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Fragen und Anworten Dataland-Chat zu Big Data, Datenschutz, KI & Co.

Die 16-köpfige Expertenrunde hat Ihre Fragen rund um den digitalen Wandel beantwortet.

Vom eidgenössischen Datenschutzbeauftragten über Startup-Gründer und Innovationsspezialisten bis hin zu Datenrechtlern, E-Health-Spezialisten und politischen Autorinnen: 16 helle Schweizer Köpfe aus allen Bereichen und Facetten der Digitalisierung standen Ihnen während des nationalen Themenabends «Dataland» zur Verfügung und beantworteten dreieinhalb Stunden lang Ihre Fragen und Inputs !

Live im Chat: Abraham Bernstein, Adrienne Fichter, Andy Fitze, Silvio Frey, Hannes Gassert, Katja Gentinetta, André Golliez, Jonathan Isenring, Jens Kaessner, Adrian Lobsiger, Dalith Steiger, Martin Steiger, Marc Strasser, Urs Stromer, Lothar Thiele, Philippe Wampfler.

Chat-Protokoll

Liebe Experten, mich würde interessieren wo sie die grössten Gefahren von Artificial Intelligence für das schweizer Gewerbe sehen?

Jonathan Isenring: Es gibt sicher die Chance, dass gewisse Aufgaben durch Künstliche Intelligenz effizienter erledigt werden können als zuvor. So können sich auch die Dienstleistungen und Produkte, die vom Schweizer Gewerbe angeboten werden, verändern. Wichtig ist es die Chancen und Gefahren von Künstlicher Intelligenz abzuwägen und sich genug früh mit einer konstruktiven Art und Weise mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Wieso verbreiten Personen wie Präsient Trump ihre Meinung auf social medias, und nicht ganz einfach per link auf deren homepage? Lesen kann man dies mit einem smartphone genau gleich gut.

Philippe Wampfler: Dafür kann man drei Gründe angeben: Immer mehr Menschen verlassen Plattformen wie Facebook oder bei jüngeren Menschen Instagram gar nicht mehr. Sie rufen kaum Links auf, oder wenn, dann nur innerhalb der Plattform. Social-Media-Dienste zeigen die internen Inhalte auch schneller an – und vor allem: Blenden sie bei mehr Personen ein. Das hängt zweitens auch damit zusammen, dass sich Menschen von dem überzeugen lassen, was auch ihre Freundinnen, Mitarbeiter etc. wahrnehmen und schätzen. Das sieht man auf Social-Media-Plattformen sehr gut. Und der dritte Grund ist das so genannte Targeting: Trump und viele Unternehmen können auf den Plattformen eine ganz genau ausgewählte Zielgruppe auswählen, die dann auch wirklich in Kontakt mit den Inhalten kommt. Das ist auf einer Homepage nicht sicher.

wie sicher sind die gespeicherten daten? oft erfolgte in der vergangenheit "datenraub" durch hacker....sei es nun postfinance oder facebook, google....alle waren schon betroffen.

Silvio Frey: Gespeicherte Daten sind immer nur so sicher, wie der Anbieter der entsprechenden "Daten Cloud" sich auch entsprechend vor unerlaubten Zugriffen schützt. Im Bereich z.B. des elektronischen Patientendossiers der Schweiz darf man davon ausgehen, dass die Daten mindestens so sicher sind die Finanzdaten auf den Schweizer Banken. Wir fürchten uns im Grossen Ganzen auch nicht, dass durch den Geldbezug an Bankomaten und auch im Internet, ein Rückschluss auf unseren Lebensstil geschlossen wird.

ich habe eine geniale idee für eine app. aber ich weiss nicht wie vorgehen, damit mir meine idee nicht geklaut wird und sie jemand anders umsetzt. wo finde ich in der schweiz geld und seriöse partner?

Martin Steiger: Ihre Idee können Sie vor allem auf zwei Arten schützen: 1. Geheimhaltung und 2. Umsetzung. Ideen sind häufig, umgesetzte Ideen sind selten. Je nach Idee könnte auch ein Schutz als Patent möglich sein. Was Geld und Partner betrifft, so gibt es in der Schweiz inzwischen eine grosse Startup-Szene, wo Sie sich vernetzen können. venturelab ist zum Beispiel ein Teil dieser Startup-Szene. Partner muss man sich immer sorgfältig aussuchen. Und im Zweifelsfall sollten Sie sich vertraglich absichern, damit Ihre Idee geheim bleibt. Am Schluss ist aber meistens die Umsetzung der beste Schutz für eine Idee!

Die Digitalisieung ist doch viel zu wichtig, um sie den Informatikern zu überlassen!

Jens Kaessner: Das sehe ich ganz genau wie Sie! Aber ohne die Informatiker ist es noch schlimmer. Darum müssen wir alle mit den Informatikern gemeinsam den Kurs in der Digitalsierung bestimmen. Es ist oft schwierig, zu verstehen, was für Optionen wir haben - aber gemeinsam mit den Fachleuten geht das. Diese Entwicklung ist so wichtig, dass sie nicht nur die Fachleute interessieren sollte, sondern uns alle.

Wenn man sein Profil bei Facebook löscht, sollen die Daten ja wirklich weg sein. Ich kann das einfach nicht so recht glauben. Gibt es eine Möglichkeit, ganz, ganz sicher zu gehen, dass da wirklich nichts mehr über mich gespeichert ist?

Adrian Lobsiger: Wir müssen unterscheiden, zwischen den rechtlichen Pflichten, die ein Datenverarbeiter zu erfüllen hat, und der Frage, ob er sie tatsächlich erfüllt. Es ist letztlich schwer möglich zu überprüfen, ob in einem Rechenzentrum zu löschende Daten tatsächlich entfernt wurden. Falls sich jedoch herausstellen sollte, dass solche Daten irgendwo wieder auftauchen oder noch verwendet worden sind, risikiert ein fehlbares Unternehmen nebst hohen Bussen, seine Reputation zu verlieren.

Wieso redet die ganze Welt von "digitaler Revolution", wo es ja "nur " um Automatisierung (allerdings in hohem Tempo) mit Hilfe digital aufgebauter Systeme geht? Ach ja, beim Siegeszug der Microprozessoren (Intel 8088 usw.) hat man sinniger Weise auch vom PC gesprochen und nicht vom Micro-Computer. (;-))

Silvio Frey: Hinter der ganzen Thematik steht die "Digitale Transformation", dabei ist das Wort "Transformation" der entscheidende Teil, welcher durch die Digitalisierung ausgelöst wird. Dabei gibt es den "revolutionären" und den "evolutionären" Modus. Der revolutionäre Modus kann dabei zu "disruptiven" Geschäftsmodellen, Prozessen, Leistungsangeboten in allen Märkten führen. Insofern haben Sie recht, die reine "Automatisierung" ist nicht revolutionär, die Transformation kann es hingegen schon sein.

stromausfall für lange zeit....wozu sind wir noch fähig? blackouts sind nicht unwahrscheinlich, sei es durch naturkatastrophen oder angriffe auf die datenpunkte, kraftwerke bzw. energieunternehmen. alles wird heutzutage digitalisiert und der papieranteil immer weniger...ich sehe da ..."schwarz".

Martin Steiger: Am 2. Januar 2017 fand der Thementag «Blackout» von SRF statt. Dort wurde ausdrücklich gezeigt, was ein Stromausfall für lange Zeit bedeuten würde. Sie finden die Inhalte von diesem Thementag online auf der SRF-Website.

Wie kann ich mich am besten vor dem Missbrauch meiner Daten schützen?

Philippe Wampfler: Diese Antwort auf diese Frage hängt davon, von wem dieser Missbrauch ausgeht. Grundsätzlich würde ich vier Bedrohungsszenarien unterscheiden: Mitmenschen, die etwas erfahren, was sie nicht erfahren sollten; Unternehmen, die Gewinn aus Daten schlagen wollen; Hackerinnen, welche die Daten verkaufen oder sie mit Schadsoftware verbinden; Geheimdienste, welche damit militärische Aktivitäten verbinden. Wer von Fachleuten angegriffen wird, kann sich als Laie heute kaum schützen – d.h. wir können eine gewisse Sicherheit gegenüber Unternehmen und Laien erreichen. Das gelingt, indem man sparsam Daten ins Netz stellt (also wenige Konten anlegt, Dienste ausgeloggt verwendet, Tracking-Dienste blockiert) – und indem man sichere Dienste und Passwörter verwendet. Gute konkrete Hinweise bietet der Digital-Ratgeber der WoZ, Sie finden ihn hier: https://www.woz.ch/d/eine-kurze-anleitung-zur-digitalen-selbstverteidigung

Tagesschau und 10 vor 10 publizieren oft falsche Meldungen. Warum gibt es keine Website, wo Zuschauer dies sofort mitteilen koennen. Ohne Twitter etc. Ganz einfach eine e-mail Adresse.

SRF Admin: Am einfachsten nutzen Sie dafür www.srf.ch/kontakt

Welche Chancen bietet die Digitalisierung den technisch weniger weit fortgeschrittenen Ländern im Osten, in Afrika, in Asien? Vertieft sich das Gefälle künftig nicht erst recht noch?

Jonathan Isenring: Selbstverständlich besteht die Gefahr, dass die Digitalisierung diesen Graben noch grösser macht. Es gibt aber auch die Chance, dass die Digitalisierung das Leben und die Befriedigung von grundsätzlichen Bedürfnissen in diesen Ländern vereinfacht. Als Beispiel dafür kann M-Pesa aus Nigeria genannt werden, welches den Zugang zu Zahlungslösungen und Bank-Dienstleistungen vereinfacht und Menschen ohne Bankkonto Zugang zu solchen Dienstleistungen gibt. Auch gibt es viele Beispiele bei welchen die Digitalisierung die Entwicklungszusammenarbeit vereinfacht.

Dürfen Patientendaten (von zB mir als Schweizer) ohne deren Einwilligung verschlüsselt in einem Rechenzentrum in Deutschland abgelegt und gespeichert werden?

Urs Stromer: Das Datenschutzgesetz verbietet die Speicherung von Daten im Ausland nicht, sofern die dortige Gesetzgebung vergleichbar mit dem Schweizer Datenschutzrecht ist. Lediglich in Spezialgesetzen wie z.B. dem ePatientendossier Gesetz wird eine Speicherung in der Schweiz vorgeschrieben. Übrigens hat die EU mit der neuen Datenschutz Grundverordnung mittlerweile eine schärfere Datenschutzgesetzgebung als die Schweiz. Die Schweiz wird hier nachziehen müssen.

Kann man im Zusammenhang mit der Digitalisierung überhaupt von einem echten Fortschritt reden, wenn sie im Alltag doch dem Wirtschaftssystem aus dem 20. Jahrhundert verhaftet bleibt?

Silvio Frey: Ein echter Fortschritt mit der Digitalisierung entsteht, wenn sich dadurch das Wirtschaftssystem evolutionär oder revolutionär verändert oder eben "transformiert" wird. Ohne dies bleibt tatsächlich alles "beim Alten". Ob dies allerdings immer ein Fortschritt ist, hängt vom "Nutzen" ab, welcher dafür für den Einzelnen oder eine "Gruppe" generiert wird.

Kann man ohne handy noch leben

Martin Steiger: Ja, das ist heute sicherlich noch möglich. Fast alles, was mit einem Handy – heute eigentlich mit einem Smartphone – möglich ist, funktioniert auch mit nicht mobilen Computern wie beispielsweise mit einem Desktop-PC.

Wie kann sichergestellt werden, dass eine KI weiterhin unter menschlicher Kontrolle ist sobald die Singularität erreicht ist.

Hannes Gassert: Der in der Forschung aktuell am vielversprechendste Ansatz ist meiner Meinung der "diskursive" Ansatz: nämlich dass man künstliche Intelligenzen so entwickelt, dass man die nächststärkere Version immer von einer Vielzahl von Instanzen der aktuellen, noch klar kontrollierten Version überwachen lässt. Diese koordinieren sich untereinander, diskutieren in Echtzeit aus, was die neue Version tut und schreiten ggf. ein. So hilft KI, KI sicher zu machen. Was man aber sagen muss: das ist ein Science Fiction Szenario. Schon viel früher müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie Menschen/Staaten/Firmen nutzen, um ihren Gegnern (oder gar der Menschheit) zu schaden. Der Mensch ist des Menschen Wolf, und AI macht ihm ganz grosse Zähne.

Tragen die Blockchain Technologie und Kryptowährungen langfristig eher zu einer Zunahme der sozialen/finanziellen Ungleichheit bei oder sind sie ein gutes Mittel dagegen?

Hannes Gassert: Die Blockchain-Technologie ist grundsätzlich sehr offen, niemand der es kann wird ausgeschlossen, damit zu machen was man machen mag — das birgt grundsätzlich emanzipatorisches Potenzial, das Potenzial, mehr Menschen mehr Möglichkeit zu geben. Bis heute ist aber trotz Milliarden von Investitionen noch keine Blockchain-Anwendung entstanden, die normalen Menschen wirkliche Vorteile bringt, und nicht vor allem zur Spekulation da ist — oder für Schwarzmarktgeschäfte und Geldwäscherei. Und wer profitiert bei grossen Spekulationsgeschichten und bei der Geldwäscherei: jene, die schon viel Geld haben. Und am meisten jene, die viel nicht sehr sauberes Geld haben, leider. Dazu kommt: wo wäre die Schweiz, wo wäre Europa, wenn wir keine wirksamen Zentralbanken mehr hätten, was ja die Idee von Bitcoin ist...

China investiert 300 Mrd. in die Zukunftstechnologie Künstliche Intelligenz (KI), Deutschland nur 3 Mrd. Wieviel investiert die Schweiz und wie wird sichergestellt, dass die Schweiz hier den Anschluss zu den führenden KI Nationen hält?

Hannes Gassert: Die Schweiz macht traditionell nicht "Industriepolitik" dieser Art, man will nicht politisch bestimmen, welche Technologien sich durchsetzen und welche nicht — "der Markt soll es regeln". Die Grundlagenforschung, die Förderung des SNF, die Arbeit an ETHZ und EPFL sind grossartig — aber das meiste davon fliesst relativ rasch zu den grossen Technologieunternehmen aus den USA, die deswegen ja auch in Zürich alle Büros haben.

Eine ganz allgemein gefasste Frage: Zu welchem Zweck und welchem Ziel werden die technologischen Neuerungen vorangetrieben? Welcher ethische Nutzen bringt es unserer Gesellschaft konkret, von welchen (tatsächlichen) Bedürfnissen geht man aus? Und warum hat man - vermeintlich - nicht die Zeit, dass sich der Mensch mit all seinen Vor- und Nachteilen, Fähigkeiten und seinem Potenzial weiterentwickeln kann, warum braucht es "Maschinen", die alles beschleunigt?

Philippe Wampfler: Mehrer Treiber stehen hinter der Digitalisierung: Technik fasziniert Menschen – etwas zu können, was vorher noch nicht möglich war, war schon immer eine Motivation für Menschen. Diese Innovationen werden aber immer auch zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt, allgemeiner: Um sich Vorteile gegenüber anderen Menschen zu verschaffen. Das ist wohl das Bedürfnis, das im Mittelpunkt steht. Ethisch ist das nicht immer verwerflich; aber wie Ihre Frage schon andeutet, stehen ethische oder menschliche Fragen oft nicht am Anfang dieser Entwicklungen, sondern kommen erst auf, wenn die Auswirkungen abschätzbar sind. Kurz: Es »braucht« die Maschinen wohl nicht (auch wenn sie mithin auch viele Vorteile haben), aber es ist auch ein menschliches Bedürfnis, sie zu erfinden, zu entwickeln und sie zu nutzen. Die Herausforderung wird darin bestehen, eine gewisse Balance zu erreichen.

warum ist für journalismus die zusammenarbeit mit google und facebook so wichtig?

Katja Gentinetta: Aufgabe des Journalismus ist es ja, Öffentlichkeit herzustellen, damit Bürgerinnen und Bürger in einer Demokratie informierte politische Entscheide fällen können. Wer sich in Facebook bewegt, läuft tendenziell Gefahr, sich in einer "Blase" zu bewegen, sich also nur mit Menschen auszutauschen, die derselben Meinung sind. Medieninformationen leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass Blasen durchstochen werden - wenn sie denn konsumiert werden. Google ist ein Informationslieferant (neben anderen Suchmaschinen, die einen nicht tracken).

Wo bleiben die älteren Menschen wenn sie dieses Thema nur mit den jüngeren Menschen diskutieren?

SRF Admin: Sie werden sehen: In der Sendung kommen auch die Älteren gebührend zu Wort.

Liebe Expertenrunde: Wie seht ihr die Zukunft von Social Media? Wird Facebook einfach immer grösser und grösser, oder zeichnet sich etwas Neues ab?

Jens Kaessner: Beides :-) Social Media-Plattformen sind darauf angelegt, zu wachsen, bis sie die ganze Welt umspannen. Denn die Kosten der Plattformen, um weitere Nutzer anzuschliessen, sind winzig. Der Nutzen des Wachstums für die Plattformen (mehr Nutzer, die Daten liefern und Werbung konsumieren) ist dagegen sehr gross. Das heisst aber nicht, dass diese Plattformen auch den Wettbewerb gegen andere Plattformen überleben werden. Facebook nutzen von den Jugendlichen in der Schweiz nur noch ein Fünftel. Was machen die grossen Plattformen dagegen? Aufkommende Konkurrenten aufkaufen. Facebook hat WhatsApp und Instagram gekauft, um sich vor dieser Konkurrenz zu schützen. Wenn eine neue Plattform etwas revolutionär besser macht als die etablierten Plattformen, dann geht es sehr schnell. Vor Facebook dachte man: MySpace wird immer die grösste Social Media-Plattform sein :-)

Was ist 2FA und warum ist es wichtig?

Marc Strasser: 2FA steht für Zwei-Faktor-Authentifizierung. Somit ist nicht nur z.B. ein Passwort notwendig, sondern noch ein Token via z.B. Smartphone o.ä. Wichtig ist es daher, da damit zwei unabhängige Faktoren zur Identifikation genutzt werden und es somit wahrscheinlicher ist, dass "Sie wirklich Sie sind" (eBanking etc.).

Inwiefern werden sich die Geschäftsmodelle von neuen und etablierten Firmen aufgrund der Digitalisierung und Thematiken wie Blockchain-Technologie etc. verändern?

Silvio Frey: Die Geschäftsmodelle können sich durch Technologien, wie Blockchain" revolutionär verändern. Dies allerdings nur, wenn im Zentrum der Transformation nicht die Technologie steht, sondern die Prozesse, die Anwendungsfälle, die Customer Journey und Experience. Kurz: der Nutzen, welcher für den Kunden generiert wird

Die Digitalisierung schreitet fort und mehr und mehr Daten werden generiert und auf immer grösseren Computer-Farmen verarbeitet. Ist es wirklich wirtschaftlicher, zu digitalisieren oder ist es eher eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme? Ich meine, dass es ja nicht nur Vorteile birgt alles zu digitalisieren, da einerseits die Vulnerabilität unserer Systeme zunimmt und andererseits der enorme Stromverbrauch nicht ausseracht zu lassen ist. Gibt es dazu Untersuchungen die angestellt wurden?

Lothar Thiele: Die Digitalisierung ist in der Tat keine neue Entwicklung. Genauso alt ist die Erkenntnis, dass diese Technologien nicht nur Vorteile mit sich bringen. Stromverbrauch und Informationssicherheit sind hier zentrale Fragen, die intensiv national und international auf breiter Front untersucht werden.

Waren Bitcoin & Co. nur ein Spekulanten-Strohfeuer oder hat das Blockchain-Konzept nebst immensem Stromverbrauch absehbaren praktischen Nutzen für die Zukunft?

