicken, die einen kleinen Asteroiden einfangen, oder einen Gesteinsbrocken von der Oberfläche greifen soll. Anschliessend, so der Plan, wird der Brocken auf eine Umlaufbahn um den Mond gebracht, damit er nicht durch die Atmosphäre und die Schwerkraft der Erde auseinandergerissen wird und trotzdem von Astronauten erreicht und untersucht werden kann.

Auch die japanische Weltraumbehörde Jaxa bricht am 30. November 2014 mit ihrer Sonde Hayabusa 2 zu einem Asteroiden auf. Sie will dort einen Lander abwerfen. Die private Weltraum-Industrie verfolgt diese Missionen mit grossem Interesse. Vieles ist noch nicht erforscht und auf einem Asteroiden zu landen, ist teuer und risikoreich.

Viele Ideen, wenig konkretes

Zuallererst aber muss eine genügend grosse Anzahl erreichbarer Asteroiden gefunden werden, auf denen sich ein Abbau lohnt. Planetary Resources plant, schon bald ein Weltraumteleskop in die Umlaufbahn der Erde zu bringen, um geeignete Kandidaten zu finden. Später sollen sich Roboterschwärme auf den Weg machen, um sie näher zu untersuchen. Die Firma Deep Space Industries will 2015 erste Raumschiffe zu erdnahen Asteroiden losschicken.

Doch wie der Abbau schliesslich erfolgen soll, wie die Rohstoffe auf die Erde gelangen und wie das Wasser aus einem Asteroiden gewonnen werden kann, dafür scheint es viele Ideen, aber noch wenig Konkretes zu geben. Klar ist: Es wird nicht der Mensch sein, der ins All fliegt, um dort Weltraumbergbau zu betreiben. Das werden Automaten und Roboter für uns tun.

Schneller als die Nasa

Daniel Farber, Geschäftsführer von Deep Space Industries, ist überzeugt, dass die Privatwirtschaft dabei schneller als die Nasa sein wird. Auch DLR-Forscher Alan Harris sieht Vorteile im privaten Engagement: «In den 1960er-Jahren hat man gedacht, die Nasa sei das Beste und inzwischen hat sie grosse Probleme. Man muss an Alternativen denken und die könnten solche Privatunternehmen sein». Das Problem: Die Leute, die Geld investieren, wollen Gewinn sehen.

Asteroiden

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Sie bestehen vor allem aus Metallen und steinigem Material. Etwa 600.000 sind bekannt, aber es gibt viel mehr. Die meisten befinden sich im Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Mars- und Jupiter-Orbit. Manche sind klein wie Staubpartikel, andere haben Durchmesser von hunderten Kilometern. Für den Rohstoffabbau sind die erdnahen Asteroiden von Interesse.

Hier kommt eine Frage ins Spiel, über die derzeit noch das Deckmäntelchen des Schweigens gebreitet wird: Darf jeder, der kann, einfach Rohstoffe im All schürfen?

«Die Rechtslage ist komplex», sagt Stephan Hobe, Professor am Kölner Institut für Luft- und Weltraumrecht. Zwar verbietet es das heutige Weltraumrecht, sich ein Territorium im Weltall anzueignen, doch es ist unklar, wie weit davon auch der Ressourcenabbau betroffen ist. «Es ist nicht verboten, also ist es erlaubt», sagt der Jurist.

Gemeinsames Erbe der Menschheit

Private Firmen haben also ein Interesse daran, so schnell wie möglich Fakten zu schaffen. Deep-Space-Industries-Geschäftsführer Daniel Farber drückt es so aus: «Wenn du einen Fisch fängst, gehört er dir».

Im Mondvertrag von 1979 wird der Weltraum als «das gemeinsame Erbe der Menschheit» bezeichnet. Das war eine Forderung der Entwicklungsländer, die eine ungehinderte Ausbeutung der Himmelskörper durch die Industriestaaten verhindern wollten. Was die Bezeichnung aber genau bedeutet, wurde nie näher bestimmt. Stattdessen heisst es im Vertrag sinngemäss: Wir denken darüber nach, wenn es soweit ist.

Zurzeit ist das Thema laut Stephan Hobe nicht auf der politischen Agenda. Und bis heute hat keine der führenden Weltraummächte wie etwa die USA, Russland oder China den Mondvertrag unterzeichnet. Der Übergang von Science-Fiction in die Realität könnte also nicht nur technisch eine Herausforderung werden.

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