Wer das Stampfen der Beats jetzt noch nicht leise im Hinterkopf hört, sei mit einer kleinen Einführung zum Rap-Grossanlass bedient. Was ist überhaupt der Bounce Cypher? Der Ausdruck «Cypher» beschreibt in der Hip-Hop-Szene einen Rap-Auftritt, der nacheinander von mehreren MCs (Rapper und Rapperinnen) dargeboten wird.
Beim Bounce Cypher treffen sich jährlich rund 100 Artists der Schweizer Szene und messen sich mit raffinierten Reimen, cleveren Textzeilen und harten Punchlines. Auf drei Neulinge darf man dieses Jahr besonders gespannt sein.
Naveni: Bereit zum Abheben
Einer der drei Newcomer ist Bielerin Naveni. Sie rappt und singt auf Englisch. Die 21-Jährige mit englischen und indischen Wurzeln hat 2022 ihr Debüt-Album veröffentlicht, das sie selber geschrieben, produziert und im Heimstudio aufgenommen hat. Nach dem Gymnasium hat sie sich gegen ein Studium und für das Künstlerinnenleben entschieden.
«Ich liebe es, an mir zu arbeiten und zu entdecken, wo ich weiterkommen kann», sagte sie im Podcast «Sags Frei» des Bieler Tagblatts. Der nächste Halt auf dieser Reise ist der #Cypher23. Von ihr kann man neben geschmeidigen Reimen auch RnB-Sounds erwarten.
VO: «Seine Songs sind Gesellschaftsstudien»
VO (ausgesprochen: Wou) steht für Humor und Raffinesse, aber auch für sozialkritische Raps, die zum Nachdenken anregen. Er ist Mitglied des Rapkollektivs Yangboy$ aber auch solo unterwegs. «Seine Songs sind zweiminütige Gesellschaftsstudien», schrieb die Berner Zeitung.
Hauptberuflich ist Ivo Bernegger Informatiker. Dass seine Welt nicht nur aus Nullen und Einsen besteht, wird bei seinen Texten schnell klar, beispielsweise im Track «Tiptop», mit dem er seine Solokarriere gestartet hat.
Schaffe, schaffe, hustle, i muess mini Rechnige begliiche / i wott o mol chli usstiige, o mol o mol investiere / Schwiizer Niveau isch so Luxus, Schwiizer Nivau isch so gütig / Und trotzdem blieb de Meischte Endi Monet nüt meh übrig
Kylo Dream: «Bro, i ha Bookings, Austria und Schwiz»
Als nächstes gebucht ist Kylo Dream aber für den #Cypher23. Sein Markenzeichen: Er mischt Liechtensteiner Dialekt mit jeder Menge Anglizismen. Gestützt ist das Ganze von einer geballten Ladung Trap-Sound.
In seinen Texten geht es, inspiriert von amerikanischem Trap, vor allem um Geld und Drogen. «Jede Fritig wird ds Cali Weed delivered», spittet er in «Drank Slipper Perk Popper».
Bitch i blib silent i red ned mit Pigs / I bi uf Comeup, Kylo isch legit / Bro i ha Bookings, Austria und Schwiz / I nim füfhundert Stutz für an Gig
Lo: Die eine Hälfte der «079»-Macher
Er gilt nicht nur als DER Schweizer Freestyle-Gott, sondern ist auch als Cypher-Rapper nicht wegzudenken. Lo trat schon solo (2015) und im Verbund auf. 2019 mit Manillio, 2018 mit Tommy Vercetti und 2020 mit Leduc, dem zweiten Teil von Lo & Leduc, das seit dem Pophit «079» sogar ausgemachten Musikmuffeln ein Begriff sein dürfte.
2021 überraschte der Berner ausserdem mit einem Surprise-Cypherpart in Cypher-Moderator Pablo Vögtlis letzter Radiosendung auf SRF Virus. Geheimtipp: Wer tief genug im YouTube-Kanal von SRF Bounce gräbt, findet ein 10-jähriges Cypher-Video von Lo, zu Zeiten, als es den offiziellen Bounce Cypher noch gar nicht gab!
Chilz und Mimiks: Die Stammgäste
Neben Lo gehören auch der Basler Rapper Chilz und der Luzerner Mimiks zu den Cypher-Veteranen. Das erste Mal aufhorchen liess Chilz am Bounce Cypher 2015. In seinem Part disste er Rapper Bligg, weil dieser sich im Vorfeld negativ über die Rapszene geäussert hatte. Seither nahm Chilz immer teil.
Er gehört ebenso zu den Rekordhaltern in Sachen Cypher-Teilnahmen wie der Luzerner Mimiks. Als 16-Jähriger ins Rap-Business gestartet, ist er heute 31-jährig und hat sieben Cypher-Teilnahmen und den Surprise-Cypher 2021 auf dem Buckel.