Martin Steiger: Die Suche nach einem Problem, das sich mit dem Einsatz von Blockchains besser als mit bestehenden Möglichkeiten lösen lässt, ist noch im Gang. Ich empfehle Ihnen, die Texte von Michael Seemann in diesem Zusammenhang zu lesen, zum Beispiel https://www.wired.de/article/die-blockchain-ist-eine-loesung-auf-der-suche-nach-einem-problem. Wer optimistisch ist, geht davon aus, dass sich der Nutzen noch ergeben wird …

Sehen Sie in der Digitalisierung auch Lösungen für den Klimawandel?

Jonathan Isenring: Der digitale Wandel bringt viele Vorteile in
Bezug auf unser Klima. Durch neue digitale Lösungen kann zum Beispiel auf die eine oder andere Reise verzichtet werden oder Ressourcen können durch die Erhebung von Daten sinnvoller eingesetzt werden (zum Beispiel Smart Farming oder intelligente Gebäude). Es gibt aber auch negative Punkte wie der Anstieg des Strombedarfs, zum Beispiel mit dem Betrieb von Rechenzentren und elektronischen Geräten. Es ist zudem auch noch nicht erwiesen, welche Folgen Elektrosmog auf die Umwelt und ihre Lebewesen hat.

Warum wird immer von künstlicher Intelligenz gesprochen? 99.999 % der Programme sind statisch programmiert, dh. der Programmcode kann sich nicht verändern und plötzlich anders reagieren! Heut zutage gibt es noch keine künstliche Intelligenz, sondern es ist alles Steuer-/ und Regeltechnisch umgesetzt mit einem riesen Datenhaufen zum durchsuchen!

Philippe Wampfler: Ja – es gibt stimmen, die sagen, KI oder englisch AI sei immer als Marketing-Begriff zu verstehen, weil damit ein System als intelligent ausgegeben wird, das letztlich ähnlich funktioniert wie alle anderen Programme auch. Der Eindruck entsteht wohl aus zwei Gründen: Einerseits vergleicht man Systeme, die bestimmte Aufgaben erledigen, mit menschlichen Kapazitäten; andererseits gibt es einige Leuchtturmprojekte mit selbstlernenden Systemen, die erstaunliche Ergebnisse erreichen und die Wahrnehmung dieser Verfahren prägen.

Die ganze Vernetzung ist ja gut und recht, aber was passiert bei einem grossen Netzausfall, Blackout, mit unseren Spitälern? Können die uns ohne Internet, Intranet, überhaupt noch behandeln, wenn unsere elektronischen Patientendossiers nicht abrufbar sind?

Urs Stromer: Die Spitäler verfügen über Notstrom Aggregate welche die IT Systeme und die Operationssäle auch bei einem längeren Stromausfall mit Energie versorgen. Die Daten von Patienten im Spital sind somit weiterhin verfügbar. Bei einer absehbaren, langandauernden Krise gibt es Notfallszenarien um die Daten notwendigsten Informationen auszudrucken. Glücklicherweise funktioniert Medizin auch ohne Computer, im Notmodus mit möglichst wenig Energie um die wichtigsten Systeme möglichst lange am Leben zu erhalten.

Wie können wir die Data Welt in Zukunft für uns selbst sichern?

André Golliez: Eine grundlegend Bedingung für eine faire Datengesellschaft ist der ungehinderte Zugang jeder Person zu den Daten, welche sich auf sie beziehen, und davon eine Kopie zu erhalten. Jeder soll wissen, wo sich diese Daten befinden, wozu sie benutzt werden und besonders wichtig: jeder soll diese Daten selber ungehindert nutzen können - Recht auf Kopie. Ein erster Schritt in diese Richtung macht die Europäische Datenschutzgrundverordnung, seit letztem Mai in Kraft, welche das Recht auf Datenportabilität vorsieht, d.h. mein Recht mit meinen Daten ohne Hindernisse und quasi "per Knopfdruck" von einem Serviceabieter zu einem anderen wechseln zu können.

Wie könnte eine zukünftige Kundenbetreuung von Geschäftskunden digital aussehen? Der Verkauf ist sehr emotional gesteuert und je nach Dienstleistung/Prodult äusserst komplex. Gibt es bereits Roboter die einen Job als Key Account Manager gefährden können?

Silvio Frey: Im Bereich von Geschäftskunden (B:B) können heute schon den KAM entscheidende "Pre-Informations", basierend auf CRM, Kundenverhalten im WWW, usw. zur Verfügung gestellt werden, welche dann die Kommunikation zu Kunden wesentlich beeinflussen können (Nudging). Ich glaube auch, dass der persönliche Kundenkontakt schlussendlich nicht gänzlich aufgehoben werden kann, mit den entsprechenden technischen Möglichkeiten verändert sich aber die Angebot/Nachfragesituation in der Aushandlung massiv (Informationsvorsprung: Know your Customer)

Wie beurteilen sie die These, dass das menschliche Gehirn zukünftig mit dem Internet verbunden werden kann, bezüglich technischer Machbarkeit, persönlicher Sicherheit und ist dies gesellschaftlich wünschenswert?

Adrian Lobsiger: Das die Verbindung von elektronischen Geräten mit dem menschlichen Organismus technisch machbar ist, zeigt der Herzschrittmacher. Ein Kernanliegen des Datenschutzes ist die menschliche Selbstbestimmung, die auf der menschlichen Willensbildung im Gehirn beruht. Der Schritt vom Herz- zum "Gehirnschrittmacher" darf aus datenschutzrechtlicher Sicht nicht dazu führen, dass die Menschen die Autonomie über ihre Willensbildung verlieren. Vor diesem Hintergrund sollten die Risiken und Chancen einer solchen Technologie vorher von einer Entscheidfindung des Parlaments resp. dem Gesetz abhängig gemacht werden.

Beschäftigt sich die Schweiz (Universitäten, Industrie etc.) mit der Sicherheit von Künstlicher Intelligenz, oder wird der Aspekt der Sicherheit weggelassen, weil er die Forschung verlangsamt? (vgl. "Concrete Problems in AI Safety" von Dario Amodei und Chris Olah)

Urs Stromer: Ja, insbesondere in der Medizin gibt es hierzu rechtliche Vorgaben, Zertifizierungsverfahren um die Algorithmen auf deren Korrektheit periodisch zu prüfen.

Gibt es eine Umschreibung für Datensucht in Bezug auf "Drang zur Nutzung" und oder zeitliche Nutzung?

Katja Gentinetta: Ich empfehle Ihnen das Buch von Mary Aiken: Der Cyber Effekt: Wie das Internet unser Denken, Fühlen und Handeln verändert. Fischer Verlag 2018. ca. 500 Seiten. Ist bei Orell Füssli auch als E-book erhältlich ;-) In Kürze: Die Suchtsymptome sind dieselben; virtuelle und reelle Welt verschmelzen. Besonders geht Aiken auf die Wirkung für Kinder ein. Keine nur erfreuliche, aber eine interessante Lektüre.

Viele dieser Technologien sind abhängig von der Verfügbarkeit der weltumspannenden Internet-Infrastruktur. Welches sind die technischen und politischen Massnahmen um dies sicherzustellen?

Hannes Gassert: Das Internet wurde erfunden vom Militär. Mit der Idee, eine verteilte Infrastruktur zu haben, die auch einem Atomschlag widersteht. Sprich das Internet als ganzes ist sehr schwer auszuschalten oder kaputt zu machen. Worauf wir aufpassen müssen, sind vermutlich die folgenden zwei Punkte: Erstens, dass wir uns vor einer "Balkanisierung" des Internets hüten, sprich vor abgeschotteten nationalen Versionen, die nur eingeschränkt mit dem Internet als ganzes kommunizieren. Denn eine solches wäre viel einfacher zu manipulieren, abzuschalten und so weiter. Zweitens sind offene, dezentrale Infrastrukturen weiter zu fördern, damit nicht alles immer abhängiger wird von ein paar wenigen grossen Konzernen. Das bedeutet für die Schweiz auch, dass sie sich in den nächsten Jahren einig werden muss, was ein digitaler Service Public sein soll und was man von ihm erwartet für die Gesellschaft, die Demokratie, den Fortschritt. Der IT-Security Aspekt versteht sich von selbst, dort müssen wir einfach aufpassen, dass wir das Internet nicht militarisieren, sondern für den Schutz zivile Lösungen finden wo immer das geht.

Die Aussage des Informatikprofessors zu Beginn der Sendung finde ich eine lächerliche und wenig hilfreiche Plattitüde. Sinngemäss: "Wir müssen sagen, wohin die Reise gehen soll." Das ist die alte Masche von "es wird nur das gemacht, was die Kunden wünschen". Dass fast alle, die etwas NICHT wollen, unausweichlich mitgerissen werden und darunter leiden, interessiert niemanden. Forschungsdrang in Ehren, aber die Ziele und die Anwendungen sind primär kommerziell getrieben, und kaum steuerbar.

Hannes Gassert: Natürlich kann man steuern. Die USA macht das mit Programmen wie DARPA sehr konkret, Israel mit seinen Programmen ebenfalls — die Motivation zu Beginn ist militärisch, aber entstehen tun Startups, Technologien, zum Beispiel selbstfahrende Fahrzeuge. "Markets are outcomes" sagt die Ökonomin Mariana Mazzucato dazu in ihrem Standardwerk "The Entrepreneurial State", die die Mythen rund um die Rolle der Gesellschaft und des Staates in der Innovation sehr schön aufklärt. In Zürich wird versucht, genau nach diesem Vorbild von "mission-oriented finance" einen Fonds aufzubauen, der langfristig denkend in echten Fortschritt für alle investieren soll: https://zuerich-mitgestalten.ch/zukunftsfonds

Welche Fortschritte sind in der öffentlichen Verwaltung zu erwarten? Heute muss ich persönlich auf der Gemeinde vorsprechen, wenn ich meine Adresse ändern möchte.

Silvio Frey: Die öffentliche Verwaltung, mit vielen administrativen Prozessen ist ein Umfeld, welches sich durch die Digitale Transformation enorm verändern wird. Viele Gemeinden bieten auch schon entsprechende eServices an. Bei meinem Umzug konnte ich z.B. den die gesamte Administration per eService lösen, ohne Vorsprechen. Mit der elektronischen Identität und der digitalen Signatur, welche sich breitflächig etablieren wird, werden auch die notwendigen rechtlichen Grundlagen dafür ermöglichen

Viele Berufe wird es durch die Digitalisierung in 10 Jahren so nicht mehr geben. Wie werden wir mit Massenarbeitslosigkeit umgehen können? Wie gehen wir damit um, das die Politik der rasanten Entwicklung der Digitalisierung hinterherhinkt? Es bleibt die Hoffnung eines Bedingungsloses Grundeinkommen um der Massenarbeitslosigkeit entgegen zu treten.

Jens Kaessner: Viele Berufe wird es so in Zukunft nicht mehr geben. Aber es werden andere Berufe entstehen, die wir uns heute noch nicht vorstellen. Ich will das nicht schönreden, aber wenn wir zurückschauen - die Droschkenkutscher haben ihre Arbeit mit dem Aufkommen von Automobil und Strassenbahn verloren. Niemand konnte sich vorstellen, dass sie auch wieder neue, andere Arbeit finden würden. Oder schauen wir noch weiter zurück: Vor 250 Jahren waren 4 von 5 Berufstätigen Bauern. Heute ist noch einer von 25 Bauer. Niemand konnte sich damals vorstellen, was die ganzen Bauern anderes arbeiten sollten. Und heute? Heute ist es selbstverständlich, dass die meisten Berufstätigen eben nicht als Bauern arbeiten. Was verschwindet, ist uns allen sehr präsent. Was neu entsteht, entdecken wir kaum. Ich mag mich täuschen, aber ich vertraue heute darauf, dass Berufstätige in Zukunft neue Berufe ausüben werden, die wir heute noch nicht kennen.

Alle reden von Blockchain. Ich möchte wissen, ob diese Technologie in der Zukunft wirklich die Lösung aller Nachverfolgbarkeits-Themen ist, wenn da soviel Strom verbraucht wird. Was ist Eure Meinung, wird es neue Lösungen auf Basis von Blockchain geben?

Urs Stromer: Blockchain ist eine sehr interessante neu Technologie. Allerdings wird Blockchain zur Zeit stark gehypt. Blockchain löst nicht alle Probleme, insbesondere mit der neuen EU Datenschutzgrundverordnung mit dem "Recht auf Vergessen" stösst blockchain an grenzen. Grosse Datenmengen (z.b. Gesundheitsdaten) sollte man nicht in die Blockchain speichern, das macht wenig Sinn. Auch die Einbindung der blockchain-Technologie in bestehende Systeme entstehen knackige Herausforderungen. Intelligent eingesetzt ist blockchain aber eine wertvolle Technologie z.b. wie dies Estland in deren eHealth/eGovernment Backbone einsetzt um sicherzustellen, das Hacker Finanzdaten, Gesundheitsdaten, Bürgerdaten nicht verändern können.

Alles schreit nach Datenschutz und möchte möglichst wenig von sich preisgeben. Aber hat man überhaupt eine andere Wahl, wenn man von den Vorzügen der Moderne nicht ausgeschlossen sein möchte?

Martin Steiger: Noch haben wir meistens eine Wahl, aber ja, die Wahl hat ihren Preis. Wo wir häufig gar keine Wahl mehr haben, ist im Verhältnis zum Staat. Wir leben beispielsweise in einem Überwachungsstaat, der uns alle für verdächtig hält und deshalb massenüberwacht, ob wir das wollen oder nicht.

Wie stark sind facebook, instagram, wathsapp, viber, strava - miteinander verbunden.....? Tauschen die untereinander auch Daten aus ?

Adrienne Fichter: Facebook und die Tochterunternehmen Whatsapp und Instagram sind verbunden über Metadaten (Account, Benutzername, Anzahl versendete Nachrichten). Facebook hat seine Richtlinien angepasst, dieses Jahr. Dies führte dazu, dass auch die Whatsappgründer ihr Unternehmen verlassen haben. Facebook plant auf Whatsapp Werbung auszuspielen. Dafür möchten sie die User und ihre Interessen auszuwerten und verknüpfen alle Konten (Facebook, Instagram, Whatsapp). Facebook wird aber nicht die Nachrichten mitlesen können, weil die Nachrichten verschlüsselt sind.

Wie können Sprachassistenten mit Sprechbehinderten interagieren? Da wären die Brain-Computer-Schnittstellen sicher spannend. Wie weit sind wir hier mit unseren ETHs?

Hannes Gassert: Die EPFL ist sehr, sehr stark in der Verknüpfung von Nervensystemen und Computersystemen, siehe z.B. https://www.srf.ch/kultur/wissen/epfl-hilft-gelaehmten-kleiner-schritt-fuer-david-grosser-sprung-fuer-die-menschheit. Die Kombination aus Biotech und Big Data hat unglaubliches Potenzial, und dafür muss die Maschine noch lange nicht Gedanken lesen können.

Ist es aus demokratietheoretischer Sicht nicht fragwürdig, dass ein paar globale Konzerne Milliarden in Technologien investieren, die unser aller Leben in ein paar Jahren möglicherweise verändern werden, ohne dass irgendjemand mitsprechen könnte?

Adrienne Fichter: Ja, deswegen wird auch von verschiedenen Ländern Regulierung gefordert. Die Frage ist: welche Regulierung ist wünschenswert? Verbote von Fake News und Hate Speech, sollen Facebook & Co Gesetze durchsetzen, oder der Staat? Besteht nicht die Gefahr dann eines Zensurstaats? Soll die Datensammlung von Techologiekonzernen minimiert werden? Ich denke wünschenswert ist Transparenz und Hoheit der User. Transparenz über die Funktionsweise der Algorithmen, Audits von ExpertInnen,Offenlegung welche Datenströme gesammelt werden etc. Auch die Möglichkeiten, einen Newsfeed zu kuratieren, wäre wünschenswert. Wichtig ist, dass die DSGVO und die e-privacy-Verordnung rigoros durchgesetzt werden. Denn dann würde die Datensammlung minimiert werden. Es braucht eine demokratische Gewaltenteilung beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Momentan ist dies nicht der Fall.

Ich finde es positiv dass die Digitalisierung endlich die Macht von den Alten auf die Jungen verschiebt. Schaut man sich die Wählerstruktur in Demokratien haben, haben die Alten ohnehin schon lange genug im Alleingang und unbekümmert der Bedürfnisse der Jungen regiert. Sehen Sie Möglichkeiten diesen positiven Trend durch Blockchain weiter zu beschleunigen?

Martin Steiger: Findet diese Machtverschiebung wirklich statt? E-Voting führt beispielsweise nicht zu einer höheren Stimmbeteiligung von jungen Menschen. Blockchains jedenfalls werden in dieser Hinsicht gar nichts beschleunigen … Die Digitalisierung unserer Demokratie ist nicht von der Art der Datenbank, die wir verwenden, abhängig.

Big Data ermöglicht bisher nie dagewesene Möglichkeiten und schafft viele Vorteile. Dabei scheinen Daten immer mehr ein Synonym für Macht zu werden. Doch wer soll ihrer Meinung nach diese Daten besitzen? Der Staat? Unternehmen? Wir selbst?

Philippe Wampfler: Die Frage nach dem Besitz von Daten ist eigentlich eine Metapher: Wer besitzt das Datum, dass ich zuhause vor meinem Computer sitze und eine Antwort an Sie formuliere? Ich habe dazu beigetragen, aber genau so die Plattform, auf der ich diese Frage beantworte, meine Vermieterin, in deren Wohnung ich das tue, mein Internet Service Provider, dessen Infrastruktur ich dazu nutze… Menschen generieren Daten, aber es ist philosophisch problematisch, sie als einen Besitz anzusehen, weil Menschen Daten meist mit anderen Menschen und Wesen gemeinsam erzeugen (auch meine Katze sieht mir zu, wie ich diese Antwort eingebe; mein Laptop hat vielleicht einen Keylogger installiert, welcher diese Daten gleich irgendwohin weiterleitet). Die Frage wäre aus dieser Sicht also: Wer soll Zugang zu diesen Daten erhalten? Das zu regulieren, ist eine staatliche Frage. Wie das geschehen soll, ist eine kontroverse Frage. Die aktuelle Antwort ist Datenschutz: Also eine vom Staat auferlegte Verpflichtung, dass keine Drittparteien Zugriff auf erhobene/gespeicherte Daten erhalten. Es sind aber auch andere Antworten denkbar, z.B. die Open-Data-Vorstellung, dass viele Daten grundsätzlich offen verfügbar sein sollen, weil dann alle interessierten Parteien diese auswerten können. Wir befinden uns in diesen Fragen aktuell in einem Aushandlungsprozess, dessen Ende nicht absehbar ist.

eine bitte: koennten sie die im studio anwesenden fachleute darauf aufmerksam machen, dass es nicht algorhytmus heisst. zB bits&bytes; frau. besser waere algorIthmus!

SRF Admin: Danke für den Hinweis!

In welcher Form oder durch welche Mittel wird die künstliche Intelligenz im Bereich der Pflege und Behindertenarbeit ihren Einzug haben?

Marc Strasser: Im Bereich der Medizin werden es Entscheidungsunterstützende Systeme sein, welche anhand von Anamnese, Befund, Verhalten, Diagnosen, etc. Prognosen erstellen und "Vorschläge" für Therapien unterbreiten. Automatisierungen der administrativen Tätigkeiten bezüglich Dokumentation, Leistungserfassung, Berichte erstellen, etc. ist mit Algorithmen möglich und sinnvoll, da es die Fachkräfte entlastet und so mehr Zeit für die eigentliche Arbeit am Patienten bleibt.

Ich bin 72 jährig, während meiner berufl. Tätigkeit habe ich mit PC gearbeitet Jetzt bin ich pensioniert. Informatik ist nur noch für Jüngere und wo bleiben wir Ältere ?? Ich fühle mich als Aussenseiter und ausgeschlossen von der digitalen Welt....Was tut ihr für uns Ältere.....uns einfach ignorieren...? Die digitalen Ausdrücke sind Fremdwörter für mich...Ich war Verfahrensing., also nicht dumm, aber trotzdem komme ich oft nicht mehr mit....bin im Abseits....

