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«Verfahren eingestellt» von Claudio Magris

Ein bizarrer Sammler in Triest umgibt sich mit Kriegsreliquien aller Art: Panzer, Minenräumgeräte, Pfeile, Kanonen, Granatsplitter, zerbeulte Blechnäpfe, sogar ein U-Boot. Seine Vision ist es, ein Kriegsmuseum zum Zwecke des Friedens einzurichten. Nach seinem mysteriösen Tod setzt eine junge Frau, die Hauptfigur des Romans, sein Werk fort. Sie ist das Kind zweier Verfolgter, einer Jüdin und eines Afroafrikaners, der als Soldat nach Italien kam, um das Land von den Nazis und italienischen Faschisten zu befreien.

Im Hintergrund von Claudio Magris‘ gewaltigem Epos steht die Auseinandersetzung mit der Risiera di San Sabba in Triest, dem einzigen Vernichtungslager der Nazis auf italienischem Boden. Dieses KZ, in dem die Grossmutter der Protagonistin zu Tode kam, wurde in Italien lange verdrängt.

Selten hat ein Schriftsteller so eindrucksvoll und vielstimmig über die Nachwirkungen des Krieges erzählt. Julian Schütt unterhält sich in «52 Beste Bücher» mit Claudio Magris über «Verfahren eingestellt», über die literarische Aufarbeitung von zeitgeschichtlichen Stoffen, über Erfindung und Wahrheit, über die Schwierigkeit des Erinnerns.

Buchhinweis:
Claudio Magris. Verfahren eingestellt. Aus dem Italienischen von Ragni Maria Gschwend. Hanser, 2017.