Es ist ein Hin und Her, ein Bangen und Hoffen. Das Dorf Brienz im Kanton Graubünden ist geschlossen, die Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihr Zuhause verlassen, weil es durch einen drohenden Berg- oder Felssturz zu gefährlich ist, im Dorf zu leben.
Familie Liesch: neues Leben in einer Ferienwohnung
Die Familie Liesch gehört zu den 110 Einwohnerinnen und Einwohner, die bis vor Kurzem in Brienz lebten. Mutter Marcellina und Vater Gian haben einen Bauernhof in Brienz. Zur Familie gehören Noah (11), Mauro (9) und Sarina (7). Vor etwas über drei Wochen mussten sie ihren Hof mit vielen Tieren verlassen.
Nun leben sie in einer Ferienwohnung, knapp 15 Minuten von Brienz entfernt. Es ist eine Übergangslösung. Was die grosse Änderung mit sich bringt: viel Freizeit. «Das war ich nicht gewohnt. Man muss wissen, wie man sich schlau beschäftigt», sagt Vater Gian.
Was nimmt man mit in das neue Zuhause?
Von heute auf morgen musste die Familie ihr Zuhause verlassen. Darum war auch keine Zeit, sich genau zu überlegen, was man alles mitnehmen möchte. Denn alles mitzunehmen, das wäre unmöglich gewesen. Für den ältesten Sohn Noah war ganz klar, was nicht fehlen darf: seine Nintendo Switch. «Damit ich gamen kann», sagt Noah. Und die kleine Schwester durfte einen Mini-Fernseher mitnehmen.
Auch wenn die Familie froh ist, ein Dach über dem Kopf zu haben, ist die Situation schwierig. «Ich mache einfach irgendetwas und versuche mich abzulenken», sagt Mutter Marcellina. Sie informiert sich täglich, wie es um ihr Dorf steht. «Ich schaue morgens in den Medien, was los ist. Dann lasse ich es ruhen. Dann denkt man auch nicht immer daran», sagt sie.
Sehnsucht nach Tier und Zuhause
Ihr fehlen die Tiere vom Hof, die an einem anderen Ort untergebracht worden sind. Die Ungewissheit belastet sie. «Man weiss einfach nicht, ob man überhaupt wieder zurück kann oder sich komplett neu orientieren muss», sagt sie.
Dieses Warten ist auch für Gian zermürbend. «Am Anfang dachten wir noch, dass wir mal zurück können. Aber die Hoffnung schwindet.» Die Kinder gehen am neuen Ort zur Schule und haben einen gewissen Alltag. «Aber ich vermisse unser Dorf und das Zuhause sehr», sagt Noah.
Normalität. Das ist es, was sich Eltern und Kinder wünschen. «Ich würde auch jetzt noch in Brienz wohnen, wenn wir nicht gezwungen worden wären, zu gehen», sagt Gian. Das Haus liege im unteren Teil des Dorfes und sei gut geschützt. Wer weiss, vielleicht kann die Familie auch schon bald wieder zurückkehren.