Jonathan Isenring: Viele Themen, Technologien und Trends verändern sich sehr schnell und es ist unabhängig des Alters immer wieder schwierig damit Schritt halten zu können. Auch für ältere Menschen werden neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt, welche das Leben vereinfachen. So kann zum Beispiel auch die Pflege durch technische Hilfsmittel erleichtert werden. Es ist unser aller Aufgabe dafür zu sorgen, dass keine Gesellschaftsgruppe von dieser Veränderung vernachlässigt wird. Schlüssel ist meiner Meinung nach das stete Interesse an diesen Themen und sich das Wissen auf unterschiedliche Art und Weise anzueignen.

"Disruption" ist zu einem neuen Mantra geworden (oder gar Fetisch). Jeder, der etwas auf sich hält, spricht von dieser schöpferischen Zerstörung, ohne jedoch die sozialen Dimensionen dieser digitalen Transformation zu erwähnen. Wie soll das zusammen gehen, wenn althergebrachte Wirtschaftssektoren im Nu weggeputzt werden (Uber in der Mobilität, Amazon im Detailhandel und in der Logistik, Google im Newsbereich), ohne die sozialen Implikationen miteinzuberechnen.

Katja Gentinetta: Schöpferische Zerstörung, wie der Ökonom Joseph Schumpeter 1835 die Wirkung der Innovation beschrieb, hat es in jeder industriellen Revolution gegeben - s. auch die Antwort von Jens Kaessner auf Christian Buess. Entscheidend ist, dass technische Innovationen zu Wachstum und Wohlstand führen, wenn sie wirtschaftspolitisch klug begleitet werden: durch Anpassungen in der Regulierung des Arbeitsmarkts (z.B. neue Formen der Selbständigkeit und Sozialversicherungen), die Steuergesetzgebung (z.B. schwer lokalisierbare Wertschöpfung besteuern), eine klare Wettbewerbspolitik (Verhinderung von Monopolen), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Schwierigkeiten gehen mit solchen Entwicklungen immer einher, sie aber zu verhindern, wäre auch falsch. Wir würden uns auch um Möglichkeiten bringen. Im Übrigen sollte uns die gesellschafte "Bewältigung" der bisherigen Innovationen nicht allzu pessimistisch stimmen.

Wird es nicht so sein das die Digitalisierung schneller voranschreitet, als der Mensch damit umgehen kann?

Hannes Gassert: Ich denke nicht, dass der Fortschritt zu schnell sein kann — die Welt steht vor so grossen Herausforderungen, es gibt so viel zu verbessern, dass es eigentlich vor allem schneller besser werden muss. Die Frage ist nicht die Geschwindigkeit des Fortschritts, sondern dessen Richtung. Packen wir mit intelligenten Technologien den Klimawandel an, die globale Armut, eine immer stärke werdende Demokratie, eine ausdrucksstarke Kultur? Oder werden weiterhin die grössten Cracks daran arbeiten, die "Ware Nutzer" möglichst schnell in Geld umzuwandeln? Ich bin sicher: wir kriegen das hin, wenn wir wollen, sozial und demokratisch und so, dass echter Fortschritt entsteht für alle. Und echter Fortschritt stellt den Menschen ins Zentrum.

Denken Sie, dass das Oligopol, welches in den letzten 15 Jahren entstanden ist, bestehend aus den führenden amerikanischen Unternehmen im Tech-Bereich, ernsthaft gesetzgeberisch angegangen wird? Wenn eine Suchmaschine wie Google 90 Prozent der Suchanfragen abdeckt, dann ist das fast schon ein Monopol. Gleiches gilt für Facebook und für Amazon.

Urs Stromer: Die EU Datenschutzgrundverordnung ist die europäische Antwort (oder zu mindest ein Versuch) auf diese Herausforderung. Die DSGVO hat eine extra territoriale Wirkung, Angebote an EU Bürgern die von amerkanischen oder chinesischen Unternehmen verarbeitet werden unterliegen diesem Gesetz. Eine Antwort aus der IT Community zum Oligopol ist BlockChain. Diese Technologie "demokratisiert" den Schutz der Information indem die Prüfung der Echtheit der Information nicht bei einem sondern bei einer grossen Anzahl vernetzter Server vorgenommen wird.

Wer "herrscht" eigentlich aktuell über GPS? Oder anders gefragt: Könnte eine Gruppe/Konzern das von heute auf morgen nicht mehr anbieten?

Martin Steiger: Das GPS im ursprünglichen Sinn kontrollieren die USA. Inzwischen gibt es aber neben GPS noch drei weitere globales Navigationssatellitensysteme (GNSS): GLONASS (Russland), Galileo (EU) und Beidou (China). Regionale Systeme bestehen in Japan und Indien. Allen GNSS ist gemeinsam, dass sie nicht von Unternehmen, sondern von Staaten beziehungsweise Staatengruppen betrieben werden. Diese Betreiber können den Betrieb ihres GNSS einstellen, aber als Nutzer können wir in diesem Fall auf ein anderes GNSS ausweichen. Ein Beispiel für Wettbewerb zwischen Staaten, der zu einem positiven Ergebnis führt!

Eins ist klar durch die Digitalisierung gehen viele Arbeitsplätze verloren. Neue Jobs kann man nur finden, wenn man gut qualifiziert ist. Was machen Leute die unterqualifiziert sind ? Die bleiben auf der Strecke. Warum brauchen wir die Digitalisierung überhaupt ? Wäre es nicht möglich, auch ohne diese Neuerung zu leben als Arbeitgeber ? Das Internet ist eh sehr unsicher, und alles kann gehackt werden.

Philippe Wampfler: Das Bildungssystem muss dafür sorgen, dass alle Menschen lernen können – und sich auf veränderte Anforderungen einstellen können, auch nach dem Abschluss der Schulzeit. Das erfordert ein Umdenken. Unternehmen können sich der Digitalisierung schlecht entziehen, weil sie in Konkurrenz zu anderen Unternehmen stehen, welche diese Mittel einsetzen. Wenn also ein Supermarkt auf automatisierte Kassen verzichtet, wird er über kurz oder lang gegen andere bestehen müssen, welche diese Systeme einsetzen und deshalb tiefere Preise und oder angenehmere Einkaufserlebnisse anbieten können. Und das wird dann kaum noch möglich sein. Der Wettbewerb führt zu einer Dynamik, mit der sich gewisse Automatisierungsverfahren (nicht alle) fast zwangsläufig verbreiten.

Wie lässt sich ein zukünftiger (Welt-)krieg mit KI-Waffen verhindern.

Hannes Gassert: Durch eine neue Genfer Konvention, die solcherlei ächtet wie Chemiewaffen. Die Schweiz hätte hier grosse Verantwortung — hätte.

Als Unternehmer im Bereich Artificial Intelligence interessiert mich: Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen im Bereich Datenschutz? Ist es wichtiger Daten zu schützen oder wichtiger bessere Algorithmen zu entwickeln, die beispielsweise unser Gesundheitssystem, autonome Mobilität und andere lebensverbessernden Technologien verbessern?

Jonathan Isenring: Es gilt auf jeden Fall eine gute Balance zwischen Datenschutz bzw. Regulierung und der Nutzung von Daten zu finden. Meiner Meinung nach steht einerseits der zusätzlich generierte Mehrwert für den Nutzer und anderseits die damit einhergehende Transparenz und Selbstbestimmung über die Daten im Fokus. Eine nationale Überregulierung dieser Themen erachte ich als nicht zielführend, da wir so auch das Risiko eines Wettbewerbsnachteils im internationalen Vergleich eingehen.

Ich ärgere mich über die "Hinweise über Datenschutz bei Google", die immer wieder akzeptiert werden müssen. Kein Datum der letzten Änderung ist vorhanden. Wie soll ich wissen, wenn etwas geändert wurde??? Was meinen Sie dazu?

Adrian Lobsiger: Die Datenplattformen wie Google entwickeln sich dynamisch weiter. Entsprechend müssen die Nutzungsbedingungen mit dieser Dynamik Schritt halten und werden deshalb laufend angepasst. Tiefgreifende Anpassungen sollten den Userinnen und Usern verständlich angezeigt werden.

Werden wir zu Idioten? Begründung: Jeder Muskel der nicht trainiert wird degeneriert. Wenn uns jede Erinnerung, jedes Wissen abgenommen wird degeneriert das selbständige Denken? Ein Beispiel: seit es Taschenrechner gibt sinkt die Fähigkeit des Kopfrechnens. juerg winterberg

Philippe Wampfler: Seit des Taschenrechner gibt, bewältigen Menschen andere Aufgaben, statt komplizierte Divisionen im Kopf zu erledigen. Die Kulturgeschichte der Menschen legt nahe, solche Prozesse als Verschiebungen zu betrachten, nicht als Rückschritt. Stellen Sie sich nur mal vor, welche Entlastung die Schrift gebracht hat: Menschen mussten sich viel weniger merken, weil sie Dinge aufschreiben konnten. Gleichwohl betrachten wir die Schritt als einen Fortschritt, nicht als eine Form von Verdummung. Menschen finden Nischen, in denen sie denken/sich erinnern/fühlen müssen und können. Keine technische Innovation wird das verhindern.

+++ kompliment: susanne wille sagt immer korrekt algorithmus +++

Guten TagVon welchen Dimensionen sprechen wir im Kontext wenn zukünftig "Schadsoftware mit KI-Viren" freigesetzt wurde?Wie erfahren / erkennen wir, ob Systeme von "Schadsoftware mit KI-Viren" infiziert wurden?Vielleicht wäre dieses Thema (weltweit) auf die Agenda bei den Medien zu nehmen?Herzlichen Dank, JPS

Hannes Gassert: Adaptive, intelligente Schadsoftware ist sicher schon unterwegs - und entsprechende Antivirensoftware ebenfalls. Das Wettrüsten geht da einfach weiter, die Medien können dazu eigentlich nur wenig beitragen, spontan überlegt. Was sie tun können: die "digital literacy" fördern, damit wir über diese Dinge überhaupt sinnvoll sprechen können.

Im Kindergarten Gruppenchat (Whatsapp) meiner Frau wurden kürzlich Fotos der Kinder ausgetauscht. Wie bedenklich ist das hinsichtlich Datenschutz, Urheberrecht und Facerecognition ?

Martin Steiger: Mütter, die sich Bilder ihrer Kinder zeigen, halte ich erst einmal für eine alltägliche und rechtlich erst einmal nicht weiter bedenkliche Erscheinung. Ob Mütter solche Bilder anderen Müttern zeigen dürfen, hängt unter anderem vom Alter der betroffenen Kinder ab: Bei Kleinkindern entscheiden die Eltern allein (und tragen eine entsprechende Verantwortung), bei Jugendlichen sind diese ab einem gewissen Alter allein verantwortlich, je nach Kind und Reife. Dazwischen ist es eine gute Idee, wenn Eltern und Kinder dieses Thema gemeinsam besprechen.

Meine These: Der Mensch versucht mittels Technik die Welt zu retten anstatt dass er sich mit sich selbst und dem Versagen des menschlichen Kollektivs ernsthaft befasst. Technik als die letzte Hoffnung, um unseren Planeten von uns selbst zu retten.

Hannes Gassert: Die Geschichte der Menschheit und die Geschichte der Technik sind engstens miteinander verzahnt: wir formen unsere Werkzeuge, und unsere Werkzeuge formen uns. Entsprechend gibt es diesen Gegensatz nicht: Technologie *ist* Kultur.

warum wird in den asozialen medien so geschlossen von "sozialen medien" gesprochen?

Katja Gentinetta: Guter Gedanke! Sie sind wohl beides, diese Medien: sozial und asozial - wie die Gesellschaft überhaupt. Deshalb: immer mal wieder einwerfen, der Begriff regt zum Nachdenken an!

herr bernstein, wie erklären sie sich, dass bei @wikidata so viel mehr frauen - im vergleich zu der von ihnen erwähnten @wikipedia - mitarbeiten?

Abraham Bernstein: Das ist eine sehr gute Frage. Die Wikipedia wurde im Detail von meiner Kollegin Eszter Hargittaii untersucht. Schauen Sie sich Ihre Studien an. Bei Wikidata sind mir keine solche Studien bekannt.

In welcher Form könnten kleine Boutiquen in Städten überleben, nebst den Online-Anbietern?

Silvio Frey: Das "Kundenerlebnis" wird den Kauf durch den Kunden immer bestimmen. Kleine Boutiquen sollten sich also tunlichst über diesen Ansatz zu differenzieren versuchen, sich dadurch ein "Alleinstellungsmerkmal" erarbeiten gegenüber der digitalen Welt, dazu die "physische" Kundenbindung" pflegen, vielleicht auch indem die "Geschäftsanbahnung" via Internet geschehen kann und der Kunde dann doch in der Boutique erscheint. Wichtig ist, wo sich der "Point of Sale" befindet. Wenn dieser vollständig digitalisiert und der persönliche Kontakt ersetzt wird, dazu der Verkaufspreis durch den digitalen Vertrieb enorm tiefer ist und die "Lieferlogistik" das (vielleicht) mühselige Heimschleppen ersetzt, dürfte dieser gutgemeinte Rat allerdings "teuer" sein.

Computer sind nur so schlau wie die Menschen sie bedienen. Jeder Computer hat einen OFF-Knopf....Kann der Mensch den OFF-Knopf nicht mehr drücken? Oder sind wir einfach zu gutgläubig? Oder gar schon zu dumm? Haben wir den schon unser ganzes Leben "geoutsourct" ? schönen Abend Werner Helbling

Martin Steiger: Wenn wir wollen, können wir bei jedem Computer den OFF-Knopf drücken oder zumindest die Stromversorgung unterbrechen. Je nach Einrichtung mit mehr oder weniger Aufwand. Ein iPhone beispielsweise, dessen Batterie geladen ist, wird man öffnen müssen, um die Stromversorgung zu unterbrechen. (Vorsicht, Schäden durch das Öffnen fallen nicht unter die Gewährleistung!) Wie wir aus der Science Fiction-Literatur wissen, müssen wir allerdings in Zukunft mit Computern rechnen, die sich nicht abschalten lassen möchten. Denken Sie zum Beispiel an HAL 9000 aus 2001: Odyssee im Weltraum!

Was ist eigentlich diese Swissid von der immer wieder etwas zu lesen ist? Und warum braucht es noch die eid vom Bund?

Andy Fitze: Eine digitale Identität ist enorm wichtige Basistechnologie um in der Digitialisierung weltweit mit zu machen. Es ist aber etwas was nicht von der Privatindustrie angeboten werden soll, sondern mit viel Vertrauen nur vom Bund angeboten werden kann.

Kann theoretisch ein Atomkrieg durch ein Hacker verursacht werden ? Wenn das System am Internet hängt, weiss man ja nie. Meine Hoffnung ist das sowas nie möglich sein wird.

Urs Stromer: Militärische System, Atomkraftwerke und andere Hochrisiko Anlagen werden nicht mit dem Internet verbunden. Diese Systeme werden über getrennte Netze, ganz offline betrieben. Es ist viel wahrscheinlicher, das ein Konflikt durch Manipulation von Information verursacht wird, z.b. Manipulation der Presse, Social Media, Abstimmungen und durch Veränderung von Bild und Tonnachrichten (DeepFake) mit künstlicher Intelligenz.

Ab wann kann man mit einem Tatoo bzw. Mit einem chip bezahlen?

Silvio Frey: Diese Möglichkeiten gibt es bereits. In Ibiza gibt's heute schon Klubs, welche Zutritt und Bezahlung über einen implantierten Chip ermöglichen. Ein Vertreter dazu ist Patrick Kramer https://patrick-kramer.de/biohacking-event, schauen sie mal da nach.

Ich finde einfach man wird hier total überwacht,und die Menschen unterhalten sich nicht mehr miteinander.das sieht man in ÖV am besten.ich finde das nicht gut.

Hannes Gassert: Früher hatte im Tram jeder eine Zeitung vor dem Gesicht, und alle lasen das gleiche. Heute ist es ein Handy. Und darauf wird nicht nur alles mögliche gelesen und geschaut, sondern auch gespielt, geschrieben und noch viel mehr. Die Vermutung liegt nahe: es wird mehr kommuniziert als je zuvor, die Menschen sind mehr miteinander verbunden als sie es je waren. Und das ist doch -auch- Fortschritt.

+++ social media: es gibt kein bisschen internet, es gibt nur alles oder nichts!!! +++

Wie hoch ist der tägliche Stromverbrauch bei Google durch Search Abfragen?

Urs Stromer: nicht verzagen Google fragen ... auf Spiegel de ist ein Artikel zu finden: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/suchmaschinenriese-google-verbraucht-so-viel-strom-wie-eine-grossstadt-a-785217.html im 2011 wurden 260 Millionen Watt von Google verbraucht ....

wie komme ich weg von Facebook , aber für immer ?

Philippe Wampfler: Im Moment kommen Sie davon nicht weg. Facebook legt Schattenprofile an – sammelt also die Daten, die andere von Ihnen in Kontaktlisten hochladen. Es ist zu hoffen, dass die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden, dass Facebook das nicht mehr tun darf. Der Weg dahin ist aber recht steinig, zumal diese Praxis von Facebook nicht transparent gemacht wird und nur die grossen Skandale wirklich zeigen, was das Unternehmen konkret macht.

Falls wir in den nächsten Jahrzehnten das SocialCreditSystem von Xi Jinping übernommen haben würden, würde dann mein Sohn Punkteabzug erhalten, wenn ich heute ein Foto von ihm ins Whatsapp stelle, bei dem er Süssigkeiten zu sich nimmt?

Andy Fitze: Dies will niemand. Ich sehe da klar die Grenzen von Technologien. Wir sollten dies in demokratischer Art diskutieren - uns inspirieren lassen von Minderheiten und die Verantwortung für unsere Gesellschaft übernehmen. Oder kurz gesagt - wir sind mehr und mehr gefordert als Menschen zu agieren.

Werden Algorithmen irgendwann so gut sein, dass sie wirklich alles über einen herausfinden, auch wenn man sein Smartphone oder andere elektronische Geräte nicht dabei hat und von den Medien abgeschottet ist.?

Adrian Lobsiger: Selbstverständlich ist es mit der heute auf der ganzen Welt relativ kostengünstig erhältlichen Technologie möglich, den ganzen öffentlichen Raum mit Cloud-gestützten Sensoren zu versehen, die mit Gesichtserkennungsprogrammen jedermann erkennen und dessen Bewegungen aufzuzeichnen. Im Gegensatz zu gewissen autoritären Staaten, ist jedoch im Rechtsstaat nicht massgebend, was technisch machbar ist, sondern was die gesetzgebenden Parlamente erlauben. Gegebenenfalls hat das Volk mit dem Referendum das letzte Wort.

Was passiert mit meinen Daten, meinem Inhalt auf meinen Medien nach meinem Ableben? Der Staat, alle meine Erben, niemand? Wer kontrolliert dies?

Urs Stromer: Das ist eine gute Frage die zur Zeit rechtlich nicht abschliessend geregelt ist, das Parlament hat diese Frage auch dem Bundesrat gestellt. Ein Artikel hierzu ist beim Eidg. Datenschutz und Öffentlichkeitsbeauftragten zu finden: https://www.edoeb.admin.ch/edoeb/de/home/datenschutz/Internet_und_Computer/onlinedienste/digitales-erbe.html

Reichen den die Ressourcen überhaupt sprich Strom und die seltenen Metalle für die Digitalisierung?

