«Ich schulde den Indianern alles, ohne sie wären alle meine Erkenntnisse ein Nichts»: Zerrissen vom Erlebnis des Ersten Weltkriegs, hatte Warburg seit November 1918 eine Odyssee durch Psychiatrien erlebt – der Vortrag «Bilder aus dem Leben der Pueblo-Indianer», den er 1923 vor Mitpatienten und Ärzten der Kreuzlinger Heilanstalt Bellevue hielt, bezeugte schliesslich seine wiedereinsetzende geistige Gesundung und erwirkte die Entlassung.
Das polyphone Hörstück lädt zu einer akustischen Reflexion über Warburgs «Schlangenritual» ein. Es nimmt die verschiedenen Stränge seiner assoziativen Kulturbetrachtung auf und stellt sie symphonisch in eine komplexe, individuell und gesellschaftlich historische Perspektive.
Mit: Lars Rudolph und Evelyn Dörr
Tontechnik: Roland Fatzer - Regie: Evelyn Dörr - Produktion: SRF 2023 - Dauer: 53
Wir empfehlen, diese Produktion mit Kopfhörern zu hören.
Aby Warburg (1886–1929): In einer jüdischen Familie in Hamburg aufgewachsen, war Aby Warburg von Kindesbeinen an sehr eigenwillig. Dem elterlichen Wunsch, er möge Rabbiner oder doch zumindest Arzt oder Anwalt werden, verweigerte er sich – und studierte stattdessen Kunstgeschichte. Forschungsaufenthalte in Florenz und insbesondere Nordamerika verhalfen ihm zu einem ganz eigenen Blick auf Kulturgeschichte, die in der Begründung der Ikonografie mündete. Auch Begriffe wie Denkraum und Pathosformel hat Warburg geprägt.
Premiere: «Schlangenritual, Untertext. Eine Indianersinfonie» von Evelyn Dörr
Ein Tanz mit wilden Klapperschlangen: So beschwört der Stamm der Moki in Nordamerika Gewitter und Regen. Für den Kulturwissenschaftler Aby Warburg war dieses Ritual der Schlüsselmoment, der sein Denken entzündete. Nun bittet die Hörcollage zu einem trancehaften Tanz mit Warburgs Denken und Leben.
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