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Seine Haikus dienten als Grundlage: Samuel Beckett.
Bild: Bibliothèque nationale de France
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«Mirlitonnades» von Samuel Beckett

«en face / le pire / jusqu'à ce / qu'il fasse rire»: Becketts späte, an Haikus erinnernde Gedichte, grossenteils in der Originalsprache gesprochen und ausserhalb des Studios in Alltagssituationen aufgenommen, schliesslich kaleidoskopartig zu einem poetisch-verspielten Hör-Mosaik zusammengesetzt.

Die 36 «Minimal-Texte» (Karl Krolow), die die Grundlage dieses zweisprachigen Hörspiels bilden, erschienen 1978 und bestehen aus zwei bis maximal 16 kurzen Zeilen. Aus den lakonischen, reimlosen Versen von stechender Prägnanz «tönt die Suche eines stummen Ich nach dem Sinn des Daseins heraus, die unbeantwortet von dem weiten Himmel der schwarzen Nacht absorbiert wird» (Evelyne von Beyme). Allgegenwärtig ist aber auch Becketts unvergleichlicher Humor, oft sarkastisch, nie zynisch, melancholisch und immer wieder auch ganz zart.

«Mirlitonnades» ist eine beckettsche Worterfindung. Le mirliton: das Näselhäutchen, ein primitives Musikinstrument, eine zwischen den Fingern gehaltene oder einem Rohr übergezogene Membran, welche die Stimme des Dagegensprechenden oder -singenden mitschwingend umfärbt. Vers de mirliton: schlechte Verse, ähnlich denjenigen, die auf die Papierstreifen gedruckt sind, mit denen man das Mirliton überzieht.

Mit: Sara Maurer, Yves Raeber, Claude Thébert, Ingold Wildenauer

 Aus dem Französischen von Elmar Tophoven - Musik: Pierre Mariétan - Realisation: Stephan Heilmann / Yves Raeber - Produktion: SR DRS 1989 - Dauer: 31'