Andy Fitze: Dies wird sehr kontrovers diskutiert. Vor allem im Bereich der Kryptowährung und der weltumfassenden Verbreitung von Sensoren ist dies ein tatsächlich ein nicht gelöstet Problem. Ob in der Summe dies sich negativ auswirkt ist aber tatsächlich heute nicht klar.

@Hannes Gassert: Dass Technologie Teil der Kultur ist, ist klar. Aber die Frage ist, ob der Mensch je so konkret vor Augen geführt bekommen hat, was es bedeutet, längerfristig vor Problemen zu stehen, die gravierend sind. Entsprechend hilft nicht mehr der Spruch: Gemeinsam packen wir es an (z.B. Umweltpolitik, Sicherheitspolitik), sondern: Mit Technik können wir die Probleme lösen, so zumindest die Ideologie im Silicon Valley.

Hannes Gassert: Ja, das ist der kalifornische Drive. Die Frage für uns ist: wie deuten wir den für hiesige Verhältnisse um, ohne einfach dumm zu kopieren. In Sachen langfristiges denken bin ich ganz bei Ihnen, mir hilft da jeweils die Arbeit von Stewart Brand, Brian Eno & Co bei longnow.org jeweils sehr — auch das halt aus Kalifornien :)

Was halten Sie von der Einschätzung, dass durch auf AI basierende Software die Arbeit von Anwälten in Zukunft ersetzt oder zumindest massiv reduziert werden kann? V.a. in der Hinsicht auf das Prüfen von Verträgen und Unterlagen können Algorithmen heutzutage einen günstigen und genauen Ersatz darstellen.

Hannes Gassert: Absolut. Banker, Juristen und auch andere Spezialisten in Krawatten werden die Entwicklung genau so zu spüren bekommen wie jene im blauen Übergewand - vielleicht sogar noch mehr.

Kann man in der Zukunft vieleicht Algorythmen auf ethische und gesetzliche Richlinien prüfen?

Abraham Bernstein: Ja, es gibt ganze Forschungszweige, die sich mit ethischen Problemen, welche durch Algorithmen entstehen, beschäftigen. Eine art Algorithmen TÜV -- also eine Zertifizierung -- ist etwas, was verschiedene forder. Schauen Sie sich mal die Arbeiten von Algorithm Watch in Deutschland an.

Guten Abend ich habe gehört, dass elektromagnetische Strahlungen das Gedächtnis zerstören, was sagen Hirnforscher dazu?

Martin Steiger: Hirnforscher bestätigen, dass elektromagnetische Strahlung Auswirkungen auf das Gedächtnis haben _kann_. Schauen Sie doch mal nach, was in der Wikipedia dazu steht! https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetisches_Feld#Wirkungen

Wird der Mensch im Durchschnitt älter durch die künstliche Intelligenz?

Hannes Gassert: Ich gehe davon aus, ja. Warum? Weil medizinische Leistungen besser und günstiger werden müssten - zum Beispiel kann KI in einigen Fällen schon besser Röntgenbilder analysieren als jeder Halbgott in weiss.

Ok, ich hinterlasse Spuren im Netz. Ich verstehe aber nicht, wie diese Daten gegen mich verwendet werden können. Wie soll ich dadurch einen Nachteil, geschweige denn einen finanziellen Schaden, erleiden?

Adrienne Fichter: Es gibt Firmen, die beispielsweise Ihre Kreditwürdigkeit anhand Ihres Verhaltens und Ihres Netzwerks im Netz beurteilen. In der EU und in der Schweiz dürfen viele solcher Daten nicht gesammelt und miteinander verknüpft werden, aufgrund unserer Datenschutzgesetze. In den USA kann man ohne Weiteres Daten einkaufen über Sie (vorausgesetzt Sie sind US-Bürger).

Kann ich getrakt werden, auch wenn ich auf den Standort ausgeschaltet habe?

Martin Steiger: Ich vermute, Sie beziehen sich auf Ihr Smartphone. Ja, Ihr Standort – das heisst der Smartphone-Standort – wird rund um die Uhr getrackt, auch wenn Sie die entsprechende Funktion auf dem Smartphone ausgeschaltet haben. Das Tracking erfolgt über die Mobilfunk-Antennen sowie über die WLANs und sonstigen Netzwerke, mit denen sich Ihr Smartphone verbindet. Das Ganze nennt sich Vorratsdatenspeicherung und die Daten werden in der Schweiz für jedes Smartphone während mindestens sechs Monaten gespeichert. Sie können diese Daten übrigens bei Ihrem Provider – zum Beispiel bei Swisscom – bestellen. Schon jetzt können Sie sich das Beispiel von Nationalrat Balthasar Glättli ansehen: https://www.digitale-gesellschaft.ch/2014/04/27/das-ueberwachte-leben-von-nationalrat-balthasar-glaettli-interaktive-visualisierung-zur-vorratsdatenspeicherung-in-der-schweiz/ .

Was mich erstaunt ist, das künstliche Intelligenz mit ganz normalen Algorithem verwechselt werden. Für mich hat künsliche Inteligenz mit neuronalen Netwerken zu tun.

Lothar Thiele: Künstliche Intelligenz ist ein Gebiet mit einer langen Geschichte, zumindest seit den 50er Jahren. Hier wurden verschiedene Ansätze untersucht, unter anderem auch neuronale Netzwerke. Die derzeitige Welle ist aber tatsächlich von der Idee "neuronaler Netzwerke" geprägt.

Feststellung: Im Verkauf oder auch in Verhandlungen können künftig die Emotionen evaluiert werden. D.h. der Verkäufer oder Verhandlungspartner wird per per Cam und Algorythmus informiert, in welchem Zustand das Gegenüber steht und kann das Gespräch entsprechend zu seinem Vorteil steuern

Philippe Wampfler: Ich habe kürzlich an einem Vortrag teilgenommen, in dem ein solches System vorgestellt wurde, das Texte von möglichen Kundinnen und Kunden ausgewertet hat und dann Vorschläge gemacht hat, welche Werbung diese erhalten sollen. Diese Systeme gibt es, aber sie arbeiten noch nicht sehr genau. Wie sich die Emotionen von Menschen äussern und wie man Menschen beeinflusst – um das zu verstehen, braucht man komplexe Modelle. Berechnen lässt sich das heute noch nicht. Aber es ist anzunehmen, dass diese Systeme entwickelt werden und für den Verkauf eingesetzt werden. Andererseits nutzen dann auch Kundinnen und Kunden Apps, mit denen sie sich einen Vorteil verschaffen können.

Was machen Leute, die kein Smartphone haben oder sich leisten können oder wollen?

Silvio Frey: Darf ich Ihre Frage fragend so erweitern, dass "eine Person mit keinem "Gerät" Zugang zum Internet hat"? Dann würde ich gerne Antworten, dass es immer eine "Digitale Kluft" (siehe Wikipedia) geben wird, sei diese sozial, ökonomisch, technologisch, oder betreffend "Befähigung" bedingt. Wer sich allerdings über irgend einen Zugangspunkt "Access" (Zugriff) verschaffen will, wird dies auch ohne Kostenfolgen erreichen.

+++ Das ist für mich (1955) eine "Schmunzelsendung". Ganz am Anfang der junge Mann mit dem Vollbart: Sein Brillengestell aus den 1950er Jahren; sein Haarzopf wie meine Grossmutter (1888). Navi's und autonome Autos wie auch bei TESLA etc. unzuverlässig. "Künstliche Intelligenz" (von Menschen programmiert.Roboter: lustig ( Nummer 5 lebt, Hollywood 1986). Könnt Ihr in dieser Sendung also etwas neues berichten? +++

Also, gibt es nun den roten "Aus" Knopf, oder nicht? Die Frage wurde meinerseits nicht beantwortet. Danke!

Dalith Steiger: Einfach gesehen - Es gibt genau dann einen "Roten Knopf", wenn dieser auch entsprechend in den Algorithmus integriert wird. Wenn wir zB. einem Roboter den Auftrag geben, jeden Abend für unsere Familie zu kochen, dann hat er einen klaren Auftrag, den er ohne Ausnahme ausführen muss. Wichtig dabei ist, dass der Roboter so kondizioniert wird, dass er nicht das Haustier kocht, wenn der Kühlschrank leer ist... wir müssen den Roboter so entwickeln, dass wir ihn übersteuern können.

Herr Richard David Precht beschreibt in seinem Buch "Jäger, Hirte, Kritiker" eine Dystophie sowie eine Utopie über die digitale Zukunt. In der Dystophie beschreibt er einen Überwachungsstaat a la Gorge Orwells 1983 und dem heutigen China, nur dass die GAFA-Konzerne am Drücker sind. In seiner Utopie beschreibt er wie beispielsweise KI uns im Alltag und in der Pflege unterstützt. Zum Weg zur Utopie schlägt er eine öffentlich-staatliche Internetstruktur (Mail, FB, etc) sowie die Einführung des BGE.

Philippe Wampfler: Ich habe das Buch auch gelesen. Die Verstaatlichung der vier grossen Internetunternehmen (GAFA steht für Google, Apple, Facebook und Amazon) wie auch das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) sind verbreitete Forderungen, um den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen zu können. Politisch reif für eine Umsetzung sind sie allerdings nicht.

@ Martin Steiger Besten Dank für Ihre Antwort. Aber...Sie machen mir Angst... Ich bin 55, Informatikpraktiker... Wenn ich davon ausgehen muss dass, das abschalten meines PC's nicht mehr ein "abschalten" ist.. ja dann...Terminator (also CyberTech und damit die "Apocalypse") oder was??? Soll mir einer sagen dass er sowas will....Gruss Werner Helbling

Martin Steiger: Lesen Sie 2001: Odyssee im Weltraum, das gibt Hoffnung!

Künstliche Intelligenz soll ja die digitale Revolution darstellen. Die Geschichte hat gezeigt, dass jede bisherige Revolution Millionen von Jobs gekostet hat! Warum nun Politiker behaupten, dass ebeso viele Neue geschaffen werden ist schlichtweg wunschdenken! Jede Firma wird Arbeitskräfte wegdigitalisieren, anders gehts nicht!

Marc Strasser: Das ist aus meiner Sicht teilweise korrekt. Einzelne Berufsbilder werden effektiv wegdigitalisiert, andere werden sich verändern und es werden andere/neue Skills in dem Bereich notwendig. Und ich sehe effektiv, dass neue Stellen/Jobs geschaffen werden im Bereich der Digitalisierung.

In welcher Programmiersprache entstand ihre KI und wie viele If-Statements hat sie ungefähr?

Andy Fitze: Grundsätzlich ist es nicht eine Frage der Sprache. KI ist eine Frage der Algorithmen. Dies sind zwar seit Jahrzehnten bekannt. Alle Rezepturen für ein erfolgreichen Einsatz dieser Algorithmen sind jedoch erst in den letzten Jahren zur Verfügung. Insbesondere die Frage der dezentralen Computer Power ist entscheidend. Power welche in kleinen Sensoren, Smartphones und den digitalen Helferlein drin sind.

Die Verwendung der KI ist Ok. Wenn Gut und Böse unterschieden wird. Gibt es ein Bürgerrecht betreffend der Ueberwachung, wer schütz mich vor der Datensammelwut der Unternehmen. Die Justiz hinkt hier 20-30 Jahre hinterher.

Adrian Lobsiger: Es gibt ein Grundrecht auf ein privates und selbstbestimmtes Leben. Behörden dürfen in der Schweiz Personendaten nur bearbeiten, soweit ihnen das Gesetz dies erlaubt. Private Unternehmen hingegen müssen sich für die Bearbeitung von sensiblen Personendaten in der Regel auf eine Einwilligung ihrer Kunden stützen können. Verletzen sie die Privatsphäre der Kunden, können sich diese an mich wenden.

KI und Big Data werden Heerscharen von Menschen arbeitslos machen. Umschulen werden sich die wenigsten lassen können. Da stellt sich die Frage, wer von der Wetschöpfung der Entwicklung profitiert. Ein paar wenige Grosskonzerne und deren Aktionäre. Noch mehr Macht- und Vermögenskonzentration in den Händen von immer weniger Personen. Muss diese Technolgie nicht zugunsten aller (Finanzierung eines Grundeinkommens) verstaatlicht werden? Womit beschäftigen sich in Zukuft die nicht mehr Gebrauchten?

Hannes Gassert: Wir müssen Wege finden, wie der technische Fortschritte echten Fortschritt für alle schafft, ja! Das heisst: sicherstellen, dass die Produktivitätsgewinne ein Gewinn werden für die Gesellschaft. Sicherstellen, dass wir nicht einfach Wachstum haben, sondern Fortschritt, sprich gemeinsam die richtige Richtung finden, Prioritäten und Leitplanken setzen. Wir können steuern, mit Steuern etwa, mit Investitionen à la "mission-oriented finance". Was tun die Menschen: sich auf das konzentrieren, was urmenschlich ist, was nur Menschen können: das Umsorgen, das Pflegen und Grossziehen, die Kultur. Der Wert dieser Dinge und die Wertschätzung dafür wird deswegen steigen!

Welche gesundheitlichen Risiken gehen mit der Digitalisierung einher? Immer mehr Daten müssen übermittelt werden. Ob W-LAN, Bluetooth, 5G keine (langfristigen) negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben, können wir noch nicht abschätzen. (Nervenkrankheiten, Schlafstörungen etc.) Ist sich die Wissenschaft diesen Risiken bewusst? Und werden solche Risiken nicht aufgrund wirtschaftlicher Interessen ignoriert?

Martin Steiger: Ich fürchte, eine Aufzählung der möglichen gesundheitlichen Risiken würde den heutigen Rahmen sprengen. Sie können davon ausgehen, dass sich die Wissenschaft™ 1) mit solchen Risiken befasst und es 2) durchaus wirtschaftliche Interessen an solchen Risiken gibt. Abgesehen davon: Wo Risiken sind, gibt es immer auch Chancen. Das ist trivial, geht aber leider gerne vergessen!

Ich habe kürzlich im deutschen Fernsehen einen Beitrag gesehen über künstliche Intelligenz. Es war ein reicher Investor eingeladen der diverse Start-ups unterstützt. Er vertrat die Meinung, dass die KI kommt und es wäre gescheiter, dass Europa in der Entwicklung mitmischt und es nicht nur der USA und China zu überlassen, weil wir zu viel Angst haben davor. Welche Meinung haben sie dazu

Adrienne Fichter: Die EU wird vielleicht keine KI-Supermacht sein, aber vielleicht eine regulatorische Supermacht. Was Europa brauchte, wäre eine Art dritter Weg bei Künstlicher Intelligenz, also analog zur sozialen Marktwirtschaft, eine Art "gesellschaftsverträglicher" Künstliche Intelligenz entwickeln können. Die Verzögerung im KI-Wettstreit zwischen USA, China und Europa ist nicht zwingend schlecht, weil die EU Priorität auf ethische Aspekte der Digitalisierung richtet. Und vielleicht wird dann die Zeit und Ära der "datenschutzfreundlichen" und "KI-kritischen" Startups noch anbrechen. Benutzerfreundlich und nachvollziehbar, wie es soeben Nicolas Zahn in der Sendung Dataland gesagt hat.

+++ Weiss Alexa nicht, dass die Schweiz de jure keine Hauptstadt hat? +++

Mir wird manchmal schlecht wenn ich in den Medien Schlagzeilen lese. Früher war dies viel angenehmer, heutzutage gibt es jeden Tag Schlagzeilen, über Terror und andere Negativen Schlagzeilen. Manchmal würde ich es besser finden, die Medien würden nicht über alles negative Berichten. Wird man in Zukunft noch mehr von solchen Dingen überflutet ?

Jens Kaessner: Es stimmt: Wir erfahren heute viel mehr über auf der ganzen Welt stattfindende Katastrophen als früher. Informationen lassen sich viel einfacher verbreiten als noch im 20. Jahrhundert. Und gleichzeitig sind Informationen keine Mangelware mehr, wie sie es früher waren. Sie sind in unendlicher Menge verfügbar. Die Anbieter von Informationen setzen also auf die Verbreitung von Informationen, von denen sie wissen, dass sie sich am Besten gegen die übrigen Informationen durchsetzen werden. Sie sprechen unsere Gefühle an: Überraschung, Bestürzung, Wut... Zwar nehmen wir diese Nachrichten aus aller Welt auf. Aber wir als Nachrichtenkonsumenten können nicht in der ganzen Welt darauf reagieren. Darum fühlen wir uns ohnmächtig. Wir haben noch nicht gelernt, mit dieser Diskrepanz umzugehen. Meine Empfehlung für ein Gegenmittel: Nachrichtenkonsum beschränken und die positiven Entwicklungen, die ganz real stattfinden, nicht vergessen. Denn unsere Welt wird ein immer besserer Ort zum Leben! Hans Rosling hat darüber das Buch "Factfulness" geschrieben.

Ich arbeite für eine Konzerngruppe welche Weltmarktführer für so gennante Eco Systems Solutions ist - wie Smart Cities, Smart Farming, Smart Mining, Smart Factories Anwendungen. Unsere App für Predictive Crime ist in den meisten Polizeifahrzeugen in den USA installiert. In kürzester Zeit ist die Kriminalitätsrate in den grössten US Städten um 70% gesunken. Die Digitalisierung bringt uns einem friedlichen Planeten sehr schnell näher. Mein Vorschlag: Schulfach Digitalisierung ab der Primarschule.

Silvio Frey: Ob die Digitale Transformation uns einem friedlichen Planeten schnell näher bringt, kann ich nicht beantworten, sondern ich kann diese Hoffnung mit Ihnen nur teilen. Sicher ist, dass Digital Literacy, die Kompetenz mit den Chancen und Risiken der Digitalen Transformation, daraus hervorgehenden Geschäftsmodellen, Prozessen, Leistungen, Tools, welche im persönlichen Lebensumfeld Möglichkeiten und Schwierigkeiten schaffen können, gehört definitiv in die Grundausbildung unserer Kinder. Allerdings wird diesbezüglich auch schon einiges angeboten. Ob dies allerdings immer zielführend ist, wage ich zu hinterfragen.

Müsste man den Menschen nicht viel mehr in den Mittelpunkt der Digitalisierung stellen? Die Schweiz braucht eine Strategie, wieso gibt's noch keine?

Abraham Bernstein: Ich bin mit Ihnen 100% einverstanden. Wir müssen den Menschen in den Mittelpunkt unserer Überlegung stellen. Die Schweiz hat übrigens eine Digitale Strategie. Sie finden diese unter https://www.bakom.admin.ch/infosociety

Was passiert mit alten Menschen, die entweder keinen PC haben oder wenn ja, nur wenig verstehen? Ihnen wächst doch die enorme Digitalisierung über den Kopf.Danke für eine Antwort. Brigitt Rippstein

Urs Stromer: Die Digitalisierung ist eine gesellschaftliche Herausforderung und eine Spaltung der Gesellschaft in Digitalisierte und digital Absente kann nicht das Ziel sein. Die Benutzung von Computern, Tablets werden aber auch immer einfacher so dass heute nicht mehr ein Spezialwissen nötig ist. Bei der Umsetzung des elektronischen Patientendossiers durfte ich erleben, dass betagte Patienten mit viel Interesse und der Hilfe von Betreuern durchaus in der Lage sind mit digitalen Lösungen umgehen zu können und die Bedienung erlernen können. Es darf aber nicht sein, dass alles nur noch mit Computern erledigt werden soll.

Wie schützt wir das Smart Grid (Stromnetz) vor falschen Entscheidungen die von der KI gefällt werden. Diese KI kann finanzielle Transaktionen machen und uns den Strom abstellen!

Lothar Thiele: In Anwendungen, die hohen Sicherheitsanforderungen genügen müssen, werden heute mehrfach geprüfte Systeme eingesetzt. Hierzu haben sich viele unterschiedliche Technologien bewährt (Programmierung durch unabhängige Teams, Sicherheitsnachweise, automatische Kontrollen ob die getroffenen Entscheidungen Sinn machen und sicher sind). Ich gehe davon aus, dass auch in Zukunft solche Techniken eingesetzt werden, zum Beispiel um KI Algorithmen zu kontrollieren.

