Unterwegs durch die Stadt Zürich ist man im Hörstück «Die Fragwürdigen». Angelegt ist diese Collage wie eine Tramfahrt. Man sieht die Menschen verloren am Strassenrand stehen oder an der Tramhaltestelle warten, sieht sie durchs Fenster ihrer Wohnung am Tisch sitzen. Männer und Frauen, Gesichter, die an uns im Alltag vorüberziehen, jede und jeder hat seine kleine Geschichte. Albertine fühlt sich aufgehoben und schwebt plötzlich hoch über dem Boden, eine Liebe, die nur dank der Lüge hält, ein Schattenwurf fügt zwei Männer aneinander, Anatol geht einer Arbeit nach, bis er mit ihr nicht mehr Schritt halten kann.
Verbindende Stimme ist die «weit hergeholte Frau». Unbeirrt und oft nachts geht sie dem Tramliniennetz der Stadt entlang, von Haltestelle zu Haltestelle, und verweilt an diesen Knotenpunkten, die dann plötzlich verlassen und leer dastehen.
Philipp Schaufelberger und Simona Ryser sind für dieses Hörstück mit dem Mikrofon durch die Stadt Zürich gestreift, haben den Sound der Stadt eingefangen, das Rumpeln des Trams, das Flirren des Fahrrads, das Rauschen des Verkehrs, die fernen Züge, vorbeiziehende Stimmfetzen. Diese Atmos und Geräusche sind in Philipp Schaufelbergers Komposition eingegangen.
Mit: Lara Körte (weit hergeholte Frau), Urs Jucker (männliche Stimme 3), Jeanne Devos (weibliche Stimme 4), Linda Olsansky (weibliche Stimme 3), Anna-Katharina Müller (weibliche Stimme 2), Thomas Douglas (männliche Stimme 4), Jonas Rüegg (männliche Stimme 1), Fritz Fenne (männliche Stimme 2), Miriam Japp (weibliche Stimme 5), Jessica Cuna (weibliche Stimme 1), Irina Schönen (Haltestellen-Ansage)
Bearbeitung und Regie: Simona Ryser - Musik: Philipp Schaufelberger - Stimme und Glasharfe: Anna Trauffer - Tontechnik: Roli Fatzer, Ueli Karlen - Produktion: SRF 2020 - Dauer: 51'
«Die Fragwürdigen» von Judith Keller
Es sind fragile Figuren, die durch die Textsammlung «Die Fragwürdigen» huschen: listige und lustige, schwermütige und leichtfüssige. Seismografisch beschreibt die junge Autorin Judith Keller in Kürzestgeschichten, Miniszenen und Prosastücken Menschen, die fast unbemerkt durch ihren Alltag stolpern.
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