Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Beginnen wir mit der schlechten, mit den Gründen, warum man sich diesen Film unter keinen Umständen ansehen sollte. 1. Es geht um Sexspielzeuge. Da kann es sich ja nur um ein Festival von Gags unter der Gürtellinie handeln. 2. Zwei unterschiedliche Menschen müssen unfreiwillig zusammenarbeiten. Der typische Hollywood-Plot: Wahrscheinlich heiraten sie am Schluss sowieso. Langweilig.
Jetzt zur guten Nachricht: Die oben genannten Gründe sind nichtig. Als Kronzeuge lässt sich die Filmkritik von «rbb Kultur» heranziehen. «Es geht nicht um möglichst viele frivolen Witze», ist da zu lesen, «sondern um zwei Menschen, die viel voneinander lernen können. Sie werden zu Freunden, die einander Geheimnisse anvertrauen.» Geheiratet wird am Schluss nicht, soviel sei schon verraten.
Eine Million Follower
Die Hauptcharaktere haben es in sich. Da ist Adam (35), ein selbstverliebter Plöffsack vor dem Herrn, ein Influencer mit einer Million Follower. Im richtigen Leben ist er allerdings viel unbeholfener als online und weiss nicht, wie er reagieren soll, als die Nachbarin mit ihm Kontakt aufnimmt.
Und da ist Eva (55), die mitreissende Sextoy-Kritiken schreibt, ohne je eines überhaupt getestet zu haben. Sie erfindet alles. Warum sie das tut? Sie spart auf eine Reise, um die eingeschlafene Ehe mit ihrem Mann wieder in Schwung zu bringen.
Der beste Dialog
Die Gags sind nicht auf Teufel komm raus in jeden Dialog gequetscht. Ab und zu drängt sich das Umfeld der Sexspielzeuge dann doch für einen Spruch auf.
Eva: «Ich habe noch nie ein Sextoy genutzt. Mein Mann ist mein Sextoy.»
Adam: «Echt? Der Typ, der jeden Abend vor dem Fernseher einschläft? Ich hoffe, er vibriert wenigstens, wenn er schnarcht.»
Ist das nicht der von «Ted Lasso»?
Genau der ist es. Jeremy Swift, der in der preisgekrönten Serie «Ted Lasso» den Manager Leslie Higgins verkörpert, schauspielert wieder mit Buchhalter-Nötzli-Vibes und britischem Humor. Er überzeugt als Ehemann von Eva, der schon dynamischere Tage gesehen hat. «Grossartig ist auch das Spiel von Alexandra Gilbreath als Eva. Sie vermittelt ihrer Figur eine unglaublich liebenswerte Stärke», heisst es in der Filmkritik von epd Film.
Zürich in England
Kommen wir schliesslich noch zu einem Fun Fakt zum Film: Er spielt in England. Nur kam den Dreharbeiten in London Corona in die Quere. Also drehte der Schweizer Filmemacher Philippe Weibel kurzerhand viele Szenen in Zürich. Viel Arbeit für die Raumausstatter. Das Schweizer Café um die Ecke musste dann auf Londoner Pub getrimmt werden.
Nur einmal ging etwas vergessen. Da soll in einer Szene in der Küche noch ein Schweizer Spülmittel neben dem Spülbecken gestanden haben. Die Szene hat es dann nicht in den Film geschafft.