Aus 88 eingereichten Titeln hat die Jury fünf Werke auf die Shortlist gesetzt: «Dürrst» von Simon Froehling, «Pommfritz aus der Hölle» von Lioba Happel, «Blutbuch» von Kim de lHorizon, «Der Rote Diamant» von Thomas Hürlimann und «Steine zählen» von Thomas Röthlisberger. Ein gemeinsamer Nenner lässt sich unter den Nominierten kaum erkennen. Die Jury setzt auf Vielfalt – und auf bisher wenig bekannte Namen, mit Ausnahme von Thomas Hürlimann. Sein Roman «Der Rote Diamant» erzählt die Abenteuergeschichte eines Klosterschülers in den 1960-er Jahren und ist ein philosophischer Abgesang auf eine vergangene Zeit. Als literarisches Schwergewicht wird Hürlimann als Favorit gehandelt. Diese Rolle streitig macht ihm vor allem Kim de l`Horizon mit dem Debüt «Blutbuch». Der Roman hat vor ein paar Wochen den diesjährigen Deutschen Buchpreis gewonnen. Die autobiografisch angelegte Erzählfigur identifiziert sich weder als Mann noch als Frau und stemmt sich gegen enge gesellschaftliche Strukturen. Auch stilistisch und formal sprengt der Roman die Grenzen des literarischen Schreibens. Eine queere Lebenswelt beschreibt auch Simon Froehling. Die titelgebende, homosexuelle Hauptfigur «Dürrst» ist manisch-depressiv. Zwischen Erfolgen als Künstler und psychischen Abstürzen ist er auf der Suche nach dem unspektakulären Liebesglück. Als Belletrist ist Froehling bisher wenig bekannt, genau wie die Lyrikerin Lioba Happel. Sie hat mit «Pommfritz aus der Hölle» einen Roman vorgelegt über einen Muttermörder, der seinem Vater Briefe aus dem Gefängnis schreibt. Ein Familiendrama ganz anderer Art ist «Steine zählen» von Thomas Röthlisberger. Eine Geschichte in der südfinnischen Pampa, die wie ein Krimi angelegt ist und sich zu einem tiefgründigen Roman über Lebenslügen entfaltet.
Michael Luisier und Katja Schönherr aus der Literaturredaktion stellen die fünf nominierten Bücher in der ersten Stunde vor und schalten nach der Bekanntgabe der Gewinnerin oder des Gewinners zu Literaturredaktor Felix Münger, der die Preisverleihung live verfolgt und im Anschluss an die Bekanntgabe um 12 Uhr mit der ausgezeichneten Person und der Jurysprecherin Gespräche führt.
Live-Sondersendung zum Schweizer Buchpreis 2022
Radio SRF 2 Kultur berichtet in einer Sondersendung vom Schweizer Buchpreis 2022. Wir stellen die fünf nominierten Titel vor und senden nach der Preisverleihung live aus dem Theater Basel Interviews mit der ausgezeichneten Person und der Jurysprecherin sowie Einschätzungen zum Juryentscheid.
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