Mariella Mehr (geb. 1947 in Zürich, gest. 2022 in Zürich) wurde als jenisches Kind früh von ihrer Mutter getrennt und wuchs in Erziehungsanstalten, Heimen und Pflegefamilien auf. Sie war ein Opfer des sogenannten «Hilfswerks für die Kinder der Langstrasse».
Seit 1975 publizierte sie, erst journalistisch, dann auch literarisch. Für ihr Engagement für unterdrückte Minderheiten und für ihre schriftstellerische Tätigkeit erhielt sie zahlreiche Preise, unter anderem die Ehrendoktorwürde der Universität Basel im Jahr 1998.
Lesetipp
«Angeklagt» (2002). «Angeklagt» ist der dritte und letzte Teil einer Trilogie, in der eine junge Frau versucht, sich von ihrer grausamen Kindheit freizukämpfen: Kari Selb ist angeklagt als Brandstifterin und Mörderin. In einem Monolog ringt sie vor einer Gerichtspsychologin um Verständnis. Bruchstückhaft führt sie zurück in eine Kindheit voller Gewalt und Macht, die sie selber zur Gewalttäterin gemacht hat. So entsteht ein radikales, dichtes, sehr sprachbewusstes Klagelied über Gewalt als Ausdruck weiblicher Sprachlosigkeit, das mich als Leserin an die eigenen Grenzen bringt. (Nicola Steiner, SRF Literatur)
Wichtigste Werke
- «Angeklagt». Nagel & Kimche, 2002.
- «Brandzauber». Nagel & Kimche, 1998.
- «Daskind». Nagel & Kimche, 1995.
- «Kinder der Landstrasse, Theaterstück». Zytglogge, 1986.
- «Steinzeit». Zytglogge, 1981.