Im Dezember 2010 zündete sich ein junger Gemüsehändler in der Stadt Sidi Bouzid an, nachdem er von den Behörden erniedrigt worden war. Nur einen Monat später verliess der langjährige tunesische Machthaber Ben Ali sein Land fluchtartig. «Was genau in der entscheidenden Phase passiert ist, und wer beim Abgang von Ben Ali welche Rolle gespielt hat, ist nach wie vor nicht klar», sagt der Journalist und Maghreb-Experte Beat Stauffer. Ben Alis Sturz war der Anfang vom Ende anderer Diktatoren in der Region. Und mit Blick auf Syrien und Libyen bemerkenswert: «Dieser Übergang gelang in Tunesion dank der Zivilgesellschaft weitgehend gewaltfrei», sagt Stauffer.
Fünf Jahre nach dem Arabischen Frühling gibt es in Tunesien zwar zivilgesellschaftliche Organisationen mit einem Friedensnobelpreis, gleichzeitig aber müsse man feststellen: «Der grosse Traum ist ausgeträumt.» Viele einfache Leute seien frustriert, weil sie von der Revolution nicht profitieren konnten und es ihnen unter Ben Ali besser ging. Gerade viele Junge, die damals die Revolution mitgetragen hatten, stehen heute ohne Arbeit da und träumen von der Auswanderung oder wenden sich dem Jihadismus zu. Das könne verheerende Folgen haben, befürchtet Stauffer: «Der Jihadismus ist eine existenzielle Bedrohung für Tunesien, weil dies zu einer Wiederaufwertung des Polizeistaates führt - in Richtung des alten Regimes.»
Beat Stauffer - fünf Jahre nach Ben Alis Flucht aus Tunesien
Vor genau fünf Jahren wurde in Tunesien Diktator Zine el-Abidine Ben Ali gestürzt. Der Journalist Beat Stauffer berichtet seit Jahren über das Land und ist eben aus Tunesien zurückgekehrt. Er ist Gast von Susanne Brunner.
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