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Rosalinde Renn in der Rolle der Melitta
Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 48 Minuten 51 Sekunden.
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«Die Scheintoten» von Hermann Burger

Hörspielgroteske vom Spezialisten für seelische Abgründe und den Aberwitz des Daseins - dem Aargauer Schriftsteller Hermann Burger. Selbstmörder und Depressive sind Stammgäste in seinem radikal surreal gestalteten Kosmos, der immer auch der Schweiz als geschlossener Anstalt gleicht.

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Hermann Burgers Themen waren die drei C: das Cemetrische, das Circensische und das Cigarristische. Das erste C (Cementrium, Friedhof) steht für das Thema, welches Burger dauernd beschäftigte: den Tod. Das Circensische weist auf den Spieler Burger: auf den Zauberer, den Ferrari-Fahrer und Bobpiloten und nicht zuletzt auf den (verzweifelten) Humoristen. Das Cigarristische meint den passionierten Cigarren-Raucher, den Connaisseur und Geniesser, den Schlossbewohner, der eigentlich schrieb, um – so sagt es Burger im Hörspiel - seine Kindheit zu Ende zu rauchen.

Ende Februar 1989 nahm sich Hermann Burger das Leben. Das Stück «Die Scheintoten» schrieb er eineinhalb Jahre vor seinem Tod im Auftrag des Zürcher Schauspielhauses. Es wurde als unspielbar empfunden und also nicht aufgeführt. Fritz Zaugg hat aus dem ausufernden Material Szenen herausgelöst, neu arrangiert und sie zu einer Hörspiel-Collage montiert.

Inhaltlich ist es ein ganzer Burger, die drei C kommen voll zur Geltung. Mit beissender Komik und Tragik erzählt das Stück vom dilettantisch ausgeführten Selbstmord des Schriftstellers Stocker, der nun als Scheintoter weiterleben muss, und zwar in der «Kalten Herberge». Sie liegt unter dem Zentralfriedhof und ist eine Mischung aus Metro-Station, Stundenhotel und Klinik. Die Gräber sind durch ein Achterbahnschienensystem mit einem Mundloch verbunden, durch welches die Scheintoten in diese Unterwelt gelangen. Sie werden von Primarius Schrempf und seiner Assistenzärztin reanimiert und definitiv einquartiert. Herrscherin über diesen Betrieb ist die Urmutter Melitta mit ihrem «Weiberwissen». Alle Gäste haben das Leben hinter sich und spielen doch ihr Leben weiter, da sie sonst nichts anderes können: der Pfarrer, der Ferrari-Crack, der Klaviervirtuose, die Comtessa, der Zauberer.

Mit: Rosalinde Renn (Melitta), Michael Maassen (Stocker), Klaus Henner Russius (Primarius Schrempf), Barbara Falter (Thanata), Siegfried Meisner (Wermelinger), Jodoc Seidel (Umberer), André Jung (Frascati-San Remo), Nikola Weisse (Gräfin von und zu Kulessa).
Dazu Hermann Burger im Originalton.

Musik: Emil Moser - Tontechnik: Erwin Bindzus, Aldo Gardini, Jack Jakob - Hörspieladaption und Regie: Fritz Zaugg - Produktion: SRF 1995 - Dauer: 49'