Es gibt die, die in Jubelschreie ausbrechen, wenn der Internet-Riese sie sich einverleibt: junge IT-Firmen. Es gibt jene, die von Anfang an das Potenzial der US-Firma geglaubt und einen Geldregen erlebt haben: die Investoren. Und dann sind dort die, die sich mehr oder weniger überzeugt der Palette seiner Dienste bedienen – der Suchmaschine, der Landkarten, der E-Mail- oder Speicher-Dienste: die Nutzer. Also wir.
Google ist zu einem immensen Unternehmen angewachsen. Heute arbeiten fast 50'000 Menschen für Google, in 70 Niederlassungen, in 40 Ländern. Die Arbeit an der Suchmaschine starteten die Informatik-Studenten Sergey Brin und Larry Page 1996 in Stanford. Name: BackRub. Eine klassische kalifornische Garagen-Geschichte.
Mit der Umbenennung in Google wollten die damals Anfang 20-Jährigen das hohe Ziel unterstreichen, das sie sich gesetzt hatten: die riesige Menge der Informationen im Internet zu organisieren. «Googol», ein mathematischer Fachbegriff, bezeichnet eine Eins gefolgt von 100 Nullen.
Vor 10 Jahren dann der Schritt an die Börse. Sind Börsenkotierungen von Internet-Firmen wie Facebook, Twitter und Amazon heute keine Besonderheit mehr, beobachteten Analysten am 19. August 2004 noch genau, wie sich die Google-Aktie schlagen würde. Ihre Entwicklung gibt den Gründern bis heute Recht. Der Preis hat sich verzehnfacht. Google ist mehr wert als Nestlé, ABB und Swatch zusammen.
Daten sorgen für sprudelnde Einnahmen
Dabei jongliert der Konzern praktisch nur mit Immateriellem. Im Gegensatz zum zweiten IT-Giganten Apple setzt Google kaum auf Greifbares wie Handys und Computer. Google generiert 90 Prozent seines Umsatzes durch Werbeanzeigen. Diese platziert das Unternehmen vor allem im Umfeld seiner Suchmaschine. Bis heute ist sie das Herz des Unternehmens geblieben. Das Unternehmen im Silicon Valley filtert die nahezu unendlichen Inhalte im Internet und bedient so Zehntausende von Suchanfragen pro Sekunde.
Für die Nutzer ist das gratis – vorderhand. Denn anhand seiner zahlreichen digitalen Dienste kann Google seine Nutzer immer minutiöser analysieren. Es erstellt Persönlichkeits-Profile und bietet seinen Werbekunden eine Zielgruppe, die kaum konkreter sein könnte. Sehr ähnlich arbeitet übrigens auch Facebook.
Und doch wildert Google auch zunehmend im Hardware-Markt. Mit Google Glass soll eine Innovation die Internet-Nutzung noch einmal auf den Kopf stellen. Ein kleiner Computer blendet Informationen direkt ins Gesichtsfeld des Brillenträgers ein. Bisher verkauft Google das Gerät in den USA als Beta-Version.
Seit Neustem setzt der kalifornische Konzern einen Fuss in den Automobilmarkt. In Form von selbstfahrenden Fahrzeugen ohne Steuerrad oder Gaspedal. Erste Prototypen sind auf amerikanischen Strassen unterwegs.
Fehlschläge feiern
Solche Innovationen holt sich Google durch zweierlei:
- Einerseits kauft es sie ein. Mehr als 150 Firmen hat der Konzern seit 2001 übernommen. Darunter auch Schweizer Entwicklungen wie Wildfire. Das Tool ermöglicht Konzernen einen einheitlichen Auftritt in verschiedenen sozialen Medien. Gründer Alain Chuard hat der Verkauf unter die 300 reichsten Schweizer gebracht.
- Andererseits generiert es Innovation selbst – und das mit einem «Geschäftsmodell des Scheiterns». Aus der Google-Entwicklungsabteilung treten regelmässig mehr oder weniger ausgereifte Produkte hervor – um oftmals bald wieder zu verschwinden. Zum Beispiel der Twitter-Konkurrent Buzz oder der virtuelle Einkaufsbummel in Google Catalogs.An dieser Stelle könnte das Unternehmen kaum amerikanischer sein: «Wir feiern unsere Fehlschläge», liess Google-Chef Eric Schmidt verlauten. Denn unter allen Versuchen gibt es sie immer wieder: die Erfolge, mit denen sich richtig Geld verdienen lässt.