Wie anonym ist man mit VPN unterwegs ? Die VPN Dienste bezahlt man ja meistens mit Paypal. Jedoch habe ich gehört wenn man mit Bitcoin bezahlen würde, es schwierig wäre zurück zu verfolgen wer der Kunde von VPN ist. Und angenommen ein Kunde von VPN wird kriminell, muss der VPN Anbieter die Daten des Kunden rausrücken?

Philippe Wampfler: Grundsätzlich hängt das vom VPN-Anbieter ab. Die seriösen und guten trennen ihren VPN-Server von der Kundenadministration, in der sie Paypal-Adressen etc. aufbewahren – so dass der Datenverkehr komplett anonymisiert abläuft. Vor Strafverfolgung schützt eine VPN-Verbindung allerdings nicht. Gerade bei schweren Delikten nutzen Strafverfolgungsbehörden heute Ermittlungsmethoden, bei denen sie nicht auf IP-Adressen angewiesen sind.

hallo, wie funktioniert die KI der automatischen Käseherstellung? wie kann sie innert kurzer Zeit von 50% auf 70% springen? als menschlicher teilnehmer möchte man schon gerne wissen gegen "wen oder was" man spielt. danke und gruess

SRF Admin: Mehr Informationen zum Käsespiel werden Sie im Laufe der Sendung erhalten!

1. Wie wird KI die Planung im Bauwesen verändern. 2. Wie wird KI das Wohnen in den nächsten 2 Jahren verändern oder bereits schon möglich sein?

Jonathan Isenring: Die digitale Transformation und künstliche Intelligenz betrifft auch das Bauwesen, obwohl dieser Erkenntnis bis anhin erst sehr selten ein entsprechendes Handeln folgt. Wichtig sind intelligente Plattformen für die Beschaffung die eine Lieferung zum Beispiel erst dann ermöglichen, wenn das Material auf der Baustelle benötigt wird. So können zum Beispiel Lagerplatz und die Arbeitszeit der Bauarbeiter (die bisher rund 70 Prozent ihrer Zeit mit Logistik verbringen) optimiert werden. Gleichzeitig kann auch der Bauprozess mit der Vernetzung von Baumaschinen und Bauroboter vereinfacht werden. Ein weiterer wichtiger Trend, welcher in Europa erst in den Anfängen steht, ist das BIM (Building Information Modeling), eine modellbasierte Planungsmethode, die ein virtuelles Modell der Baustelle über die verschiedenen Phasen der Planung, Erstellung und Nutzung beinhaltet. In diesem Modell werden die Struktur, Bauteile und Eigenschaften abgebildet und so Leerläufe und Fehlplanungen vermieden. Das Wohnen wird bereits durch KI verändert in dem intelligente Assistenzsysteme vermehrt zur Anwendung kommen. Neben Steuerung und Kommunikation ist der Einsatz von KI bei der Analyse von Daten sinnvoll, die beim Wohnen entstehen. So kann der Energierverbrauch im Gebäude verbessert und der Wohnkomfort und die Sicherheit erhöht werden.

Data-Land heisst leider nicht nur ein einfacheres Leben in vielen Bereichen, sondern man sollte bedenken, dass nur wenige Firmen unsere ganzen Daten verwalten und tun und lassen können was sie wollen. Viele Tätigkeiten, Jobs werden nicht mehr benötigt, weil künstliche Intelligenz nichts anderes als eine Automatisierung bedeutet. Neue Jobs werden natürlich auch generiert, es sind aber nur ein Bruchteil der verlorenen, ansonsten macht eine Automatisierung auch keinen Sinn.

Hannes Gassert: Was ist Ihre Frage? :) Vielleicht trotzdem als Antwort: der Buchdruck war auch eine Wegautomatisierung vor allem der abschreibenden Mönche. Und schuf nicht nur mehr Zugang zu Wissen, sondern schuf damit auch sicher mehr gute Arbeit, dass er abschaffte. Das *kann* hier wieder so sein. Die Analogie mit den Abschreibern birgt aber einen weiteren Schluss: dass es nicht sein darf, dass Menschen gezwungen sind Arbeit zu machen, die eine Maschine besser kann. Wenn wir da ansetzen, kommen wir vielleicht weiter?

Wer hat die Dampfmaschine, die Elektrizität, das Telefon, den Diesel-Motor, die künstliche Intelligenz erfunden ? Der Mensch.... der ist der intelligente Erfinder. Künstliche Intelligenz ist eine Maschine/Werkzeug, die der Mensch erfunden hat. Aber die kann zum Positiven oder Negativen benutzt werden. Wie jedes Werkzeug des Menschen.

Martin Steiger: Ja.

Schulkinder lösen Hausaufgaben mit Hilfe einer KI. Dh. Sie müßen nichts wissen. Nur Fragen stellen. Das bedeutet der Beginn der totalen Blödheit.

Philippe Wampfler: Hausaufgaben, die sich mit einer KI lösen lassen (also z.B. einfache Übersetzungsaufgaben), sind nicht mehr zeitgemäss und werden auch selten so gestellt. Generell gibt es eine Tendenz, Hausaufgaben abzuschaffen, weil sie nur wirken, wenn Eltern die Kinder dabei begleiten können. Wir gehen in den Erziehungswissenschaften heute davon aus, dass Kinder etwas können sollten. Dazu gehört ganz viel Wissen – nur halt nicht Wissen allein, sondern Wissen, das in Handlungen angewendet werden kann. Und Wissen, das Kinder behalten und nicht nur kurzfristig wegen Hausaufgaben oder Prüfungen büffeln.

Was geschiet wenn durch die Digitalisierung die Menschen ihre Arbeit verlieren.

Urs Stromer: Jeder industrielle Umbruch, neue Technologien bergen gesellschaftliche Herausforderungen. Die Digitalisierung wird primär eine Verlagerung von repetitiven und einfachen Tätigkeiten führen sofern diesen nicht bereits durch die Globalisierung ins Ausland verlagert wurde. Neue Technologien lassen sich nicht abwenden. Die Gesellschaft muss sich diesem Wandel mit Ausbildung, Umschulung anpassen.

Wie sieht die Zukunft aus für Menschen, die all die digitalen Hilfsmittel nicht zu nutzen wissen? Schon heute z.B. profitiert man von einem Sparbillet der SBB nur, wenn man eine SBB-App bedienen kann. Wer kein Smartphone oder Tablet hat wird in der Zukunft abgehängt - ist das so?

Martin Steiger: Ja, diese Gefahr besteht. Wir müssen deshalb die digitale Kompetenz aller Menschen fördern, aber gleichzeitig auch die Barrierefreiheit gewährleisten. Gerade Bundesbetriebe wie die SBB, aber auch staatliche Stellen sollten sich als Vorbilder positionieren.

Ist es in naher Zukunft denkbar, dass intelligente Maschinen auch ganze Software schreiben können ? Wenn dem so ist, ergibt dann ein Informatikunterricht an den Primarschulen überhaupt noch Sinn ? Braucht es dann zukünftig nicht nur noch Fachspezialisten in der ICT ?

Hannes Gassert: Auch die Software schreibende Software ist Software, die verstanden, geschrieben, kontrolliert und weiter entwickelt werden will. Wenn wir das nicht können, sind wir sprachlos, machtlos, reden nicht mehr mit. Und auch für jene, die diese Software nicht schreiben zu werden: Software isst die Welt auf, so sagt man, bald überall ist Software drin — und was dabei passiert, *muss* man verstehen, wenn man die Welt verstehen und gestalten will. Entsprechend zentral ist Programmieren lernen schon in der Grundstufe. Nicht, um Programmierer zu werden, sondern um besser zu verstehen was passiert. Es wird ja auch nicht jede/r Schriftsteller*In, der Schreiben lernt.

Warum wird in der Sendung nicht über das aktuelle Thema der digitalen Identität berichtet (E-ID)?

Silvio Frey: Vielleicht kommt dieses wichtige Thema noch. Die eID und die darauf aufsetzende Digitale Signatur ist ein sehr wichtiger Baustein für die sichere Etablierung und Operationalisierung von Tools, Apps, Clouds, welche spezifische Geschäftsmodelle oder Prozesse in verschiedenen Bereichen erst ermöglichen. Warten wir den Verlauf der Sendung noch ab...

Ist nicht das Mass der Schlüssel zum Genuss? oder macht nicht die Dosierung das Gift? Wieso übertreiben wir Menschen und sind allübergreifend masslos? Vermindert die Digitalisierung nicht drastisch unsere Empathie im Alltag? Ist es wahr das sich unsere Synapsen im Gehirn mit dieser Digitalisierung verändert, die nächste Generation über andere Gehirne verfügt" Sogenannte i-brains" Besten Dank für Ihre Antwort

Lothar Thiele: Digitalisierung und KI sind in der Tat ein "Hype", und diese mediale Aufmerksamkeit bringt es mit sich, dass vor allem extreme Meinungen gehört werden. Genetische Veränderungen geschehen über einen sehr langen Zeitraum. Auf der anderen Seite sind wir aber sehr durch unsere Umwelt geprägt. Daher ist es wichtig, sich auch mit den Wirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft auseinanderzusetzen, mit den Chancen aber auch mit den Risiken.

Gibt es einen Unterschied zwischen der Erfindung des Buchdrucks und der Digitalisierung? Meine Meinung: Es gibt Parallelen, positiver wie negativer Natur. = Wissen verbreiten, und Meinungen steuern, beeinflussen, positiv oder negativ.

André Golliez: Die Digitalisierung resp. die Erfindung des Computers steht kulturgeschichlich mindestens auf der derselben Stufe wie die Erfindung des Buchdrucks. Der Computer ermöglicht die maschinelle Erzeugung und Verarbeitung beliebiger Zeichen und Symbole. Der Buchdruck hat die Welt der maschinell reproduzierten linearen Schriftstücke geschaffen. Der Computer schafft hingegen aus digitalen Zeichen (0 und 1) völlig neue künstliche Welten mit drei oder sogar mehr Dimensionen. Den Umgang mit maschinell hergestellten Durckschriften haben die Menschen über einige Jahrhunderte hinweg gelernt. Den Umgang mit den mehrdimensionalen künstlichen Welten der Digitalisierung müssen wir erst erlernen. Da stehen wir ganz am Anfang.

Ich frage mich schon, was passiert wenn wir einmal einen Stromausfall haben über mehrere Tage. Wenn wir all zu fest alles auf den Computer oder Smartphone verlassen, wie im Bankwesen, Gesundheit, Einkauf, Verkehr usw…. . Und darum finde ich eine gesunde Skepsis schadet nicht. Es ist keine Frage, nur dass wir auch Gedanken darüber machen müssen, wie wir doch abhängig sind im Alltag mit der digitaler Welt.

SRF Admin: Dieses Szenario wurde zB im Rahmen von www.srf.ch/blackout behandelt.

Inwiefern spielt Ethik überhaupt eine Rolle in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz ? Beispielsweise muss dass autonome Auto überhaupt ethisch handeln ? Die meissten Menschen reagieren ja auch nicht nach ethischen Prinzipien bei einem Unfall. Ist es deshalb nicht sogar falsch gar fahrlässig, Ethik einzuprogrammieren ?

Philippe Wampfler: Tatsächlich ist das »Einprogrammieren« von Ethik höchst problematisch. Ethische Entscheidungen hängen stark von der Perspektive und den Werten einer Person ab. Sobald man versucht, diese Entscheidungen von Personen und Situation abzulösen und allgemeine Verfahren zu programmieren, führt das zu Verzerrungen und Ungerechtigkeiten, die kaum behoben werden können. Einen guten Text dazu hat Jürgen Geuter geschrieben (leider auf Englisch): https://tante.cc/2018/11/17/6-core-falsehoods-about-the-digital-sphere/ Mehr Hintergrund zu Studien zu Entscheidungen selbstfahrender Autos erhalten Sie hier: https://www.weforum.org/agenda/2018/10/how-should-autonomous-vehicles-be-programmed

Wird der Mensch in seiner Intelligenz zukünftig immer mehr beeinträchtigt, da er selber nicht mehr denken muss und die künstliche Intelligenz ihn so überholt?

Adrian Lobsiger: Von künstlicher Intelligenz, die uns Menschen überlegen ist, war schon die Rede, als in den 1970er Jahren die Taschenrechner und etwas später die Schachcomputer auf den Markt kamen. Im Gegensatz zur heutigen Entwicklung waren die damaligen Programme noch nicht in der Lage, sich autonom zu programmieren und weiter zu entwickeln. Die Neuartigkeit der heutigen Technologie besteht somit weniger in deren Überlgegenheit als im Umstand begründet, dass sie sich ohne menschliches Zutun entwickelt und so unter Umständen den Interessen unserer Gesellschaft zuwider handeln könnte. Die Datenschutzbehörden wirken deshalb darauf hin, dass die Verantwortlichen autonomer Technologien, deren Funktionsweise und die damit verbundenen Risiken offen legen und nachweisen, welche Massnahmen sie getroffen haben, um einem möglichen Kontrollverlust zuvor zu kommen. Der Mensch ist somit mehr als je gefordert, seine Führungsrolle durch eigenes Denken zu behaupten, statt zu kapitulieren.

Was passiert, wenn in diesem gesamten Kontext kein Strom vorhanden ist ?

Jens Kaessner: Die Stromversorgung ist in der Tat fundamental für alles öffentliche Leben. Dem Bund ist das vor einigen Jahren besonders deutlich geworden. Er arbeitet daran, die Stromversorgung besser zu sichern und die Abhängigkeit von der Stromversorgung zu verringern. Aber wie bei allen schwierigen Arbeiten gilt: Das braucht viel Zeit.

Warum ist nur Wenigen bekannt, dass Google Lens seit Frühling dieses Jahres abrufbar ist? Wann wird bei Google Lens die Gesichtserkennung freigeschalten und was heisst das für den Persönlichkeitsschutz?

Martin Steiger: Wer sich für das Thema interessiert, sollte eigentlich davon gehört haben. Aber wie viele Menschen interessieren sich überhaupt für Bild- und Gesichtserkennung? Bei Google Lens ist die Gesichtserkennung zum Teil schon aktiviert, jedenfalls in Bezug auf Bilder von Berühmtheiten. Ich gehe davon aus, dass Gesichtserkennung zu einer Funktion werden wird, die wir standardmässig erwarten und nutzen. Daten- und Persönlichkeitsschutz haben einen schwierigen Stand gegenüber digitalen Komfortfunktionen!

Wie gehen Sie, als Experte aber auch als Endkunde/Verbraucher/Konsument, mit den x-Seiten langen AGB von digitalen Dienstleistern um? Konkret: Was empfehlen sie (abgesehen von "von A-Z durchlesen")?

Urs Stromer: Je nach Art der Anwendung. Viele AGB lese ich durch, versuche zu verstehen was der Anbieter mit meinen Daten macht. Schon oft habe ich dann die App wieder gelöscht weil es mir nicht Wert war meine Daten zu geben oder die Bedingungen einzugehen. Es gibt aber Hersteller/Produkte welche ich beruflich brauche, bei denen auch ich in einer rechtlichen Abhängigkeit stehe und die Bedingungen akzeptiere.

Die Digitalisierung bringt mehr Distanz unter den Menschen, trotz den neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Wir brauchen wieder mehr wirkliche Begegnungen, tiefgehende Gespräche und gegenseitiges wahres Interesse. Wieso ist dies kein Thema in unserer Gesellschaft?

Jonathan Isenring: Ich bin nicht der Meinung, dass die Digitalisierung NUR Distanz under den Menschen bringt. Die Digitalisierung ermöglicht zum Beispiel auch Nähe für Menschen, welche sich nicht physisch sehen oder treffen können. So vereinfachen digitale Kommunikationsmöglichkeiten in vielen Situationen die Zusammenarbeit und das Zusammenleben. Ich überzeugt, dass das eine nicht durch das andere ersetzt werden kann und es letztendlich Situationen, Themen und auch Emotionen gibt, welche einer realen Begegnung bedürfen und auf diese Art und Weise automatisch eine grössere Bedeutung erlangen.

+++ @Gassert: Programmieren lernen in der Grundstufe? Besser wäre das kritische Denken zu fördern. Das reicht vollkommen. Und die Neugierde gepaart mit Skepsis. Damit man den Blendern nicht auf den Leim geht und stehts eine gesunde Distanz wahrt, egal welche Geschwindigkeit von der Wirtschaft vorgegeben wird. +++

Ist es sooooo wichtig, die künstliche Intelligenz und die technische Digitalisierung und weitere schnellere technische Fortchritte so stark zu fördern ? Können damit die wirklichen Probleme unserer Welt: "Wie schränken wir die kriegerischen Konflikte ein, und wovon sollen die Menschen in Ländern, in denen es kaum zu essen und zu trinken gibt, leben ? Haben wir sooo viel Geld, um den technischen Fortschritt gegenüber den echten Problemen dieser Welt zu finanzieren ?

Hannes Gassert: Das sollte kein Entweder/Oder sein, finde ich. Sondern: den technischen Fortschritt nutzen für menschliches Vorwärtskommen, für die Ziele, die wirklich wichtig sind. Den Verkehrskollaps verhindern wir nur, durch clevere "Smart Cities" und ähnliches, nicht mit breiteren Strassen oder höheren Zügen. Den Hunger bekämpfen wir nicht mehr Kartoffeln, sondern indem wir auch mit Hilfe von Technik besser mit den Ressourcen umgehen, die wir haben, statt unsinnig zu produzieren nur um wegzuwerfen. Die Bedrohung von Kriegen bekämpfen wir, indem Menschen auch über grössere Distanzen näher zusammenrücken lassen, eben etwa auch dank dem Internet. Ich finde: wir müssen es versuchen!

guten abend. wird gegen die anonymität im web gearbeitet?

Martin Steiger: Gab oder gibt es überhaupt Anonymität im digitalen Raum? Häufig war oder ist es bloss Pseudonymität. In jedem Fall besteht die Tendenz, die Internet-Nutzung immer häufiger davon abhängig zu machen, dass sich die einzelnen Nutzerinnen und Nutzer identifizieren. In der Schweiz wird diese Tendenz unter anderem mit neuen Überwachungsgesetzen und mit der geplanten E-ID gefördert.

Vielleicht wird irgendwann die Digitalisierung total scheitern, z.b. bei einem EMP. Da würde dann kein einziger Computer mehr funktionieren. Weiss man schon was darüber in wievielen Jahren sowas denkbar wäre? Vermutlich lässt sich sowas nicht voraussagen.

Marc Strasser: Ja, das lässt sich nicht wirklich vorhersehen. Wer hätte vor 11 Jahren vorhergesehen, was ein iPhone für eine Veränderung mit sich bringt....! Die Technologie entwickelt sich auf jeden Fall stetig und immer schneller weiter.

+++ keine Frage, nur eine Kommentar, weiss nicht, wo ich den sonst abgeben kann. Die Sendung ist symptomatisch: Die Menschheit schafft sich ab. Man sitzt andächtig da und laucht fasziniert, ist höchstens mal irritiert. Tenor: "das kommt eh". Warum nicht einfach mitdenken und selber aktiv das Heft des Handelns in der Hand halten? Die Menschheit zeigt immer, beinahe fatalistisch, dass sie genau das nicht kann. Halt "die Menschheit"? Nein, einige tun es noch: die heissen aber Google, Facebook & Co. und +++

Warum werden keine Allgorithmen erstellt um den Hunger in der Welt zu vermindern? Wenn wir Verkehrsampeln nach dem Verkehrsaufkommen sich selber Steuern lassen können, so könnte auch ungünstige Wetterlage, Dürren so Programmieren dass es Nahrungsmittel in Hunger gebieten transportiert. Eine schwierigkeit sehe ich natürlich in Kriegsländern.Ich denke mir aber weil wir Wohlstand mit maximalem Gewinn verwechseln ist das genügend Nahrung für alle Menschen kein Thema. Was sagen Sie dazu? Gruss Hanspe

Urs Stromer: Die Digitalisierung schreitet bei der Agrarindustrie mit grossen Schritten voran. Insbesondere wie mit weniger Pestiziden und weniger Düngemittel gearbeitet werden kann. So werden Felder von Drohnen großflächig auf Unkraut oder Unterdüngung gescannt und selektiv gedüngt oder Schädlinge bekämpft um weg vom Giesskannenprinzip und den damit verbundenen Nebenwirkungen zu kommen.

