30 Kilo Kaviar konsumierten die geladenen Gäste, als 2018 das grösste Luxusresort der Schweiz eingeweiht wurde. Zur mondänen Anlage gehören:
- Drei Fünfsternehotels
- Zwölf Restaurants
- 10'000 m² Spa
- Eine Reha-Klinik
- Ein Golfplatz
Als elitärer Bonzenhügel gilt der Bürgenstock jedoch schon länger.
1873 eröffneten zwei Obwaldner das «Grand Hotel». Weil Adlige und Neureiche aus ganz Europa auf den Geschmack kamen, folgten bis 1904 zwei weitere Unterkünfte. Auf den Berg führten die weltweit erste elektrische Standseilbahn und der heute höchste frei stehende Lift Europas.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam der Tourismus zum Erliegen und die drei Hotels verlotterten. Geschäftsmann Friedrich Frey erwarb das 600'000 m² grosse Anwesen nur, um ausländische Investoren zu verhindern. Mit einem Franken pro Quadratmeter mutet der Kaufpreis aus heutiger Sicht märchenhaft an.
Zu einem Märchen entwickelte sich Freys Investition ab den 1950er-Jahren. Die alten Hotels waren nun renoviert, und weil Schauspielerin Audrey Hepburn in der Kapelle auf dem Bürgenstock heiratete, wurde dieser wieder zum Hotspot. Neben internationalen Promis gehörten auch Ausflügler und Schulklassen zur Besucherschar.
Erneuter Totalabsturz
Die Ära der Besitzerfamilie Frey endete 1999. Wegen rückläufiger Übernachtungszahlen und teurer Renovationen hatte sich ein riesiger Schuldenberg angehäuft. Die UBS übernahm den Bürgenstock samt Schulden zum symbolischen Betrag von einem Franken.
Ein Jahrzehnt später kauften die heutigen Besitzer aus Katar den Bürgenstock. Anders als einst Frey nach dem Ersten Weltkrieg war kein Schweizer Investor interessiert.
Alter Bürgenstock-Wein in katarischen Schläuchen?
Knüpft man mit dem Bau des neuen Luxusresorts an die Erfolgsphase der Nachkriegsjahrzehnte an? Mag sein. Aber es kommen nicht mehr die Stars aus Hollywood, sondern Milliardäre aus Asien.
Früher bot das Waldhotel neben Gourmetmenüs auch Wurstsalat und Älplermagronen an. Während Weltstars einkehrten, fanden gleichzeitig Vereinsfeste statt.
Heute ist es auf dem Bürgenstock nicht mehr möglich, sich günstig zu verpflegen. Und wer in Wander- oder Velo-Tenue auftaucht, wird am Eingang der Luxusrestaurants abgewiesen.
Tagesausflügler werden künftig wohl nicht mehr zum gewohnten Bild auf dem Bürgenstock zählen – und Schulklassen schon gar nicht. Aus Luzern kostet die Anreise per ÖV ohne Halbtax rund 90 Franken.