Mit Mikrofon und Tonband macht sich Sylvère Lotringer 1984 auf den Weg nach Frankreich. Artaud ist zu dem Zeitpunkt längst tot. Aber es gibt Zeitzeugen, die noch leben. Zum Beispiel die beiden Psychiater, die den exzentrischen Schauspieler und Theatererneuerer behandelten, als er von 1937 bis 1945 in einer Irrenanstalt weggesperrt war. Mit unzähligen Elektroschocks versuchten sie ihn zurück in die Normalität zu therapieren.
Lotringer führt lange Gespräche mit den Ärzten. Über Artaud, seine Bedeutung in der Kunstwelt und ihre therapeutischen Ansätze. Es sind tragikomische Dialoge, die die intolerante und engstirnige Haltung einer Machtelite widerspiegeln.
Jahrzehnte nach diesen Interviews wundert sich der achtzigjährige Lotringer, dass sich die alte Frage, was normal ist und wer verrückt - und wer das Recht hat, dies zu bestimmen - in Zeiten des wiedererstarkten Rechtspopulismus erneut stellt.
Antonin Artaud wurde am 4. September 1896 als Antoine Marie Joseph Paul Artaud in Marseille geboren.
Mit: Wolfram Koch (Sylvère), Bernd Moss (Latrémolière), Jürgen Holtz (Ferdière), Moritz Grove (Artaud), Anne Müller (Thévenin), Katharina Matz (Robert) und Regina Lemnitz (Schwester)
Musik: Phil Smith, George Antheil und Dmitri Kourliandski - Tontechnik: Mirjam Emmenegger, Peter Kainz - Regie: Jean-Claude Kuner - Produktion: SRF 2019 - Dauer: 55'
«Verbrennungen der Angst» von Jean-Claude Kuner
Wie konnte eine grundsätzlich vernünftige Gesellschaft in einen kollektiven Wahn verfallen, der zu Faschismus und Massenmord führte? Sylvère Lotringer, Professor an der New Yorker Columbia University, sucht eine Antwort in der Auseinandersetzung mit dem Schauspieler und Dichter Antonin Artaud.
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