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Farbe und Ganzheit finden im komplett zerschnittenen Leben: Sufjan Stevens.
Bild: Sufjan Stevens
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Sounds! Album der Woche: Sufjan Stevens «Javelin»

Sufjan Stevens aus Detroit hat den Megahit («Mystery Of Love» aus dem Film «Call Me By Your Name»), Gastauftritte bei Grossen (The National) und die Gabe, ultrapersönliches leicht und zugänglich zu machen. Sein Leben und Karriere kulminieren nun im todtraurigen Meisterwerk «Javelin».

Was definitiv umhaut, kam erst ganz zum Schluss: Am Tag der Veröffentlichung von «Javelin» (06.10.2023) gibt Sufjan Stevens einen ganz seltenen Einblick in sein Privatleben.

«This album is dedicated to the light of my life, my beloved partner and best friend Evans Richardson, who passed away in April.»

Was sich als kaleidoskopartiges Herzschmerz-Album angekündigt hatte wird mit einem Schlag zum wuchtigen Zeugnis des totalen Verlusts. Und die Parallelen zum fantastischen Minimalwerk «Carrie & Lowell» (2015), seinem beliebtesten Album auf dem Stevens die Abwesenheit und den Tod seiner Mutter verarbeitete, klingen noch deutlicher.

Denn nach Ausflügen in etwas anstrengende Kollaborations- («Planetarium»), Konzept- («The Ascension»), Instrumental- («Convocations») und New Age-Projekte («A Beginner's Mind»), begibt sich Sufjan Stevens erstmals seit bald 10 Jahren wieder in den klassischen Folk-Songwriter-Modus.

Interessanterweise diesmal aber nicht ohne ausgewählte Farbtupfer aus den erwähnten Abenteuern: Bombast, Kitsch, Kollabos (wie mit dem «Planetarium»-Weggefährten Bryce Dessner von The National) – aber auch Stille und experimentelle Momente – finden Platz in dieser ausufernden Collage, die sich unglaublicherweise anfühlt wie ein stilles, zugängliches Trostpflaster; ein Märchen, das uns hilft, die Turbulenzen des Lebens zu bewältigen.

Stichwort Turbulenzen: Davon kann Sufjan Stevens bekanntlicherweise einige Lieder Singen, aber just im Vorfeld der Veröffentlichung von «Javelin» wurde bekannt, dass er den Sommer über durch die Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom ans Spitalbett gefesselt war und in den letzten Wochen das Laufen neu erlernen musste. Deshalb gab er keine Interviews zum Album. Laut seinem Blog müsste Stevens in diesen Tagen wieder zu Hause sein. Gute Besserung!

Wie immer verlosen wir das Sounds! Album der Woche: Gewinnt «Javelin» von Sufjan Stevens auf CD jeden Tag live im Radio.