Ich kann mir vorstellen das wir in Zukunft nicht mehr arbeiten gehen werden, sondern es Geschäfte gibt wo man sich als Arbeitnehmer ein System kaufen kann, dass dann das Geld für den Arbeitnehmer verdient, also man muss dann selber überhaupt nichts mehr machen, nur schauen das dieses System stabil läuft. Könnte dies wirklich mal passieren?

Hannes Gassert: Genau so wahrscheinlich nicht, weil das System würde der Arbeitgeber wohl vorher selber kaufen :) Aber es gibt natürlich bereits solche Beispiele von Schlaumeiern, die alle ihre Aufgaben heimlich outsourcen und Arbeit nur noch vortäuschen — wahrscheinlich mehr als man meint, Stichwort "Bullshit Jobs" => https://en.wikipedia.org/wiki/Bullshit_Jobs

Wer trägt die Verantwortung, falls die K.I. versagt. Im extrem Fall kann es ja sein, dass durch die falsch Entscheidung des KIs, der Patient stirbt.

Silvio Frey: Leider sterben viele Menschen, durch Fehldiagnosen, falsche Therapieentscheide, usw. dies wird heute in den meisten Fällen durch den Menschen verursacht. Gerade deshalb, weil er kaum fähig ist, die zur Verfügung stehenden Daten mit seinen erlernten Kompetenzen schnell und umfassend zu kombinieren, sich kurzfristig mit weiteren Fachkräften weltweit auszutauschen, Zugriff auf neuste Therapien hat, usw. Mit digitalen Hilfsmitteln lässt sich dies wesentlich vermindern. Schon heute treffen Systeme "bessere" Entscheide als Menschen. Die Kombination von AI und menschlichen Fähigkeiten wird solchen tragischen Ausgängen wesentlich entgegen wirken können. Aber Fehler lassen sich auch durch Systeme nicht auf 0 reduzieren.

Mal angenommen K.I schafft in ferner Zukunft zu denken und zu folgern wie Ihr Erfinder der Mensch; besteht dann nicht die Gefahr dass K.I. genauso egoistisch, und mit Vorurteilen behaftet agieren wird wie der Mensch nur eben viel besser?

Lothar Thiele: Diese Frage wird tatsächlich intensiv untersucht. Viele der heute verwendeten Algorithmen gehören in die Klasse von "machine learning". Hier werden dem Computer viele Beispiele "serviert", aus denen er selbständig Gesetzmässigkeiten extrahiert. Diese kann er dann auch neue, noch nicht gesehen Beispiele anwenden. Mit anderne Worten, wenn die angebotenen Lerndaten mit Vorurteilen versehen sind, dann wird der Computer diese Vorurteile lernen und dementsprechend anwenden. Im Grunde geht es also um die Frage: Was sind Vorurteile und wie kann man sie erkennen?

Ist unsere Privatsphäre in der Zeit von BigData Analytics, KI & omnipräsenter Überwachung noch zu retten?Falls ja, wie?Andernfalls: Wie kann die daraus resultierende Informationsasymmetrie behoben & die Macht der Datensammler begrenzt werden?

Adrienne Fichter: Die DSGVO ist ein Hebel, die europäische Datenschutzverordnung. Für viele Sammlungen und Bearbeitungen von Daten muss die explizite Zusicherung geholt werden, Sie müssen Dienste nutzen können ohne dass Sie getrackt werden im Netz. Sie haben auch das Recht diese Daten herunterladen zu können, eine Auskunft zu erfahren über Ihre Daten , diese herunterladen, erfahren, ob Sie algorithmisch bearbeitet worden bei (bei vollautomatisierten Systemen). Doch Gesetze müssen umgesetzt werden. Und dafür braucht es Aufsicht und Kompetenzen, auch Geld. Hier harzt es noch. Die Revision des Schweizer Datenschutzgesetzes lehnt sich an die DSGVO an und hat viele Teile übernommen. Sie tritt Ende 2019 voraussichtlich in Kraft.

+++ @ Martin Steiger, OK... ein Buch was mir Hoffnung vermitteln soll... Mir kommt das Ganze vor wie "Denn sie wissen nicht was sie tun"! (also nicht Sie, sondern die die Maschinen bedenkenlos für einfach alles einsetzen). Für mich sehr beunruhigend. Ich bedanke mich für Ihre Antworten. Halte jedoch fest; Ich habe so das Gefühl dass die Problematik nicht wirklich ernsthaft erkannt wird. +++

Wie kann der Konflikt zwischen Klimawandel und der stromhungrigen Digitalisierung gelöst werden ? Schliesslich nützen alle Bemühungen, Geräte und Serverfarmen energieeffizienter zu machen nichts, wenn die Nachfrage noch schneller steigt.

Martin Steiger: Ich bin mir nicht klar, wo Sie einen Konflikt sehen. Klimawandel findet grundsätzlich unabhängig von der menschlichen Digitalisierung statt. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir bei der Digitalisierung auf Effizienz, Nachhaltigkeit und Umweltschutz verzichten sollten. Das geschieht in der Tendenz auch, denn Effizienz und Nachhaltigkeit lohnen sich auch wirtschaftlich.

das Alexa Live-Beispiel und das Navi-Beispiel sollte uns zum mitdenken anreden: es kommt nur was wir wollen - solange wir aber doch alles kaufen und wie gottgegeben irgendwie akzeptieren geht diese unreflektierte Wahsinn (auch volkswirtschaftlich) weiter. Wir haben es so gewollt. P.S. ich bin nicht gegen den Fortschritt!! Ich nutze nur was einen wirklichen Mehrwert hat

Silvio Frey: Da haben Sie mehr weder recht. Selbst und Mit-Denken hilft immer! Und reflektiertes sowie eigenverantwortliches Handeln sowieso. Der Mehrwert digitaler Anwendungen wird wohl immer in der Kombination der eigenen "analogen" Fähigkeiten mit diesen liegen. So mache auch ich dies! :-)

+++ Wenn sich die künstliche Intelligenz durchsetzt. Werden sich dann Cyberattaken oder andere Straftaten vermehren? #dataland +++

Warum werden interessante Beiträge wie der über künstliche Intelligenz in der Medizin mit derart störender Dauer-Hintergrund -Geräuschkulisse bestückt? Was soll damit ausgedrückt werden?

SRF Admin: Das ist ein übliches gestalterisches Mittel, um die gewünschte Stimmung eines Beitrags zu verstärken.

Wer entscheidet über Gut und Böse. Welches Recht interbretiert die KI. Amerikanisches Recht und wo bleibt das Recht derSchweiz ?

Urs Stromer: Die KI interpretiert kein Recht. In der Regel gilt, dass das Recht des Landes anzuwenden ist in dem der Rechner die Daten verarbeitet. Verarbeitet also ein KI Rechner Daten in den USA so gilt amerikanisches Recht. Dies macht der Schutz von Daten oder das Einklagen bei Schäden aus fehlerhaften Algorithmen so komplex. Hier hinkt die Rechtssprechung der Technologie hinterher. Die EU hat den Schutz der Daten für EU Bürger mit einem Datenschutzgesetz geregelt, dass eine extra territoriale Wirkung hat. Das heisst dieses Gesetz gilt wenn ein amerikanischer Anbieter eine Lösung in Deutschland einem EU Bürger anbietet. Steht der Rechner in der Schweiz, so gilt schweizer Recht

@Dr. Data, Zürich würde mich auch interessieren z.b. wie sicher ist eine E-ID ? Kann die Identität von Hackern nicht gestohlen werden?

André Golliez: Darauf gibt es eine allgemeine Antwort: keine digitale Identität ist 100% sicher und mit beliebig grossem Aufwand lässt auch die sicherste E-ID knacken. Aber die konkrete Frage ist, welche Sicherheit wir für welchen Zweck benötigen? Die künftige staatlich anerkannte elektronische Identität (E-ID) unterscheidet daher drei Sicherheitsstufen und entsprechende Anforderungen an die Anbieter solcher digitaler Identitäten. Wichtig dabei ist, dass sich diese staatlich anerkannten E-ID's auf die amtlichen Register stützen, in welchen unsere Personendaten hoheitlich geführt werden, also z.B. AHV- oder Zivilstandsregister. Und diese Register müssen natürlich so gut wie möglich geschützt werden, das sind schliesslich unsere persönlichen Basisdaten, die oft ein Leben lang gültig sind.

Es wird stets behauptet die Digitalisierung schaffe mehr Arbeit, als Sie vernichtet mit dem Verweis auf die industrielle Revolution. Wie können Sie sich da sicher sein, dass das diesmal nicht anders sein wird? Früher oder später wird jede Arbeit doch von einem Roboter/Algorithmus besser erledigt oder nicht?

Katja Gentinetta: Hierfür verweise ich auf den Artikel von Daniel Hug in der NZZ am Sonntag vom 6.10.18: Hier ein Auszug daraus: «Etwa 20% bis 25% aller beruflichen Aktivitäten werden bis zum Jahr 2030 automatisiert sein», heisst es in der bisher umfassendsten Analyse zu den Folgen der Digitalisierung der Schweizer Wirtschaft, welche die Fachleute von McKinsey dieses Jahr erarbeitet haben. Die Studie geht davon aus, dass in der Schweiz bis zum Jahr 2030 rund 1,0 bis 1,2 Mio. Arbeitsplätze gestrichen werden. Das ist die schlechte Nachricht. Doch es gibt auch eine positive Botschaft: Dank den neuen Technologien entstehen 0,8 bis 1,0 Mio. neue Stellen. Etwa die Hälfte dieser neuen Arbeitsplätze wird voraussichtlich direkt im Technologiebereich entstehen, vor allem im Umfeld von Hardware und Software und bei Unternehmen, die digitale Lösungen anbieten."

Betrifft das online-Spiel: Es hiess, die gesammelten Daten werden gelöscht. Aber wie? Sicher, sprich mehrere Male überschrieben? Oder doch nur in den Papierkorb verschoben?

SRF Admin: Die gesammelten Daten werden seltverständlich fachgerecht gelöscht.

+++ Die Digitalisierung wird unser politisches System untergraben, weil die grossen Datenhäuser bereits zu viel macht haben. Unsere neuen Poiltiker sind tausende vom Programmierer, manche sind gut, manche schlecht im gegensatz zu dem Politikern sind sie aber anonym! Ich denke mal in 50 Jahren sind wird schlauer. +++

Was für Einflüsse hat es auf den Wirtschaftskreislauf wenn immer mehr Unternehmer in Roboter setzen?

Hannes Gassert: Wenn der Faktor Arbeit immer weniger Gewicht erhält und der Faktor Kapital immer mehr, dann steigt die Ungleichheit, und das hat grossen Einfluss auf die Wirtschaft und was von ihr verlangt wird. Aber: mehr Roboter kann bei uns auch etwas ganz anderes heissen, nämlich Reindustrialisierung. Das heisst, dass produzierendes Gewerbe, das seine Fabriken dorthin verlegt hat, wo wenig qualifizierte menschliche Arbeit viel weniger kostet als hier, es sich gut wird überlegen müssen, ob es nicht mehr Sinn macht, die Roboter hier bei uns arbeiten zu lassen — näher bei den KundInnen, näher da, wo die Produkte gebraucht werden, näher auch bei den Ideen für das nächste Produkt.

Guten AbendKI ist nicht die Summe aller bisher gemachten Erfahrungen (sehr kurz gesagt), also Interpolation, sondern, die sehr seltene Fähigkeit, zu extrapolieren, sprich, mit sog. Intelligenz in mehr oder weniger unbekannte Gebietedenken zu können, Durchführbarkeit und Risiken abzuschätzen.(Wir würden sonst noch immer in der Höhle wohnen!!!!)

Abraham Bernstein: Das hängt davon ab, wie man die KI versteht. Heute, sind die meisten KI Algorithmen wirklich von der Natur, dass Sie Probleme lösen, die sehr klar definiert sind. Es allerdings sehr wohl so, dass auch viele Kreative Tätigkeiten ich auf einfache Teile zurückführen lassen. Das heisst die KI kann durchaus auch kreativ sein. Wirklich neue Probleme anzugehen, damit tut sich die KI im Moment noch schwer.

Wer zahlt eigentlich in 20 Jahren noch Steuern, wenn wir glücklich / oder nicht arbeitslos sind?

Jens Kaessner: In 20 Jahren sollten eigentlich auch die grossen Internetunternehmen angemessene Steuern zahlen... Zuerst müssen sich aber die vielen beteiligten Länder über das richtige Vorgehen dabei einigen.

Ich habe den Chat noch nicht gelesen. Aber mich interessiert mal der Aspekt, wie sich Digitalisierung auf die Arbeitswelt weiter auswirkt. Ich denke wir stehen erst am Anfang des Prozesses. Angst macht ja die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig werden viele Fachleute gebraucht, gerade IT-Spezialisten. Wie beurteilen Sie diese Fragen? Mit Erfindung der Dampfmaschine gab es ja ähnliche Befürchtungen, die sich nicht bewahrheitet haben. Die Produktivität ist gestiegen

Urs Stromer: Jede neue Technologie hat gesellschaftliche Auswirkungen. Die Digitalisierung wird zu einer Verschiebung in der Arbeitswelt führen. Einfache, repetitive Arbeiten werden verschwinden, kreative Arbeiten, Umgang mit Menschen wird erhalten bleiben. Es ist eine Herausforderung für die Gesellschaft, die Bildung aber auch die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter so zu fördern, dass diese mit den neuen Technologien auch in Zukunft produktiv sein können.

Ich bin mit Prepaied-Abo unterwegs. Der Mobiledatenverkehr ist konsequent ausgeschaltet. Wenn ich mit dem Mobile trotzdem ins Internet will, mache ich das zu Hause per WLAN, oder in den Ferien wo ich den WLAN-Code in Hotels erhalte. Nun meine Frage, kann mein Standort ermittelt werden, wenn ich ohne WLAN und mob. Datenverkehr unterwewgs bin.

Philippe Wampfler: Kommt darauf, von wem. Übers Handynetz ist eine Ortung genau so möglich wie über WLAN-Netze; auch die Smartphone selbst bzw. gewisse Apps speichern Standorte. Grundsätzlich ist also eine (möglicherweise auch nachträgliche) Ortung durchaus denkbar, wenn auch etwas erschwert.

Die Zukunft macht mir Angst, Züge ohne Lokführer, Autos ohne Auto Lenker. Ich habe kein Vertrauen in solche Technologien. Warum führt man solche Dinge ein, die nicht sicher sein können, weil Sie mit dem Internet verbunden sind. Hacker können jetzt schon Autos selber lenken, und manipulieren. So werden in Zukunft mehr Unfälle passieren, verursacht durch Hacker. Super Zukunft, wie denken die Experten darüber? Oder sehe ich dies, zu negativ ?

Jonathan Isenring: Bei dieser Frage gibt es verschiedene Betrachtungsweisen. Selbstverständlich ergeben sich durch die Einführung und Anwendung von Technologien neue Sicherheitsrisiken. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Studien welche aufzeigen, dass die teil- oder vollautonome Mobilität, durch die Abschaffung des menschlichen Versagens als Unfallursache, sicherer wird. Entscheidend wird die subjektiv empfundene Sicherheit, der Grad der Abhängigkeit von der Technologie und das Vertrauen in die intelligenten Systeme sein. Des weiteren geht es auch darum, die Öffentlichkeit klar und gezielt über die Fähigkeiten automatisierter Fahrzeuge zu informieren. Abschliessend sind bei dieser Fragestellung auch die ethischen Grundsätze und Entscheidungsmechanismen, welche man bei intelligenten Fahrzeugen zu Grunde legt zu berücksichtigen.

Naja hab keine Frage aber der Cheesemaster war sehr ungenau Alter war 6 Jahre daneben, Hand und Wohnort hat alles nicht gestummen, bin ich froh funktionieren die Verschleierungstaktiken noch. Kurze Frage warum solche falsche Antworten?

SRF Admin: Die errechneten Angaben basieren auf Annahmen, Erfahrungswerten und Wahrscheinlichkeiten. Wie Sie richtig bemerken, lassen sich die Resultate durch Verschleierung oder Falschangaben beeinflussen.

Schon heute besteht ein grosser Unterschied im Wissensstand der Digitalisierung. Mein Bruder (81) z. B. geht mit seinen Einzahlungsschein persönlich zur Post, währenddem ich (93) oneline arbeite. Was mir zu denken gibt ist die Beschleunigung. In 20 Jahren wird sich unsere Welt mehr verändern, als in den letzten 60 Jahren und es wird entsprechend Menschen geben, die sich in der digitalisierten Welt immer weniger zurecht finden werden.

Philippe Wampfler: Das stimmt. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, zu verhindern, dass Menschen benachteiligt werden, weil sie mit Entwicklungen nicht zurecht kommen. Ihr Bruder hat ja auch den Nachteil, dass er mehr Gebühren bezahlt als Sie. Das ist nicht untypisch: Menschen werden zwar weiterhin nicht-digitale Verfahren anwenden können, aber dadurch oft auch unbewusst benachteiligt.

Was weiss man dazu, welche Fähigkeiten die (viele/manche) Menschen durch den zunehmenden Einsatz von digitalen Techniken verloren gehen? Wie wirkt sich dieser Einsatz bei einem Ausfall von teilen dieser digitalen Technologien aus, wie Anfällig wird unsere Gesellschaftliche Stabilität dadurch?

Dalith Steiger: Es ist effektiv so, dass uns einige Fähigkeiten abhanden kommen und schon abhanden gekommen sind. Wie zB uns Telefonnummern unserer Liebsten zu merken, uns in einer Stadt ohne Navigation zu bewegen, ohne Parksensorik zu parken usw. Ich persönlich habe grossen Respekt vor dem super Gau. Unsere Gesellschaft ist sehr stark von der Technologie abhängig und somit extrem anfällig - das ist für mich unbestreitbar. Im persönlichen Rahmen können wir unsere Kinder in den kleinen Dingen im Leben vorbeireiten. Eben zB im Notfall ohne Navi den Weg zu finden.

Sollen Handy's in der Primarschule verboten werden? Zumal doch die Aufmerksamkeit darunter leidet und dies die Essenz der Bildung ist.

Marc Strasser: Klar ja (meine Meinung)! Und ich hoffe, dass generell in den Schulzimmern der Primarschulen während dem Unterricht die Handy's verboten sind!

Wie sieht es mit den 3 Gesetzen der Robotik (I. Asimov) aus? Was ist wenn die Roboter eine KI besitzen, werden sie sich über diese Gesetze hinwegsetzten (so wie viele Menschen es auch machen)?

Lothar Thiele: Auf diese Frage werden Sie mit Sicherheit so viele Antworten bekommen, wie Sie Personen fragen. Ich selbst bin hier eher zurückhaltend, was die Zukunftsphantasien einer allmächtigen "künstlichen Intelligenz" angeht. Hiervon sind wir noch sehr weit entfernt.

Schade, dass man nur mit Computer oder Smartphone an der Sendung teilnehmen kann, sie verlieren so den Kontakt zu den Menschen, die diese Geräte nicht verwenden. Wie sind Sie zu dieser Entscheidung gekommen?

SRF Admin: Auf diesem Weg ist es einer sehr grossen Anzahl Zuschauern möglich, an der Sendung teilzunehmen, die früher nur passiv hätten konsumieren können.

