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Ida Fink aufgenommen im Oktober 1993 an den Internationalen Rapperswiler Literaturtagen
Bild: KEYSTONE/Niklaus Stauss
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«Der Tisch» von Ida Fink

Eine Stadt in der heutigen Westukraine, ein unfassbares Verbrechen und seine schwierige Rekonstruktion. In Form einer nüchternen Befragung von Zeuginnen und Zeugen erinnert die Holocaust-Überlebende Ida Fink an die Untaten, welche die Gestapo 1940 in der damals polnischen Stadt bei Lemberg beging.

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Ein Staatsanwalt befragt nacheinander zwei Frauen und zwei Männer zu dem traumatischen Geschehen, das sich 25 Jahren zuvor an einem Wintertag in ihrer Heimatstadt zugetragen hat. Seine Fragen kreisen ganz besonders und mit beinahe absurder Pingeligkeit um einen Tisch, der auf dem Rathausplatz gestanden hat. Dort versammelten die Nazi-Besatzer die Einwohnerinnen und Einwohner zu einer Selektion. Rechts am Tisch vorbei bedeutete Zwangsarbeit, links Tod durch Erschiessen.

Nüchtern und unerbittlich treibt der Staatsanwalt die Rekonstruktion voran und lässt gleichzeitig den Überlebenden Raum genug, um Zeugnis abzulegen von ihren persönlichen Wahrnehmungen an diesem Tag. Die Widersprüchlichkeit ihrer Aussagen spiegelt das Unfassbare der Ereignisse. Das Material für ihr Stück hat Ida Fink als Protokollführerin bei Zeugenvernehmungen für NS-Prozesse zusammengetragen. Durch die aktuellen Vorgänge in der Ukraine bekommt es eine zusätzliche Dimension.

Mit: Gunther Malzacher (Staatsanwalt), Günter Gube (Herr Grumbach), Maria-Magdalena Thiesing (Frau Blumenberg), Robert Tessen (Herr Zachwacki), Hanna Burgwitz (Frau Hoffmann), Gabi Brunner (Geige)

Aus dem Polnischen von Ida und Bruno Fink - Tontechnik: Werner Feldmann - Regie: Charles Benoit - Produktion: SRF 1988 - Dauer: 51'

Das Hörspiel steht bis am 03.06.2023 zum Nachhören zur Verfügung.