«SRF bi de Lüt – Z'Alp» begleitet Menschen auf die Alp. Darunter auch Joshua King. Der Amerikaner lebt seit zehn Jahren in der Schweiz. Jetzt will er wegen seines Landwirtschaftsstudiums als Schafhirt arbeiten. Der Twist: Die Schafherde umfasst etwa 700 Tiere und er soll sie bei Nacht hüten. 90 Tage lang.
Eine Herkulesaufgabe
Joshua hat sich definitiv nicht den leichtesten Sommerjob ausgesucht. Da der Wolf immer wieder Tiere reisst, haben die Bauern entschieden, auch Nachts einen Schafhirten anzustellen. Bei der Landschaft und dieser Herdengrösse sind Zäune nicht umsetzbar. Als Abwehrmittel funktioniert am besten ein Hirte, ausgestattet mit einer Drohne mit Wärmebildkamera und blinkenden Lampen.
Doch zuerst müssen Joshua und sein Hund Moose die Schäfchen kennenlernen. Sie treffen auf die ersten 200 der 700 Walliser Schwarznasenschafe. Moose hat Angst, obwohl die Tiere mit ihrem schwarzen Gesicht und Füssen wirklich knuffig aussehen.
Gleich nach der ersten Begegnung kommt es zu einer witzigen Szene: «Ach, ich finde es schön, mit Tieren zu arbeiten», sagt Joshua in die Kamera. Dann bleibt er mit zwei Schafen im Gebüsch stecken. Der nächste Satz: «Ah, das kommt nicht gut.» Nach den ersten 20 Minuten keucht Joshua bereits.
Joshua soll die Schafe regelmässig zählen. Bei 700 Tieren den Überblick zu behalten, ist aber schon tagsüber schwer. Joshua übt fleissig, doch: «Ich komme jedes Mal auf eine andere Zahl.» Zusätzlich muss er seinen Schlafrhythmus umstellen, ab sofort schläft er nämlich tagsüber. Seine erste Schicht als Nachthirte beginnt er mit nur 20 Minuten Schlaf.
Schafe schultern und fliegende Häuser
Über die drei Monate hinweg erhalten wir immer wieder spannende Einblicke in Joshuas Alltag z'Alp mit den Schwarznasenschafen.
Die Schafe haben es gerne kühl, deswegen schlafen sie am liebsten zu oberst auf dem Berg. Doch nicht alle Schafe mögen mit. Wenn ein Schaf zu faul ist, um den Berg hochzulaufen, schultern die Hirten das Schaf und tragen es hoch.
Apropos Schlafplatz: Nicht nur die Schafe brauchen einen, sondern auch der Hirte. Und wenn dieser mit seinen Schafen weiterzieht, dann muss die Hütte mit. Das geht am besten mit einem Helikopter.
Schwindelerregende Höhen erreichen auch die Frisuren der Schafe. Weil ihnen die Wolle teilweise bis in die Augen hängt, binden die Hirten ihnen mit einem Gummi süsse Palm-Frisuren auf den Kopf.
Trotz der vielen Highlights bleibt die Sorge um einen nächtlichen Wolfsbesuch omnipräsent. Auf der Nachbarsalp hat der Wolf bereits ein Dutzend Schafe gerissen. Die Alp ist nur 4 km von ihm entfernt. Soviel vorab: Auch Joshua wird von einem Wolf besucht.