Wann kommt das elektronische Patientendossier und was bedeutet das für die Hausärzte. Müssen diese in Zukunft alles im Computer erfassen und ich habe Zugang zu diesen Daten?

Adrian Lobsiger: Das Elektronische Patientendossier (EPD) gemäss Bundesgesetz über das Elektronische Patientendossier (EPDG) befindet sich derzeit noch in der Vorbereitungsphase. Ab 2020 muss es schweizweit verfügbar sein. Pilotprojekte in verschiedenen Kantonen sind aber bereits am laufen. Das EPD ist für die Patientinnen und Patienten freiwillig. Sie haben auf ihre Daten online Zugang und bestimmen, wer auf ihre Daten im EPD zugreifen darf.

Warum soll elektronisches abstimmen und wählen unsicher sein? Bankgeschäfte zum Beispiel sind doch sicher. Warum soll das bei Abstimmungen nicht möglich sein?

Philippe Wampfler: Dieses Argument habe ich auch schon einige Male vorgebracht, deshalb kenne ich die Antwort der Fachleute darauf: Erstens können Banken damit leben, dass sie gewisse Verluste erleiden. Sie halten das auch geheim und verbessern dann Lücken, wenn es welche gibt. Dieses Risiko kann eine Demokratie nicht eingehen. Zweitens sind Abstimmungsverfahren technisch anspruchsvoller, weil das Stimm- und Wahlgeheimnis gewahrt werden muss. D.h. die Benutzerinnen und Benutzer müssen anonym abstimmen können, trotzdem müssen die Stimmen nachgezählt werden können. Eine Bank kann alle Kundinnen und Kunden identifizieren, ihr System ist technisch viel einfacher.

Wie sehen sie die Möglichkeiten zur politischen Kontrolle der Anwendung von Algorithmen und / oder KI? Kann die Politik mit der laufenden und der (nicht) vorraussehbaren Entwicklung mithalten?

Andy Fitze: Klar und einfach Nein. Wir müssen einen globalen und auch regionalen Diskurs führen. Es ist nicht genug wenn dies Ingenieure und Politiker tun. Alle Richtungen der Wissenschaft, alle Spektren der Gesellschaft sind herausgefordert sich aktiv an diesem Diskurs zu beteiligen. Machen Sie sich fit um über das AI Thema inhaltich mit zu diskutieren und eine demokratische Meinung zu bilden. Wir sollten bei uns anfangen und nicht warten bis jemand uns dies vorschreibt.

Die Biochemie zeigt uns, dass die Entwicklung häufig von Fehlern des Systems ausgeht. Bei der Reproduktion der DNA gibt es seit Urzeiten Fehler, die meisten führen zu einer Verschlechterung der Situation und werden verworfen. Einige Fehler dienen aber auch der Verbesserung und dienen als Treiber für einen Fortschritt. Wenn die KI "perfekt" wird gibt es keine Fehler mehr. Besteht nicht die Gefahr, dass die KI irgendwann stehen bleibt, und dass der Fortschritt mangels Fehler verhindert wird?

Urs Stromer: Sehr interessante Frage. Tatsächlich können KI Systeme durch Training immer perfekter auf ein Problem die richtigen Antworten liefern. Man kann aber Algorithmen auch bewusst mit "Kreativität" versehen indem man Zufallsresultate einstreut um alternative Lösungen zu finden. Wir sind hier aber noch ganz am Anfang.

Was kann mit Fotos welche über Whatsapp Gruppenchat ausgetauscht gemacht werden? Mehr als nur ein Profiling wer mit wem kommuniziert? z.B. Gesichtserkennung in Fotos und mittels KI deren Weiterverarbeitung?

Martin Steiger: Die Inhalte bei WhatsApp sind verschlüsselt, was einen Vorteil von WhatsApp darstellt. Darüber hinaus spielt es aber keine Rolle, ob Bilder via WhatsApp oder über einen anderen Kanal ausgetauscht werden: Wer über solche Bilder verfügt, als Absender oder Empfänger, kann sie auswerten und anderweitig verwenden im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Das Recht setzt natürlich gewisse Grenzen, muss im Zweifelsfall aber erst einmal durchgesetzt werden.

Ist das Vertrauen in Behörden und privatwirtschaftliche Unternehmen, welches laut der Studie sehr hoch sei, nicht etwas naiv? Ich kann mich erinnern, dass es mal eine Fichen-Affäre gab. Daten, welche dort gespeichert wurden haben den Unterschied gemacht, ob man einen Job erhalten hat oder nicht. Künftig entscheiden Daten vielleicht darüber, ob ich eine Versicherung erhalte und zu welchem Preis. Und welches politische Klima werden wir in 20, 30 Jahren haben?

Martin Steiger: Ja, Vertrauen ist wichtig, genügt aber nicht. Aus diesem Grund müssen wirksame Mittel gegen allfälligen Missbrauch zur Verfügung stehen und auch Behörden müssen wirksam kontrolliert werden. In Bezug auf den Missbrauch ist zum Beispiel an einen funktionierenden Schutz vor Diskriminierung zu denken. Leider ist eine staatliche Regulierung in dieser Hinsicht schwierig, weil die gleichen Staaten, die uns schützen sollten, selbst einen riesigen Datenhunger an den Tag legen.

Zentral sind für mich die ethnischen Fragen. Hier, so denke ich, kann man den amerikanischen Autor Isaac Asimov und die berühmten von ihm definierten Robotergesetze ins Spiel bringen. Diese kann man meiner Ansicht nach 1:1 auch auf AI anwenden. Entworfen hat er diese übrigens schon 1942, er war seiner Zeit meilenweit voraus!

Abraham Bernstein: Ich gebe Ihnen zu 100% Recht. Die ethischen Fragen sind zentral. Diese werden heute von einem ganzen Forschungszweig - Machine Ethics -- untersucht. So wegweisend wie Asimov auch war, leider sind seien drei Gesetze, wie er selbst ja in seinen Büchern aufzeigt, nicht genügend...

Ist es sooooo wichtig, dass wir mit unheimlich viel Geld die Technisierung und die künstliche Intelligenz derart favorisieren, dass dabei die wichtigen Themen unserer Welt: "Wie können wir kriegerische Auseinandersetzungen eindämmen oder gar beenden ?" oder "Wovon sollen Menschen leben, die kaum zu essen und kaum Trinkwasser haben ?" oder "Wie bekämpfen wir die inzwischen dokumentierte Belastung der Umwelt ? Wäre es nicht sinnvoller, unsere Energien und Geistehaltungen dafür einzusetzen ?

Lothar Thiele: In der Tat sind kriegerische Konflikte, Ernährung und Umwelt zentrale Themen der Menschheit. Durch Technisierung alleine wird man keine dieser Fragen lösen können. Auf der anderen Seite werden aber Algorithmen und Daten bei ihrer Bewältigung eine zentrale Rolle spielen.

Ich bin ein wenig traurig, dass viele Behörden der Digitalisierung immer noch immens hinter her hinken. Meine Firma das "Klanglabor Tanner" ist schon seit immer zu 95% digital ausgerichtet. Das heisst...: Rechnungen werden im PDF-Format an Kunden gesendet, Audios werden über WeTransfer übermittelt und im Studio digital optimiert und Planung so wie auch Korrespondenz findet auch alles über digitale Schnittstellen statt. Frage: Ab wann brauchen wir endlich kein Papier mehr?

Jens Kaessner: Ihr Wort in Gottes Ohr! Immer, wenn Papier im Spiel ist, ist der jeweilige Prozess veraltet. Aber im letzten Jahrhundert hat ja Bill Gates schon das papierlose Büro prophezeit - gerade bevor in den Büros angefangen wurde, so richtig viel Papier zu produzieren... Also: Ich wage keine Voraussage, ausser: Der Moment, wo wir kein Papier mehr benötigen, wird später sein, als Sie und ich es uns wünschen.

@Hannes Gassert: Wie denken sie soll die Ethik und Moral in die Algorithmen einfliessen? Bisher dient die digitale Revolution nur den Grosskonzernen und das gemeine Volk erhält nur Brotkrumen. Wie stehen sie zu der Behauptung, dass unser globales Denken und das aktuelle Wirtschaftssystem, die Digitalisierung nur zur Ausbeutung und Gewinnmaximierung missbraucht.

Hannes Gassert: Es ist wohl wie so oft: wenn man will, dass es gut kommt, muss man's selber machen :) Sprich: Digitalisierung darf nicht etwas sein, das uns angetan wird, sondern etwas, wo wir so stark sind, dass wir selbst sagen wo's durchgeht. Wenn wir eine soziale, solidarische, ethische usw. digitale Wirtschaft wollen, müssen wir diese *machen*. Gerade die sozial verantwortungsvoll denkenden konzentrieren sich aktuell noch viel zu oft auf's Beklagen und zu wenig auf's Machen. Bloss ein "gute/r KonsumentIn" sein zu wollen nützt kaum. Drum: Gründet Unternehmen, gründet Genossenschaften! Platform Coops & Co! Nutzt offene Software, entwickelt die Algorithmen! Ich finde allerdings nicht, dass die digitale Revolution nur den "Multis" nutzte bislang: so viele "Commons", so viele Gemeingüter gab es wohl kaum je, von Wikipedia bis Linux zu Open Data usw, Ressourcen im Wert von Milliarden, die alle nutzen könn(t)en.

Guten abend, gibt es Studien wieviel mehr Energie wir brauchen für all die digitalisierung und die smart-geräte?

Martin Steiger: Es gibt viele Studien in diesem Bereich. Ein Beispiel aus der Schweiz für Rechenzentren («Höherer Stromverbrauch in Rechenzentren wegen zunehmender Digitalisierung »): https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-54223.html

Wissen Sie eventuell wie weit die Fortschritte sind bei für die Einführung der Stress Impfung. Wäre cool, wenn man in Zukunft keine Stressgefühle mehr hat. Und wie denken Sie darüber, ob es da auch Nachteile gibt ?

Martin Steiger: Der Weg scheint noch weit zu sein, wenn ich dieser kürzlich veröffentlichten Studie glauben darf: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S088915911830196X

Ich habe eine neue wärmepumpe und kann die Daten dieser Pumpe (im keller am display ohne internet-anbindung ablesbar) nur über eine cloud-lösung (im Ausland) am PC vom . anschauen. Wo finde ich Spezialisten die diese Daten auch direkt auslesen können? Bin auch gewillt für eine Programmierung zu bezahlen.

Martin Steiger: Schauen Sie doch mal im Zürcher Hackerspace des Chaos Computer Clubs (CCC) vorbei: https://www.ccczh.ch/hackerspace/ Der wöchentliche «Chaostreff» findet jeweils am Mittwoch ab 19 Uhr statt und ist öffentlich.

@Adrienne Fichter: Die Datenschutzgesetzgebungen klingen sehr technisch (Daten anfordern, herunterladen etc.). Ich befürchte, dass der Laie dies nicht begreifen wird, geschweige denn Jugendliche, die sich - aus eigener Erfahrung - nicht wirklich um den Datenschutz kümmern, sondern hemmungslos alles konsumieren, was ihnen vorgelegt wird. Wie kann man nun diese Gesetzgebung publikumswirksam an die Bürgerinnen und Bürger vermitteln ?

Adrienne Fichter: Die DSGVO setzt voraus, dass diese Richtlinien verständlich dargestellt werden sollen. Aber ja, vieles ist abstrakt. Ich denke trotzdem dass Transparenz der Schlüssel ist, Machtmonopole aufzubrechen. Der Durchschnittsbürger muss auch nicht alles verstehen, wichtig ist dass kritische Stakeholder wie NGOs, Parteien, Datenschutzverbände etc Einsicht haben über die Funktionsweise von Plattformen und auch Zugriff über die Datenkategorien. Es wäre zum Beispiel wünschenswert, dass ein Download der Daten automatisch gemacht wird an alle Userinnen und User. Ohne, dass man es extra anfordern muss. Ausserdem soll darüber gedacht werden, ob harte analoge Gesetze wie die politische Werbung auf Inseraten und Plakate auch für das Internet adaptiert werden soll. Mit klarer Identifizierung von wem die Online-Werbung stammt und wer dafür bezahlt hat.

@Hannes Gassert: sie sind sich aber schon bewusst, dass auch ihr Job in Zukunft von einer künstlichen Inteligenz erledigt werden kann. Sind sie?

Dalith Steiger: Wenn Sie diese Expertenarbeit hier im Chat ansprechen, dann ja. Aber wie erwähnt, es gibt ganz viele Aufgaben und Jobs, welche bestehen bleiben werden und Neue die kreiert werden. Wichtig für mich ist zu erwähnen, dass die Geschichte gezeigt hat, dass nicht alles was entwickelt werden kann und möglich wäre, auch umgesetzt und implementiert wird.

was bezeichnen Sie als Intelligenz? ist es das selbständige Denken oder einfach das interpretieren von gespeicherten Daten?

Adrian Lobsiger: Der Datenschutz interpretiert "Intelligenz" aus der Warte des menschlichen Bedürfnisses nach Privatsphäre und informationeller Selbstbestimmung. Ich erachte somit Lösungen als "intelligent", die dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen ein privates und selbstbestimmtes Leben führen können.

Wieso ist zur Zeit die KI (schwache) ein riesiger Marketing Hype? Sourcecode wird seit mehreren Jahrzenten geschrieben. der Code wird nun - als Algorithmus bezeichnet gepaart mit einer Datenbank und vielleicht mit einem neuronalen Netzwerk. Somit sprechen von einer komplexen Statistiklösung - mit einer komfortablen Anwendung.

Lothar Thiele: Was ist neu im Vergleich zur letzten Welle der "Digitalisierung"? Zunächst hat man viel mehr Daten zur Verfügung als vor einigen Jahren. Weiterhin steht eine erheblich grössere Rechen - und Speicherkapazität zur Verfügung. Und schliesslich hat man (zumindest für einige Anwendungsbereiche) verstanden, wie man relativ lang bekannte Algorithmen so konfigurieren kann, dass erstaunliche Resultate erzielt werden. Dies gilt vor allem für die Bild- und Spracherkennung. Auf der anderen Seite haben Sie natürlich Recht: Die Verfahren, die heute eingesetzt werden, basieren auf mathematischer Statistik (und nicht auf Zauberei ...).

Wo steht die Schweiz eigentlich bei der Digitalisierung im Vergleich zum Ausland. z.B. E-Government, E-Health, etc. Top oder Flop?

Martin Steiger: Meines Erachtens bekunden wir grosse Mühe, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen – gemeinsam mit dem übrigen Europa. Wir behandeln Digitalisierung noch zu oft als Zukunftsthema, stolpern über die eigenen Bedenken – gerade auch in der Politik, wo viele rückwärtsgewandte Entscheidungen getroffen werden – und versäumen offensichtliche Chancen, zum Beispiel bei der Digitalisierung der direkten Demokratie.

Gibt's Facebook in 20 Jahren noch?

André Golliez: Ja

Wie sinnvoll ist die Besteuerung von Robotern und Maschinen ? Müsste man vermehrt Kapital anstatt Arbeit besteuern um digitalisierungs ungefährdete Berufe (wie Pflegefachpersonen) zu fördern ?

Andy Fitze: Die Veränderung der Arbeitsumgebung ist seit über 100 Jahren anhaltend. Unsere Arbeitszeit wird stetig weniger. Dies wird durch die Digitalisierung noch weiter geführt bzw. sogar noch beschleunigt. Ob wir nun einen Job haben werden oder nicht, die Frage ist was geschieht mit unserem Steuersystem, wenn vermehrt wertschöpfende Prozesse digitalisiert und intelligent erfolgen Anstelle von menschlicher Tätigkeit. Dies ist kein neues Phänomen, aber die nächsten Jahren werden IHRE Frage zentral in das "Parlare" unserers nationalen und globalen Räte katapultieren. Wir werden über Digitalsteuern und Grundeinkommen in neuen Dimensionen diskutieren dürfen.

@Adrienne Fichter: Danke für Ihre Antwort. Sie sagen, dass durch meine Spuren im Internet meine Kreditwürdigkeit ausfindig gemacht werden könne - diese ist aber tadellos, weshalb dies dann zu meinem Vorteil wäre! Oder sehe ich dies falsch? Es muss doch effektive Nachteile geben? Oder ist unsere Angst unberechtigt?

Adrienne Fichter: Naja, das hängt von der Funktionsweise der Bonitätsfirma ab. Wie ihre Software funktioniert, welche Daten erhoben werden, wie sie bearbeitet werden, nach welcher Regel, nach welchem Algorithmus. Was, wenn jetzt Ihre Kreditwürdigkeit sinkt, weil Ihre Facebook-Freunde besonders viel fluchen? Sie werden also in digitale Sippenhaft genommen. Finden Sie, das wäre immer noch zu Ihrem Vorteil? Wenn die Bonitätsfirma viele Kunden hat bei Banken und Versicherungen, dann wird das schwierig für Sie. Sie könnten abgelehnt werden. Und: Sie würden es nie erfahren. Weil es keine Rechenschaftspflicht gibt in diesen Bereichen. (Bei der DSGVO gibt es diese, vorausgesetzt eine Software entscheidet über Ihre Kreditwürdigkeit und nicht ein Mensch)

Ist es möglich, in der Schweiz ein Studium im den Bereichen Informatik und Biotechnologie zu absolvieren?

Philippe Wampfler: Auf Masterstufe gibt es solche Programme, z.B. dieses: https://www.ethz.ch/de/studium/master/studiengaenge/ingenieurwissenschaften/computational-biology-and-bioinformatics-master.html

Es wird immer wieder gesagt, dass wir kontrollieren, wer unsere Daten nutzen darf. Ist dies so? Ich behaupte dass 99.999% aller leute nicht wissen wer ihre daten nutzt...

Martin Steiger: Wer sagt das? Diese Kontrolle existiert so nicht. Das Problem beginnt schon damit, dass Daten häufig nicht oder nicht nur unsere eigenen Daten sind. Auch sind Daten gar nicht dazu geeignet, jemandem gehören … Eigentlich geht es um Informationen und diese haben bekanntlich die Tendenz, sich jeder Kontrolle zu entziehen. Letztlich sollte der Fokus beim Schutz von Menschen liegen und nicht beim Schutz von Daten.

Es ist heute einfacher denn je, eine Lüge in die Welt zu setzen. Diese Lüge kann heute mit einfachen Werkzeugen bildlich oder videotechnisch manipuliert werden. Und verbreitet sich dann rasendschnell in den sozialen Medien. Die Gegendarstellungen helfen nicht immer oder sind oftmals zu langsam und werden nicht mehr gehört. Was kann man dagegen tun, wenn in der heutigen Quantität und Qualität Lügen und Verschwörungen in die Welt gesetzt werden?

Philippe Wampfler: Konrad Weber hat eine Anleitung geschrieben, wie man mit so genannten Deep Fakes umgehen kann: https://konradweber.ch/2018/11/08/deep-fake-videos-verifizieren/ Generell kommen wir nicht umhin, dranzubleiben. Falsche Darstellungen zu korrigieren, auf Lügen hinzuweisen. Selbstverständlich entfalten diese Fälschungen eine Wirkung und untergraben das Vertrauen von Menschen in Medieninhalte. Aber dieses Misstrauen ist ja auch der Kern, um einen mündigen Umgang mit Medien zu erreichen. Solche Bewegungen führen in der Geschichte der Menschheit meist zu Gegenbewegungen.

Aus meiner Sicht sollten wir KI zuerst einmal nutzen, um Datenschutz, Datensicherheit und Vertraulichkeit bulletproof sicherzustellen. Denn Politik und Gesetze können in diesem Räuber/Gendarme-Spiel nicht gewinnen. Daher sollten wir zuerst unsere KI-Energie in diese Themen investieren, bevor wir damit Techniken aufbauen, bei denen der Persönlichkeitsschutz wieder hinterherhinkt. Mir macht nicht die KI Sorgen, sondern die dazu notwendigen Datensammlungen ausserhalb meines Einflussbereiches...

