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Jay Fuchs, machen Muskeln süchtig?
Aus Focus vom 12.02.2024. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 57 Minuten 32 Sekunden.

Die stärkste Frau der Schweiz Jay Fuchs: «Es gab Männer, die mich bewusst verprügelt haben»

Jacqueline Fuchs hat es unter die zehn besten Bodybuilderinnen der Welt – und mit dem Kinofilm «Body Odyssey» auch den Sprung ins Arthouse Kino geschafft. Im «Focus» spricht sie über Muskelsucht, das Älterwerden und Muskeln als erotischer Fetisch.

Jay Fuchs

Bodybuilderin

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Jacqueline «Jay» Fuchs (geb. 1971) ist Bodybuilderin, Schauspielerin und Model. Mit zwölf Jahren begann sie mit dem Krafttraining, im Alter von 20 Jahren mit dem Thaiboxen in Zürich. 2004 gewann sie einen WM-Titel im Thaiboxen. Mit 39 Jahren entschied sie sich für eine Bodybuilder-Karriere. Heute gilt Jay als «stärkste Frau der Schweiz» und ist eine der besten Bodybuilderinnen der Welt.

SRF: Du hast eine Lehre als Konditorin gemacht, irgendwann warst du Türsteherin. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Jacqueline «Jay» Fuchs: Ich habe den Beruf geliebt. Ich hatte aber einen schwierigen Lehrmeister. Nach dem Abschluss hat es mir den «Nuggi» rausgehauen. Ich bin dann an Menschen geraten, die in der Sicherheitsbranche arbeiteten und Kampfsport betrieben. Das war mein Einstieg in die Szene.

Du bist in eine Männerwelt hineingekommen. Wie hast du dich als junge Frau behauptet?

Es gab Männer, die mich bewusst verprügelt haben. Da muss man einfach durch. Sie haben versucht, mich zu brechen und zu provozieren. Ich hatte einen Vater, der ab und zu mal durchgegriffen hat. Meine Lorbeeren habe ich mittels meiner Leistungen geerntet, das war dann im Kampfsport nützlich.

Du hast 20 Jahre lang Kampfsport betrieben, wurdest Thaiboxen-Weltmeisterin. Wie ging das Bodybuilding los?

Irgendwann hat man nicht mehr den Biss, sich mit jungen Frauen zu prügeln. In dem Studio, in dem ich trainiert habe, war eine Bodybuilderin, und sie hat mich so fasziniert. Die machen Sport und man sieht es. Ich machte auch Sport und man sah es nicht.

Wie ist es so in der Bodybuilding-Szene?

Ich sage dem Körper, wo es lang geht. Es ist nicht einfach ein kopfloses «ich gehe jetzt ins Fitnessstudio und bewege Gewichte».

Dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Erholung sowohl mental als auch körperlich einen Mehrwert bringt.

Wann wird aus Liebe zu Muskeln eine Sucht? Hast du Erfahrungen damit?

Wenn es nicht mehr gesund ist. Es ist eine Frage der Dosierung. Ich hatte auch meine Phasen, wo ich zu viel gemacht habe. Dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Erholung sowohl mental als auch körperlich einen Mehrwert bringt.

Ich habe gehört, dass sich viele Frauen von ihren reichen Boyfriends sponsern lassen, kam das für dich nie infrage?

Du meinst die Sugar-Daddys? Nein, weil ich mich immer gewehrt habe gegen das Pornografische. Es gibt einen regelrechten Fetisch. Einige Männer lieben gewisse Körperpartien, andere möchten sehen, wie du eine Frucht zerquetschst.

Und gibt es Geld, wenn du eine Frucht zerdrückst?

Als ich finanziell wirklich am Boden war, musste ich kreativ werden. Eine Freundin hat mich dann auf «OnlyFans» aufmerksam gemacht. Die Seite kann man für alles nutzen. Die wollen keine Pornografie dort, obwohl das immer alle denken. Ich habe begonnen, alle Selfies aus dem Studio und meine Flex-Videos zu posten.

Kommt bei dir Enttäuschung darüber auf, dass man dich als Fetisch nutzt oder als Objekt sieht?

Das ist mir doch wurst. Da soll doch jeder machen, was er will. Ich weiss, was ich auf Social Media poste und kann hinter jedem Bild stehen. Auch wenn es oben ohne ist.

Das Alter heisst auch Zerfall. Bereitest du dich mit 53 überhaupt darauf vor?

Ja, die ganze Zeit – wie wir alle. Ich stehe morgens auf und pflege mich. Und ich habe auch meinen Schönheitsdoktor, der mit Botox rumfuchtelt. Ich denke wichtig ist, dass man nicht nur an seinem Äusseren arbeitet, sondern auch seinen Geist pflegt.

Du hast deine erste Hauptrolle in einem Kinofilm, wie ist das für dich?

Das ist ein riesiger Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Aber es war hart, mein Englisch war schlecht und ich habe drei Monate lang jeden Tag 17 Stunden gearbeitet für den Film.

Das Gespräch führte Kathrin Hönegger.

(Dieses Interview ist ein Auszug aus dem Podcast «Focus». Die Fragen und Antworten wurden gekürzt und zusammengefasst.)

Podcast Focus

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Weitere Audios und Podcasts

Radio SRF 3, «Focus», 12.02.2024, 20:05 Uhr ; 

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