Tiktok ist bei vielen Kindern ein Grund, warum sie Stunden am Handy verbringen. Vielen Eltern ist dabei nicht bewusst, was ihre Kinder da eigentlich konsumieren und welche Gefahren Tiktok birgt. Dabei geht es nicht nur um gefährliche Challenges wie die Hot-Chip-Challenge, die im Video oben von den «SRF Kids News» vorkommt. Guido Berger, Leiter SRF Digital, erläutert die Gefahren von Tiktok für Kinder, und wie Eltern damit umgehen können.
Ab welchem Alter dürfen Kinder Tiktok nutzen?
Diese Frage zeigt bereits ein Grundsatzproblem. Die aktive Nutzung mit eigenem Account ist offiziell ab 13 Jahren erlaubt. Fakt ist, dass viele jüngere Kinder schon Tiktok nutzen. Die Kontrolle scheint also bei Tiktok nicht so ernst genommen zu werden, auch wenn es im Leitfaden so kommuniziert wird. Doch die App beim Kind zu verbieten, ist eher nicht zu empfehlen. Das macht die App tendenziell nur interessanter.
Was sind Gefahren von Tiktok für Kinder?
Das Ziel von Plattformen wie Tiktok oder Instagram ist: Userinnen möglichst lange auf der Plattform halten. «Engagement» ist hier das Stichwort. Je mehr Engagement, desto besser für Tiktok. Der Algorithmus sorgt dafür, dass den Usern permanent neue Videos vorgeschlagen werden, die ähnlich sind wie jene, die sie vorher geschaut haben. Und so schaut man immer weiter diese kurzen Videos.
Es ist ein wenig wie Chips essen. Unser Hirn findet dieses crunchy-salzige Essen toll und will immer mehr. Meistens hört man erst dann auf, Chips zu essen, wenn man schon mehr als genug hatte … So läuft das auch etwas mit den Videos auf Tiktok, Instagram Reels oder Youtube-Shorts. Es ist schnell zu viel. Und Kinder sind diesem Verhalten komplett ausgeliefert.
Welche Social-Media-Inhalte sind problematisch?
Schleichwerbung von Influencerinnen und Influencern ist ein grosses Problem. Kinder können nicht mehr unterscheiden, was Werbung ist und was nicht. Übrigens gilt das auch für Erwachsene. Die Grenze zwischen Information und Werbung wird immer diffuser. Dazu kommt: Werbung zu machen, ohne diese klar als Werbung zu deklarieren, ist eigentlich verboten. Aber daran halten sich nur die Wenigsten.
Wie können Eltern mit Tiktok umgehen?
Es mag banal klingen, aber zentral für den Umgang mit Tiktok ist die Zeitbeschränkung. Denn der Content auf den Plattformen hört nie auf. Darum ist es wichtig, dass Eltern ihren Kindern klar vorgeben, wie viel Zeit sie pro Tag auf Tiktok verbringen dürfen. Pro Juventute empfiehlt für Kinder zwischen neun und zehn Jahren generell 60 bis 100 Minuten Handyzeit. Ab zehn Jahren können Erziehungsberechtigte wöchentliche Zeitkontingente mit ihren Kindern aushandeln.
Und auch wenn sich Kinder ab neun oder zehn Jahren mehr und mehr vom Umfeld ausserhalb von Zuhause beeinflussen lassen: Es hilft, wenn Eltern Interesse zeigen und das Medium auch kennen. Der Austausch ist ganz wichtig. Vielleicht können Eltern auch teilhaben und gemeinsam mit ihren Kindern Videos anschauen. Wenn Eltern zudem aus Erfahrung sprechen können, hilft das der Glaubwürdigkeit.
Wie wirkt sich der Konsum von Tiktok auf Kinder aus?
Die allermeisten Kinder haben keine Mühe mit dem Umgang von Tiktok-Videos und lassen sich nicht allzu sehr von deren Inhalten negativ beeinflussen. Viele Videos, die Kinder auf Tiktok schauen, mögen vielleicht den Geschmack von Eltern oder generell Erwachsenen nicht treffen. Aber das bedeutet nicht, dass sie direkt einen negativen Einfluss haben. Wichtig ist, dass die nächsten Personen der Kinder – ob Eltern oder andere Erwachsene – die Situation beobachten und im Austausch mit dem Kind bleiben.