Lothar Thiele: In der Tat werden Methoden des maschinellen Lernens (um den Begriff KI nicht überzustrapazieren) dazu verwendet, um Angriffe aif die Datensicherheit zu erkennen. Aber "bulletproof" kann von diesen Methoden nicht erwartet werden, da sie dafür nicht geeignet sind; man kann ihr Verhalten nicht nachweisen. Sicherheit kann nur durch Systeme erreicht werden, die bestimmte Angriffe beweisbar abwehren.

Was nützen alle diese Bemühungen für unsere Gesundheit, wenn wir auf der anderen Seite vergiftet und krank gemacht werden z.B. durch Luftverschmutzung, Nahrungsmittelzusätze, Umweltgifte usw.?

Urs Stromer: Die Digitalisierung hilft auch bei den von Ihnen angesprochenen Themen. In der Agrarindustrie hat die Digitalisierung bereits Einzug gehalten um zum Beispiel mit Drohnen die Düngung oder Schädlinge von Feldern flächendeckend zu überwachen und nur dort zu Düngen zu bekämpfen wo es nötig ist. Mit Internet of Things, Messgeräten die ohne Verkabelung an beliebigen Standorten die Luftverschmutzung messen, kann die Luftverschmutzung genau erfasst und den Verschmutzen auf den Grund gegangen werden.

+++ Ich habe im Moment keine Fragen ich staune nur was da alles auf uns zukommt. Aber ganz wichtig: ein riesiges Kompliment an Frau Wille, wie kompetent und klar sie durch diese Sendung führt! Sensationell!! Mit freundlichem Gruss Heidi Kundert +++

Personalisierte Medizin ok. Aber was ist z. B. mit personalisierten Wahlempfehlungen aufgrund des Verhaltens des Individuums in den sozialen Medien, Stichwort Cambridge Analytica

Adrian Lobsiger: Das automatisierte Zuspielen von personalisierten Informationen, um potentielle Kunden zur Bestellung von Waren und Dienstleistungen zu motivieren, gehört zum Alltag des e-commerce. Diese Methoden der gezielten digitalen Anpsrache werden inzwischen auch verwendet, um die poltische Meinungsbildung der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu beeinflussen. Wer Daten im Kontext von Wahlen und Abstimmungen bearbeitet, muss sich bewusst sein, dass das Datenschutzrecht Informationen zu politischen und weltanschaulichen Ansichten einem höheren Schutzniveau unterstellt, als vergleichbare Bearbeitungen im kommerziellen Umfeld. Die Datenschutzbehörden von Bund und Kantonen werden deshalb mit Blick auf die Wahlen 2019 noch in diesem Jahr einen Leitfaden zur Datenbearbeitung im politischen Kontext veröffentlichen. Dieser wird sich unter anderem an die sozialen Medien richten.

Wegen Vertrauen in die Digitalisierung: Wieso ist die Schweiz im Zusammenarbeit mit der EU nicht fähig, Milliarden in das Design und die transparente Produktion von Offener Hardware (OpenHardware) zu investieren? Es dürfte hinreichend sichtbar sein, dass weder amerikanischen noch chinesischen Lieferketten zu trauen ist. Solches Engagement würde nicht nur Arbeitsplätze im europäischen Raum schaffen, sondern würde Selbstermächtigung über (sensible) ICT-Systeme erlauben; auch exporthalber wäre gut.

Martin Steiger: Fähig? Vielleicht. Willig? Nein. Open Hardware würde in jedem Fall das Vertrauensproblem lösen, wie es ja nicht nur in Bezug auf China und die USA besteht, sondern auch in Europa. Auch wir leben bekanntlich in Staaten, die ihren eigenen Bürgerinnen und Bürgern nicht vertrauen.

Was ist los mit dem direkten flirten im weitesten sinn? Einander in die Augen schauen?

Philippe Wampfler: Augenkontakt verunsichert viele Menschen und ist kulturell sehr unterschiedlich ausgeprägt – wenn Sie das als Flirten betrachten, können das andere Menschen als Herausforderung, Abweisung, Belästigung sehen. Wenn sich Menschen im öffentlichen Raum unter vielen Fremden bewegen, meiden sie Augenkontakt gerne, um Missverständnisse zu reduzieren. Aber auch im Ausgang ist Flirten nicht leicht, nicht Grenze zwischen aufdringlichem und erwünschtem Verhalten sehr schmal. Das mag erklären, weshalb Technologie verwendet wird, um Reize und Blickkontakt zu minimieren, aber auch um die Kontaktaufnahme zu vereinfachen.

Unser KMU (ca. 40 Mitarbeiter) hat sich bislang wenig mit Cybersecurity beschäftigt. Wir haben aber bemerkt, dass wir in dieser Richtung viel mehr unternehmen müssen. Wie gehen wir dieses unbekannte Thema am besten an? Welche Prioritäten soll man setzen?

Jonathan Isenring: Es gibt wie so oft kein eigentliches Patentrezept. Vorab: Cyber Security ist ein wichtiges Risiko für welches die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat in der Verantwortung stehen. Es gibt verschiedene Grundmassnahmen, welche ein guter erster Schritt sein können (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Zuweisen von Verantwortlichkeiten für die Informations- und Systemsicherheit, das Kennen der eigenen wichtigen Assets und verstehen des Gefährdungspotenzials, verstehen welche Systeme im Netz vorhanden sind, Sensibilisierung und Training der Mitarbeitenden zum Thema Sicherheit (oftmals ist der Faktor Mensch das grösste Gefahrenpotenzial), bewusste Regelung der Zugriffsbeschränkungen auf Daten und Systeme, regelmässige Updates/Patchen von Systemen, Durchführung von Sicherheitsprüfungen, Berücksichtigung von Sicherheit und Datenschutz beim Einkauf oder der Entwicklung von neuen Systemen, das Back-up von Daten/Systemen und nicht zuletzt auch die Erarbeitung eines Massnahmenplans im Falle eines "Angriffs".

Ich bin so ziemlich schockiert über die Aussagen von gewissen Experten! Das meiste wird erklärt auf der Basis von Wunschdenken und Spekulationen! Man berücksichtigt nicht mal mehr die Vergangenheit. Die meisten haben keine Ahnung mehr was passiert! Wir werden zur Kosnumgesellschaft, nur gibt es immer weniger Konsumenten!

Martin Steiger: Ich empfehle ein wenig abendliche Entspannung: https://www.der-postillon.com/2012/07/schockstudie-enthullt-wir-werden-alle.html

Daten werden auch gesammelt beim Bezahlung mit Plastikgeld. In Schweden ist bezahlen mit Bargeld fast zu 100% nicht mehr Möglich. Wie sind Probleme bei Ausfall der Datennetze oder Stromausfall? Müssen die Geschäfte "Einzahlungsscheine" abgeben?? :-)

Urs Stromer: Unternehmenskritische Systeme werden so aufgebaut, dass diese über eine lokale Autonomie verfügen, das Bezahlen ist dann für kleinere Beträge noch möglich. Bei grossen Verkaufsstellen mit viel Umsatz werden die Kassen redundant ans Netz angeschlossen, also über zwei Leitungen und zwei verschiedene Netzlieferanten um Totalausfälle zu vermeiden.

1) Werden uns (zumeist Europa) andere Länder durch ihre \"geringeren\" Ethik-Richt- oder Leitlinien überholen (Stichworte: Mindsciences/Cyborg)? 2) \"Medienbildung\" ist wichtiger als \"Digital Skills\" - was ist Ihre Meinung zu dieser Aussage? 3) Was ist für Sie \"Digitale Mündigkeit\"?

Abraham Bernstein: Das sind drei spannende Fragen: Zu (1) Ich denke kulturelle Unterschiede bei ethischen Fragen gibt es schon lange. Die Frage ist, wo die ethischen Richtlinien aus anderen Regionen uns betreffen. Und das ist wiederum eine Frage, die uns noch eine Weile beschäftigen wird. Zu (2) Medienausbildung ist sicherlich wichtig. Ich würde sie eindeutig als eine der Digital Skills verstehen. Zusätzlich muss man aber noch verstehen, wie man mit Daten umgeht, Computational Thinking -- also das Denken in Abläufen, wie sie auch in Programmen verwendet werden -- anwenden können, das Wechselspiel zwischen Technik und sozialem Umfeld, sowie die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Zu (3) gehört für mich die oben stehenden Skills zu beherrschen.

Wäre es möglich das wir in Zukunft auch in der Schweiz so stark überwacht werden, wie in China, was die Kameras draussen angeht ?

Lothar Thiele: Technologisch gesehen, ja. Aber dies ist vielmehr eine gesellschaftliche und politische Frage. Ich hoffe, dass in der Schweiz in naher Zukunft keine Diktatur eingeführt wird. Aber es ist durchaus möglich, dass sich ein gesellschaftliches Einverständnis mit einer solchen Überwachung einstellt. Die Argumente wären klar: mehr Sicherheit, weniger Betrug, Belohnung sozial akzeptierten Verhaltens. Es ist eine Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte, einen solchen Überwachungsstaat zu verhindern.

Bedenken habe ich der Datenwelt gegenüber vor allen gegen die Kommerzialisierung meiner Daten, ohne jede Transparenz nota bene. Solang ich bei den grossen Datenkraken wie Google und Facebook lediglich zwischen ja und ja auswählen kann werde ich mich konsequent weigern, Gesundheitsdaten, Fitnessdaten, usw. irgend jemandem zur Verfügung zu stellen. Ich traue in dieser Beziehung niemandem, auch nicht meiner Krankenkasse, meiner Autoversicherung, .... Sie alle haben ihren Profit im Fokus.

Urs Stromer: Radikale Haltung, aber durchaus nachvollziehbar. Es ist halt immer eine Kosten/Nutzen Frage auch für den Anwender/Konsumenten. Wenn Sie gut damit leben können ist das gut so.

Für mich ist die zentrale Frage bei der Digitalisierung in der Arbeitswelt, ob sie den Menschen wirklich ein Mehrwert generiert. Macht es die Menschen glücklicher, wenn sie nur noch stereotype langweilige Überwachungsaufgaben wahrnehmen, statt selbst eine sie befriedigende Tätigkeit ausüben?

Jens Kaessner: Gerade stereotype langweilige Überwachungsaufgaben werden in Zukunft mit Sicherheit weniger von Menschen ausgeführt werden. Kreative Lösungen zu entwickeln, ist dagegen einfacher geworden, weil man die Umsetzung dieser Lösungen mit Hilfe der Informatik in viel grösserem Massstab schaffen kann als ohne ihre Hilfe. Also: langweilige Aufgaben verlieren, kreative Aufgaben gewinnen an Bedeutung. Das ist natürlich noch keine Garantie für glückliche Menschen. Die Welt verändert sich schneller als früher, und das schafft Unsicherheit. Diese Unsicherheit kann durchaus unglücklich machen.

In welchem Ausmass werden K.I. und Chatbots Interaktionen mit Brands und somit Beziehungen verändern? Gibt es in 10 Jahren überhaupt noch Werbung oder nur sehr stark kundenspezifische Beziehungen? Inwiefern hat GDPR Big Data eingeschränkt? Und : Ist Cross-Device Tracking überhaupt noch eine Challenge? So viele Fragen - ich freue mich über die eine oder andere Einschätzung dazu

Adrian Lobsiger: Es ist grundsätzlich nicht die Aufgabe der Datenschutzgesetzgebungen, digitale Technologien zu fördern oder zu hemmen. Vielmehr besteht die Ambition der Regelungswerke wie der GDPR oder des schweizerischen DSG darin, mit möglichst technologieneutralen Normen sicherzustellen, dass die Menschen auch in der digitalen Realität ihre Ansprüche auf Privatsphäre und Selbstbestimmungen durchsetzen können. Kommt es z.B. zu Individualkommunikation zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz lässt sich aus der GDPR ein Anspruch dieser Menschen ableiten, nicht im Ungewissen darüber gelassen zu bleiben, ob sie mit einer Maschine oder einem Mitmenschen kommunizieren. Die Betreiber solcher Programme müssen somit diese Transparenz garantieren.

+++ Müsste man in einer Demokratie von Menschen nicht Algorithmen in durch die Gemeinschaft "registrieren" lassen, wenn sie Entscheidungen über Schicksale fällen (z.B. Hire-View im HR)? +++

@Bernstein: Vielen Dank für Ihre Antworten. "Medienbildung" ist meines Verständnisses nach eben genau NICHT Digital Skills und "Digitale Mündigkeit" ist wahrlich keine Fertigkeit. Die Begriffe verweisen durch "Bildung" und "Mündigkeit" auf theoretische Ansätze etc., die im aktuellen Diskurs vernachlässigt/vergessen werden ... oder eben "aufwändiger/diskursiver" wären ...!?

Abraham Bernstein: Besten Dank für Ihre Reaktion auf meine Antwort. Ich denke die Medienbildung ist eine der Themen, die man im Zusammenhang mit der Digitalisierung verstärken muss. Ich meinte damit nicht, dass sie unbedingt in die Kategorie der Digital Skills gezählt werden soll. Über den Begriff der Mündigkeit müsste ich erst in Ruhe nachdenken.

Welche Werbe Blocker würden Sie empfehlen ? Es gibt z.b. Eblocker Pro, Raspberry PI mit PI-Hole, und für Computer Adblocker Plus als Beispiel. Mit Adblocker Programmen merkt der Anbieter z.b. Blick das man ein Adblocker verwendet. Ich suche ein Adblocker wo der Anbieter, also Blick nichts davon mitbekommt. Gibt es so etwas ?

Martin Steiger: Ich empfehle Ihnen die Browser-Erweiterung uBlock Origin (freie Open Source-Software, https://de.wikipedia.org/wiki/UBlock_Origin). Für iOS ist 1Blocker X (kostenpflichtig) eine gute Wahl. Ein Pi-Hole ist eine interessante Möglichkeit, gerade auch, wenn man sowieso einen Raspberry Pi im Einsatz hat (Siehe zum Beispiel https://blog.cryptoaustralia.org.au/2018/08/06/instructions-for-setting-up-pi-hole/ für den Einstieg). Allerdings: Wieso nicht einfach auf den Besuch von Websites verzichten, wo man mit einem Content-Blocker ausgesperrt wird?

Welches ist der beste VPN Dienst? Ist die Sicherheit wirklich so gut ?

Urs Stromer: Da muss unterschieden werden wofür Sie den VPN Dienst einsetzen. Meist wird ja ein VPN Tunnel genutzt um einen Anderen Standort vorzugeben um z.b. im Ausland bei einem Schweizer Internet TV Anbieter fern zu sehen. Ein Solcher Anbieter kann dann Ihr Traffic auch am Endpunkt angreifen, hier sollte man auf einen vertrauenswürdigen, kostenpflichtigen Anbieter setzen. Eine VPN Verbindung kann aber auch genutzt werden um sich die Kosten einer guten Firewall zu teilen, so wie es in vielen Firmennetzen gemacht wird. Die Firmen interne Kommunikation läuft über ein VPN Verbindung vom PC in das Firmennetz, wobei der Endpunkt in der Firma ist und der Internet Verkehr dann über eine Firmen Firewall ins Netz gespiesen wird. Hier lohnt es sich mit Fachleuten, spezialisierten Anbietern zusammen zu arbeiten.

wieso nennt man das alles irreführend ,, künstliche Intelligenz,,? Wo es doch keine künstliche Intelligenz geben kann? Es beruht ja alles auf Parametern und Algorithmen wie eh und jeh, – nur mit weit höheren Datenmengen und Prozessorleistungen. – diesbezüglich kein Unterschied unserer Programmierung vor vierzig Jahren, nur mit viel mehr Leistung und bedrohlichen Vernetzungen.

Lothar Thiele: Ich bin auch kein Freund des Begriffes "künstliche Intelligenz". Vielmehr sollte man für die heute eingesetzten Verfahren den Begriff "maschinelles Lernen" verwenden. Aber es gibt wohl doch einen Unterschied zum Programmieren vor vierzig Jahren und darauf weist der Begriff "maschinelles Lernen" besser hin: Die Funktion eines Programms wird nicht mehr direkt einprogrammiert, sondern das Programm lernt seine Funktion aus einer Vielzahl von Beispielen oder Daten. Dies ist ein fundamentaler Unterschied in Bezug auf die Leistungsfähigkeit dieser Art von Programmen, aber auch in Bezug auf die Nachvollziehbarkeit.

Sollten wir in der Schweiz nicht eine Nationalebewegung [Privat oder Offiziel] haben um AI zu fördern? Oder gibt es da schon was?

Dalith Steiger: Eine berechtigte Frage. Ja es gibt verschiedene Bewegungen und Initiativen. Im Rahmen der Digitalisierung fördert digitalswitzerland unser Land in den verschiedenen Bereichen. Eine sehr wertvolle Plattform. Im Bereich der künstlichen Intelligenz gibt es SwissCognitive, eine Plattform, welche alle die Thematik «down to earth» diskutiert und Firmen ermächtig sich dieser Thematik zu stellen. Es ist unabdingbar, dass die Schweiz ihre Kräfte vereint und sich als ein kompetitives Land in der Digitalisierung positioniert. Unser wertvollstes Gut in der Schweiz sind unsere Brains, unser Wissen. Kombiniert mit unserer Schweizerischen Qualität, Nachhaltigkeit usw haben wir die besten Voraussetzungen unser Land in Pole Position zu bringen. Und ja, dafür benötigen wir den Austausch zwischen den Firmen, Hochschulen, Forschung und Politik. Let’s rock the digital revolution and share for success.

Wie sieht die Bundesrätin den Standpunk: Public Money, public code? Bitte Richard M. Stallman erwähnen.

SRF Admin: Die Bundesrätin ist nicht Teil der Expertenrunde und kann ihre Frage deshalb nicht beantworten.

+++ Können wir in der Schweiz alle, auch globale, Unternehmen zwingen sämtliche in der Schweiz gesammelte Daten für die gesammte Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Hintergrund der Frage ist das Daten nur dann einen Wert haben wenn sie nicht frei Verfügbar sind (Angebot & Nachfrage). Wenn also alle Daten die gesammelt werden von allen genutzt werden können, dann verlieren die Daten ihren Wert (ausser dem Statistischen). Kann das funktionieren? +++

Ich mache mir Sorgen um die allgemeine Sicherheit. Je mehr Daten in einem einzelnen System erfasst werden wie künftig vielleicht bei selbstfahrenden Autos desto verwundbarer werden wir sein bei Hackerangriffen Systemübernahmen durch dritte die dann über uns entscheiden. Vergleichbar mit Monokulturen im Agrarberech wenn z.B eine Krankheit alle gleichen Kartoffelsorten Heimsuchen.Wöre es nicht besser verschiedenen Systeme nebeneinander zu führen anstelle 1 grosser too big to fail ?

Urs Stromer: Diversität der Systeme ist durchaus eine Strategie solchen Problemen auszuweichen, auch das trennen von Daten, so zum Beispiel die Identität einer Person in eine Datenbank, die Daten zu dieser Person in einer anderen Datenbank. Sinnvollerweise werden diese Datenbanken in unterschiedlichen Netzen betrieben. Monokulturen sind auch in der Informatik nicht immer die beste Lösung.

Je mehr Daten gesammelt werden, besteht hier künftig nicht die Gefahr, das Paralellwelten im Internet entstehen, wie heute schon das Darknet, kann der Schuss der Datensammlung nicht nach hinten losgehen ?

Katja Gentinetta: Vermutlich wird es nicht so sehr zwei parallele Welten geben, sondern eine Verschmelzung der beiden Welten - bzw. angesichts der Verschmelzung von Mensch und Maschine - eine Welt, in der die viirtuelle Welt die Oberhand bekommt?

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